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Wellenzauber

Wellenzauber

Titel: Wellenzauber
Autoren: Brigitte Johann
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aber noch während er nach dem nächsten Gegenargument suchte, klingelte sein Handy.
    »Das Baby kommt!«, schrie eine Männerstimme auf Deutsch, die Federico sofort erkannte.
    »Unmöglich«, erwiderte er ruhig. »Claudia ist erst in der fünfunddreißigsten Woche.«
    »Sag das mal dem Baby! Vielleicht gefällt ihm ja die Schaukelei so gut, dass es schön früher rauswill.«
    »Bleib ganz ruhig, Robert. Ich bin schon auf dem Weg«, erwiderte Federico und schnappte sich seine Arzttasche. »Sag mir, wo ihr genau seid.«
    Während Robert Köppen antwortete, bemerkte Federico aus den Augenwinkeln, dass Lorella ihm nachlief. Das Telefon der Praxis läutete, aber sie kümmerte sich nicht darum. Federico knirschte mit den Zähnen. Früher oder später musste er Lorella ein für alle Mal klarmachen, dass sie sich wieder auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren musste. Aber jetzt war dafür keine Zeit. Wenn es bei Claudia wirklich losging, hatte er andere Sorgen.
    Claudia und Robert Köppen waren seit zehn Jahren mit Federico befreundet. Sie lebten in Köln und verbrachten jedes Jahr ihren Sommerurlaub an der Costa Smeralda. Sie waren ganz normale Leute, beide Lehrer und schon über vierzig. Es machte ihnen Spaß, einmal im Jahr ein wenig Luxus zu genießen, und dafür charterten sie sogar eine Yacht.
    Als er von Claudias später Schwangerschaft erfuhr, hatte Federico den beiden von ihrem Urlaub abgeraten. Aber das Ehepaar war trotzdem gekommen. Ihr Frauenarzt zu Hause hätte keinerlei Bedenken gehabt, erklärte ihm Claudia bei ihrer Ankunft und tätschelte ihren runden Bauch.
    Federico hatte genickt und trotzdem auf einer gründlichen Untersuchung bestanden. Erst als er sich davon überzeugt hatte, dass es der werdenden Mutter und dem ungeborenen Baby gut ging, hatte er sein Okay für die Ausflüge mit der gecharterten Yacht gegeben.
    Diese Entscheidung bedauerte er jetzt zutiefst.
    Im Laufschritt erreichte er sein Auto und sprang hinein. Lorella ließ sich neben ihn auf den Beifahrersitz fallen. Federico warf ihr sein Handy zu. »Lass dir von Robert genau erklären, wo das Beiboot auf uns wartet.«
    »Va bene«, sagte sie nur.
    Einer der beiden Männer, die auf Sina zuliefen, hatte ein Handy am Ohr und brüllte auf Deutsch eine Lagebeschreibung.
    Es beruhigte sie, ihre Muttersprache zu hören, und als die Männer etwa die Hälfte der Strecke zwischen dem Wasser und ihrem Liegestuhl zurückgelegt hatten, hätte sie über ihre eigene Angst lachen können. Die beiden sahen so gar nicht wie Piraten oder Mafiosi aus. Der Mann mit dem Handy war Mitte bis Ende vierzig, trug karierte Shorts, ein Unterhemd, Birkenstock-Sandalen und eine hellblaue Socke. Sina schaute noch einmal hin. Tatsächlich. Nur eine Socke, am linken Fuß. Offensichtlich war er in größter Eile aufgebrochen.
    Schon wieder musste sie sich ein Lachen verkneifen. Der andere Mann war klein, krummbeinig und um einiges älter als der Deutsche. Seine Haut sah aus wie rissiges Leder und zeugte von einem Leben unter südlicher Sonne, vermutlich auf der Yacht da draußen. Sina nahm an, dass er der Skipper war.
    »Das sind keine Vorwehen!«, schrie der Deutsche jetzt in sein Handy. »Das sind Geburtswehen! Ich weiß das. Ich habdoch den ganzen verfluchten Vorbereitungskurs mitgemacht. Wann bist du hier? Was? Das darf doch nicht wahr sein! Ich muss aber sofort zurück aufs Schiff.«
    Sina spitzte die Ohren, als der Mann jetzt seinen Lauf verlangsamte und ziemlich kleinlaut wirkte. »Ja, ich weiß. Ich hätte sie nicht allein lassen dürfen. Aber unsere Nichte ist bei ihr, und ich dachte, ich hol dich schnell ab. Weißt du, Claudia schreit ziemlich laut.«
    Sina verzog keine Miene, bei sich dachte sie jedoch: Klarer Fall von Panikattacke beim werdenden Vater.
    »Also gut«, sagte der Mann jetzt in sein Handy. »Ich fahre sofort zurück und schicke dann den Skipper wieder an den Strand, damit er auf dich wartet.«
    Damit klappte er das Gerät zu und sah sich einen Augenblick lang hilflos um. »Wir müssen umkehren, Guido«, sagte er zum Skipper, der offenbar gut Deutsch verstand, denn er war schon vorher abwartend stehengeblieben. Sofort nickte er und machte auf dem Absatz kehrt.
    »Warten Sie«, rief Sina und ging zwei Schritte auf den Deutschen zu.
    »Ja?« Er schien sie erst jetzt überhaupt wahrzunehmen, obwohl sie vorhin den Eindruck gewonnen hatte, er laufe direkt auf sie zu.
    »Nehmen Sie mich mit auf Ihre Yacht. Ich kann Ihrer Frau helfen.«
    »Sie?« Sein Blick
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