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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)
Autoren: Carola Herbst
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Franz fasste jedoch die drei Türen im Erdgeschoss ins Auge. Sie waren verschlossen und stellten ihn vor die Frage, an welche er klopfen sollte. Franz blieb einen Augenblick stehen und lauschte. Irgendwie kam er sich wie ein Eindringling vor. Doch dann glaubte er, hinter der rechten Tür Papierrascheln vernommen zu haben. Kurz entschlossen klopfte er.
    „Herein“, brummte eine Stimme. „Ah, Euer Gnaden.“ Stein erhob sich sofort hinter seinem Schreibtisch, als er erkannte, wer ihn besuchte. Er begrüßte Franz förmlich. „Bitte!“ Er wies auf einen alten abgewetzten Stuhl, auf dem gewiss schon viele Bittsteller Platz genommen hatten. Franz nahm die Sitzgelegenheit dankend an. Auch Stein setzte sich.
    „Zuallererst möchte ich Sie darum bitten, mit ‚Euer Gnaden‘ aufzuhören. Solcherlei Anrede kommt mir nicht zu, ich bevorzuge das einfache ‚Sie‘.“ Er lächelte und fuhr dann fort: „Nun, ich wollte Sie nicht aufhalten und Sie von Ihrer wohlverdienten Mittagspause abhalten, aber ...“
    Stein winkte ab. „Machen Sie sich keine Sorgen. Elsi sorgt schon dafür, dass ich nicht verhungere.“ Er verdrehte die Augen und blies die Wangen auf.
    Franz schmunzelte, doch es hatte keinen Zweck, sein unangenehmes Anliegen länger hinauszuschieben. Er begann erneut und sagte rundheraus: „Ich beging leichtsinnigerweise einen Fehler, habe Elsi erzählt, mein Vater suche in Kürze das Gut auf. Ich wollte Ihnen keinesfalls vorgreifen und bitte Sie deshalb, mein unbedachtes Vorgehen zu entschuldigen.“
    Stein war überrascht. Franz von Klotz war anders als ihm bekannte Adlige. Stein hatte es bis dahin noch nicht erlebt, dass ein hochgeborener Spross eines alten Adelsgeschlechtes vor einem bürgerlichen Angestellten unumwunden zugab, einen Fehler gemacht zu haben. Er entspannte sich zusehends, zugleich war ihm nicht wohl in der eigenen Haut, weil er nach einer Möglichkeit suchte, die Sache für beide Beteiligte abzuschließen.
    Es entstand eine peinliche Pause und gerade als Franz erneut anhub zu sprechen, klopfte es an der Tür.
    „Entschuldigen Sie mich bitte ...“ Offenbar erleichtert über den willkommenen Zwischenfall stand Stein ein bisschen zu rasch auf und öffnete die Tür.
    „Seien Sie gegrüßt, mein lieber Stein!“ Eine volltönende Stimme nahm den kleinen Raum ein. „Ich war gerade in der Gegend und wollte es nicht versäumen, mich nach Ihrem Befinden zu erkundigen.“ Ein großer Mann, schon ergraut, aber von kräftiger Statur, schob sich in das Arbeitszimmer. Franz erhob sich.
    „Oh, Sie haben Besuch.“ Sofort richtete sich das Interesse des Neuankömmlings auf den jungen Offizier.
    „Darf ich die Herren miteinander bekannt machen“, bot Stein an. „Baron von Borowsky, Leutnant Franz Friedrich von Klotz. Baron von Borowsky ist der Eigentümer des Gutes Karlsholz in der Nachbarschaft. Leutnant von Klotz ...“ An dieser Stelle des Zeremoniells wurde Stein unterbrochen.
    „Ist gewiss ein Sohn? ...“ Zustimmung bei Franz erkennend fuhr der Gutsbesitzer fort, „meines ehrenwerten Nachbarn Graf Klotz.“ Borowsky schien begeistert. „Was für eine Freude“, rief er aus und schüttelte dabei mit beiden Händen kräftig die Rechte, die Franz ihm entgegengestreckt hatte. „Ich bin hier abgestiegen, weil ich meinen guten Freund Stein zu einer Jagdgesellschaft einladen will. Es wäre mir eine Ehre, auch Sie als meinen Gast begrüßen zu dürfen.“ Borowsky schaute Franz erwartungsvoll an.
    „Wenn ich Ihnen raten darf, so sollten Sie annehmen“, ließ Stein verlauten. „Es wird Ihnen ein Schauspiel geboten“, fügte er vielsagend hinzu, dabei zwinkerte er Franz vertraulich zu und grinste breit.
    „Ich danke Ihnen für die Einladung und schließe mich gern Ihrer Gesellschaft an“, erwiderte Franz, einerseits erstaunt über Steins geheimnisvolles Gehabe, andererseits ehrlich erfreut, an einer Jagd teilnehmen zu können.
    „Wunderbar, dann ist das abgemacht“, freute sich Borowsky. „Einer meiner Diener wird Sie am Sonntag abholen.“ Zu Stein gewandt fuhr er fort: „Wie geht es dem Welpen, den ich Ihnen überlassen habe?“
    „Oh, sehr gut“, entgegnete Stein. „Ich denke, er wird ein echter Saupacker. Meine Stiefel hat er bereits umgebracht.“
    Alle lachten. Borowsky nahm die heitere Stimmung zum Anlass, sich zu verabschieden. Er entschuldigte seinen Aufbruch mit Verpflichtungen, die keinerlei Aufschub duldeten.
    Noch eingenommen von Borowskys Vitalität und Herzlichkeit blieben
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