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Weinland & Stahl

Weinland & Stahl

Titel: Weinland & Stahl
Autoren: Bad Blood 01 - Das Blut der Nacht
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verstärkte, weil sie sonst vielleicht gestürzt wäre!
    Der Ursprung des Schreis lag unzweifelhaft drüben im Kloster. In jener Kapelle, in der Vampire und Nonnen sich aus irgendeinem Grund versammelt hatten.
    Und in dem Schrei, so schien es Heaven, lagen weder Angst noch Qual.
    Nur eines beseelte ihn.
    Macht.
    Unglaubliche, namenlose Macht.
    Und doch war es nur der Schrei...
    ... eines Kindes?
    Heaven schloss die Augen, sperrte jede Empfindung aus, konzentrierte sich –
    – und flog los!
     
     
    "Ist es nicht wunderbar?"
    Rebeccas strahlender Blick glitt über die vielhundertköpfige Schar, die die Kapelle fast zum Bersten füllte. Doch sie hatten alle Platz gefunden. Alle, die sie gekommen waren, um das Kind zu sehen, um das Wunder, das es war, selbst und am eigenen Leibe zu erfahren.
    Und das Wunder – wirkte von neuem.
    "Sieh hin", flüsterte Mariah. "Sieh nur..."
    Rebecca konnte nur nicken, so sehr schlug das Geschehen sie in seinen Bann, so sehr bezauberte sie, was sie mit ansehen durfte.
    Wieder holte das Kind tief Luft, und diesmal schien es, als wollte es nie mehr damit aufhören. Doch schließlich hielt es natürlich doch inne, öffnete den Mund und entließ mit einem herrlichen Schrei alles, was in ihm war!
    Wieder entwich seinen Lippen etwas, das sich am ehesten mit einer golden schimmernden Wolke beschreiben ließ, doch sie war ungleich größer und gewaltiger als jene, die vor wenigen Nächten nur den einen Vampir berührt hatte.
    Und sie hatte eine gänzlich andere Wirkung.
    Zwar senkte sich der Atem des Kindes auch hier auf die Vampire nieder. Doch diesmal drang er nicht in ihre welke, rissige Haut ein. Das Etwas ummantelte sie nur, hüllte sie in durchscheinende, flirrende Kokons – die etwas mit den Vampiren taten. Die in seltsame Bewegungen gerieten, sich wie in Krämpfen wandten.
    Die – saugten!
    Unsichtbar entsprossen dem Glimmern Abermillionen nadelfeiner Zähne, die sich in die ausgemergelten Körper der Vampire senkten und ihnen entzogen, was an allerletzten Resten von Kraft und Energie noch in ihnen war.
    Ein Chor wie von verdammten Seelen in der tiefsten Hölle schwoll an, und doch war er nicht so laut, wie er es in Anbetracht der Vielzahl von wehklagenden Stimmen hätte sein müssen. Die Kokons dämpften die Schmerzensschreie der Vampire, als zögen sie selbst daraus noch Stärke.
    Und dann, ganz langsam und kaum merklich, kehrte sich der schimmernde Strom zwischen dem Kind und den Blutsaugern um. Er floss nicht länger aus dem Mund hin zu den Vampiren, sondern zurück, angereichert mit allem, was er aus den fast schon toten Leibern herausholen konnte.
    Doch das bekam zumindest Rebecca schon nicht mehr mit.
    Da hatte sie bereits der Stimme gehorcht, die plötzlich in ihr gewesen war und ihr einen Befehl gegeben hatte, dem sie sich nicht widersetzen konnte:
    Jemand kommt. Und er scheint uns nicht wohlgesonnen. Geh und halte ihn auf.
     
     
    Heaven widerstand der Versuchung, direkt auf dem Hof zu landen, um von dort aus einen Blick durch die noch immer offenstehende Tür ins Innere der Kapelle zu werfen.
    Der Schrei des Kindes war inzwischen verstummt, doch sein Echo schwang noch in der Halbvampirin nach und marterte sie.
    Was taten diese Bestien einem kleinen Kind nur an? Welche Rolle spielte es in ihren rätselhaften Plänen oder bei dem, was immer hier auch geschehen mochte? Erhofften sie sich von seinem unschuldigen Blut Erlösung oder Rettung?
    Heaven fand keine Antwort darauf, und es war müßig, sich ohne weitere Informationen den Kopf darüber zu brechen. Sie musste sich einen Überblick verschaffen, dann konnte sie handeln. Aber die Zeit drängte.
    Sie landete unweit des Glockenturmes auf dem ziegelgedeckten Dach der Kapelle. Dort hatte sie eine undichte Stelle entdeckt, durch die sie vielleicht hinuntersehen konnte. Sie transformierte in menschliche Gestalt und befahl dem Symbionten, sie wieder in den Catsuit zu hüllen, der ihr größtmögliche Bewegungsfreiheit ließ. Dann kroch sie vorsichtig und so leise wie nur möglich auf die Stelle des Daches zu, durch die von unten Licht heraufstieg.
    Licht – und ein Gestank, wie ihn sonst wohl nur ein Lazarett voller Pestkranker verströmen konnte!
    Heaven versuchte möglichst flach zu atmen, doch der Brechreiz ließ sich kaum niederkämpfen. Dem Odem Hunderter bei lebendigem Leib verfaulender Vampire konnte sie auf diese Weise nicht entgehen.
    Trotzdem schob sie sich zentimeterweise weiter nach vorne, drehte immer wieder das
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