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Wellenzauber

Wellenzauber

Titel: Wellenzauber
Autoren: Brigitte Johann
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Zeit, das Hoffen zu lernen.
    Der Gedanke überraschte sie. Sina führte die Gabel zum Mund, kaute mit Appetit und lächelte in sich hinein. Ja, dachte sie. Ich will die Hoffnung nicht aufgeben. Ich will um Federico kämpfen. Sina wusste genau, woher diese neue Entschlossenheit kam: Als sie draußen auf dem Meer getrieben war, ganz allein, mit den Wellen als einzige Freunde, da hatte sie trotz ihrer Todesangst immer nur denselben Gedanken gehabt: Wenn ich hier draußen sterbe, wird Federico niemals erfahren, wie sehr ich ihn liebe.
    Kerstin klatschte begeistert in die Hände. »So gefällst dumir. Also, hör zu! Wir treffen uns nachher mit Martha. Natürlich nur, wenn du dich stark genug fühlst.«
    »Ich bin vollkommen in Ordnung.«
    »Super. Martha, Florian und ich sind nämlich der Meinung, wir müssen jetzt endlich mal zur Sache kommen.«
    Dankbar sah Sina die Freundin an. »Was wäre ich nur ohne euch.«
    »Hm, lass mich mal nachdenken. Wie wär’s mit: eine magere alternde Hebamme in einer deutschen Geburtsklinik, die anderen Menschen zu ihrem Familienglück verhilft, bevor sie in ihre leere und kalte Wohnung zurückkehrt?«
    »O Gott, Kerstin, hör auf!« Es lief Sina eiskalt den Rücken hinunter.
    Dann wechselte sie schnell das Thema »Bist du glücklich mit Florian?«
    »Und wie!« Kerstin trank in zwei Zügen ein Glas Orangensaft aus. »Der Mann, das unbekannte Wesen. Stell dir vor, er hat mir gestanden, dass er am Anfang von mir nur genervt war. Erst als ich abgereist bin, hat er plötzlich festgestellt, dass ich ihm fehle.«
    »Dann war es für dich auf jeden Fall die richtige Entscheidung.«
    »Für dich auch, Sina, wart’s nur ab.«
    Als Treffpunkt hatte Martha wieder die Bar Da Vittorio an der Hafenpromenade von Olbia vorgeschlagen. Sina, Kerstin und Florian waren pünktlich da, Martha verspätete sich um fünfzehn Minuten.
    »Bitte entschuldigt. In der Altstadt war mal wieder kein Durchkommen. Wartet ihr schon lange?«
    »Nein«, sagte Kerstin. »Aber wir sind ziemlich gespannt, was du vorhast.«
    Sina schwieg und musterte Martha. Ihr war immer noch nicht klar, ob diese Frau aus reiner Freundschaft handelte oder eigene Ziele verfolgte. Martha hatte sich in den letzten Tagen rührend um sie gekümmert, trotzdem waren da noch ein paar offene Fragen. Kerstin schien es ähnlich zu gehen, denn sie setzte plötzlich eine entschlossene Miene auf.
    »Was wir gern vorher noch wissen möchten: Warum tust du das alles? Wieso machst du dir die Mühe, Sina herzubringen, und willst sie jetzt unbedingt mit Federico verkuppeln? Es kann ja auch nicht so einfach gewesen sein, Professor Haber zu überreden, uns seine Reise abzutreten.«
    »Oh«, sagte Martha und kicherte. »Das war der leichteste Teil meines Plans. Ich habe ihn erpresst.«
    Die Freundinnen rissen die Augen auf.
    »Erpresst?«, wiederholte Sina.
    »Unseren Chef?«, fragte Kerstin.
    »Den allmächtigen Herrscher?«, erkundigte sich Florian, und Sina fand, dass er ziemlich fassungslos aussah.
    Martha winkte bescheiden ab. »Ach, es gibt da eine alte Geschichte mit einer Geburt, die nicht so gut verlaufen wäre, wenn ich nicht eingegriffen hätte. Aber fragt mich nicht nach Einzelheiten. Ich habe geschworen, niemals darüber zu reden.«
    »Ist ja ein Ding«, meinte Kerstin.
    Sina empfand neue Achtung für die Ältere, aber auch Furcht. Martha schien zu allem entschlossen zu sein. »Ich möchte gern wissen, warum du das alles tust«, sagte sie leise.
    »Ganz einfach. Ich will mich zur Ruhe setzen. Meine Nichte Barbara lebt in Hamburg. Zu ihr möchte ich ziehen. Sie hat zwei süße kleine Töchter, die ich kaum kenne, und sie kann meine Hilfe gut gebrauchen. Aber ich möchte Federico auch nicht so plötzlich im Stich lassen.«
    »Aber …« Sina begriff gar nichts mehr. »Was hat das mit mir zu tun?«
    »Bist du noch nicht von allein drauf gekommen? Du sollst hier meinen Platz einnehmen. Reinhold Haber hat mir berichtet, dass du deinen Job sehr gut machst. Mit den deutschen Touristinnen kannst du dich schon verständigen, und Italienisch lernst du bestimmt schnell. Würde es dir nicht gefallen, für immer auf Sardinien zu leben?«
    Sina öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn wieder, starrte Martha nur an.
    »Hammermäßig«, murmelte Kerstin.
    »Wie bitte?«, fragte Martha freundlich.
    »Hast du auch bedacht, dass die ganze Geschichte voll in die Hose gehen könnte?«
    Florian nickte und legte Kerstin einen Arm um die Schultern. »Bisher ist ja so
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