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Weinland & Stahl

Weinland & Stahl

Titel: Weinland & Stahl
Autoren: Bad Blood 01 - Das Blut der Nacht
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gewöhnlich nur Privatmann zu sein pflegte. Auch dieser Teil des Weißen Hauses wurde bewacht, doch niemand hielt Abraham auf, als er den Wohnbereich betrat. Jeder wusste, dass er mehr war als nur ein Berater des Präsidenten, dass er eigentlich ein 'Freund der Familie' war.
    Dass er ein Freund
jeder
Familie gewesen war, die hier in der Vergangenheit für vier oder acht Jahre gewohnt hatte, wusste indes niemand. In dieser Hinsicht hatte Abraham es nie an der nötigen Vorsicht mangeln lassen, um Misstrauen nicht einmal im Keim aufkommen zu lassen.
    Vor einer weißen Schleiflacktür blieb er stehen. Er spürte die Anwesenheit einer Person dahinter, und er spürte auch, dass es die war, wegen der er hergekommen war.
    Wieder lächelte der Vampir.
    Er mochte zwar stets ein Freund der gesamten Präsidentenfamilie gewesen sein, aber sein Verhältnis zu den Damen war schon immer ein kleines bisschen freundschaftlicher gewesen als zum männlichen Rest der Sippschaft...
    Er klopfte an, wartete jedoch nicht auf das "Herein" und trat ein. Der Livingroom jenseits der Tür war groß genug, um einer mindestens zehnköpfigen Familie bequem Wohnraum zu bieten. Die blonde Frau, die dort inmitten der fast wuchernden Polsterlandschaft saß, wirkte beinahe ein wenig verloren.
    Fast erschrocken wandte sie sich der Tür zu, doch aller Schrecken wich aus ihren herrlich reifen Zügen, als sie den Besucher erkannte.
    "Abraham!" rief sie erfreut. "Wie schön!"
    Der Vampir schloss die Tür, glitt näher und ließ sich, nicht nur wie zufällig ganz in ihrer Nähe, in die Polster sinken.
    "Mir schien, du könntest etwas Gesellschaft gebrauchen", meinte er.
    "Und du hast dich wie immer nicht geirrt", entgegnete sie. "Was hältst du von..."
    Sie verstummte, als Abrahams Blick sich in den ihren bohrte, und vergaß ihr Vorhaben, aufzustehen und ihrem Vertrauten ein Aquarell zu zeigen, das sie am Nachmittag gemalt hatte.
    Natürlich vergaß sie es nicht ganz freiwillig. Und auch die Gefühle, die plötzlich in ihr erwachten, kamen nicht von ihr selbst.
    Sie blieb sitzen, schlug die Beine übereinander und rückte mit dieser unscheinbaren Bewegung näher an Abraham heran.
    "Ich wusste schon immer, was du brauchst", sagte der Vampir.
    "Und niemand ist wie du in der Lage, es mir zu geben", erwiderte sie. Es klang, als hätte sie die Worte auswendig gelernt.
    Die fließende Bewegung, mit der sie in die cremefarbenen Polster zurücksank, war Provokation und Einladung in einem. Der Beginn eines Rituals, das sie mit Abraham schon hundertmal zelebriert hatte und an das sie sich danach doch nie erinnern konnte.
    "Oh, Abraham", wehte es von ihren leicht geöffneten Lippen. "Komm her zu mir..."
    Der Vampir beugte sich vor; seine Hände berührten ihre Knie und schoben sich höher, teilten den seidenen Kimono, der ihren wunderbar weiblichen Körper umschmeichelte.
    Sein Lächeln hätte ein heimlicher Beobachter für Lust gehalten, doch es war viel mehr als das. Die Vorstellung, dass diese Frau, die jeder für stark, emanzipiert und die einzig wahre Beraterin ihres Gatten hielt, in seiner bloßen Gegenwart zu Wachs wurde, amüsierte Abraham.
    Doch nur bis zu jenem Moment, da er selbst zu zerfließen glaubte.
    Doch es war ganz und gar nichts Angenehmes an diesem Gefühl. Es ging einher mit Schmerzen, mit furchtbaren Schmerzen. So gewaltig, dass er meinte, all das, was er in den Tagen seit der Infizierung mit dem todbringenden Keim durchlitten hatte, würde sich wiederholen – doch diesmal verteilte sich die Qual nicht auf Tage, sondern konzentrierte sich auf Sekunden!
    Der Vampir krümmte sich, stöhnte, weil er nicht einmal mehr die Kraft zum Schreien fand. Er konnte regelrecht spüren, wie seine Haut welk wurde, wie sein Fleisch austrocknete.
    "Abraham! Was ist mit dir?"
    Die First Lady setzte sich auf und rutschte zugleich von ihm weg. Der hypnotische Bann zerbrach.
    "Ich..."
    Der Vampir ließ sich von den Polstern fallen, richtete sich mit knirschenden Gelenken auf und taumelte davon. Nur anfangs blindlings, dann auf eine Tür zu. Er wollte weg, nur weg. Niemand durfte sehen, was mit ihm geschah!
    Irgendwie schaffte er es, sich in das angrenzende Badezimmer zu schleppen, und noch bevor sie ihm folgen oder auch nur etwas sagen konnte, hatte er die Tür hinter sich verriegelt.
    Es dauerte lange, bis sie Hilfe holte. Sie erzählte den beiden Security Männern, dass Abraham schlecht geworden wäre, dass er hinter der verschlossenen Tür grauenerregend gestöhnt
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