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Weinland & Stahl

Weinland & Stahl

Titel: Weinland & Stahl
Autoren: Bad Blood 01 - Das Blut der Nacht
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sein, was ihm den ultimativen Kick gab: Abraham hatte sich schon damit abgefunden gehabt, sterben zu müssen, in qualvollem Siechtum über Tage oder womöglich Wochen hinweg bei lebendigem Leibe zu verfaulen. Doch er hatte ein zweites, ein
neues
Leben erhalten, und er war fest entschlossen, dieses Geschenk auszukosten bis zur Neige, in all den Jahrhunderten, die ihm jetzt noch bleiben würden.
    Dass er sich über die Art und Weise,
wie
er an diese neue Kraft gelangt war, nie wirklich Gedanken machte, darüber wunderte sich der Vampir in manchen Momenten selbst. Doch er schaffte es nie, den Gedanken lange genug festzuhalten, um ihm wirklich nachgehen oder ihn gar bis zum Ende verfolgen zu können. Die Frage nach dem Warum zerfaserte stets, kaum dass sie hinter seiner Stirn entstanden war, und allerhöchstens einen trägen Schlag seines schwarzen Herzens später interessierte ihn die Antwort darauf nicht mehr.
    Es zählte nur noch eines: die Kraft zu nutzen; Dinge zu tun, von denen er geglaubt hatte, dass er sie nie mehr würde tun können.
    Und während er in der Nacht über Washington badete, schrille Schreie fast wahnsinnig machender Lust in die Finsternis ausstoßend, beschloss der Vampir, nicht länger zu warten.
    Es gab so viele Dinge, die ihn in einem Maße reizten, dass seine Sinne zu vibrieren begannen...
    Abraham legte die Flügel an, und sein kleiner bepelzter Körper wurde einmal mehr zum Geschoss, das hinab jagte, tiefer und tiefer dem Ziel entgegen: einem gewaltigen Anwesen zu, das Eleganz und Macht in einem ausdrückte; das den Menschen dieses Landes Symbol von Zuversicht und Hoffnung und Nationalstolz zugleich war.
    Das Weiße Haus.
    Abraham kannte das Gebäude wie vermutlich kein anderer auf dieser Welt. Niemand hatte so viel Zeit seines Lebens darin verbracht wie er. Denn niemandes Leben währte so lange wie das eines Vampirs.
    Im Schutz der Dunkelheit ging Abraham im weitläufigen Garten des Präsidentensitzes nieder, und als er hinter einem Buschgürtel hervortrat und über den Rasen auf einen der Eingänge zulief, waren seine Schritte federnd, seine Haltung so straff, als wäre jeder seiner Muskeln nicht einfach nur angespannt, sondern als stünde er kurz vor dem Zerreißen.
    "Hallo, Abe", sprach ihn ein Schatten an, der sich dicht außerhalb des Lichtes hielt, das jenen Eingangsbereich erhellte, der von außerhalb der 'Festung' (und kaum weniger war das White House im Grunde genommen) nicht auszumachen war.
    "Gregory", erwiderte der Vampir mit einem knappen Nicken zu der Gestalt hin, die für seine Augen in der Nacht fast so deutlich zu sehen war wie bei Tage.
    Gregory trug einen dunklen Anzug von speziellem Zuschnitt, doch auch der konnte die Ausbeulungen unter dem Stoff kaum tarnen. Die Bewaffnung des Security Mannes reichte aus, eine kleine Armee aufzuhalten. Man musste nur schnell genug damit zugange sein.
    Aber das war Gregory. Weil er, wäre es anders gewesen, nicht hier gestanden hätte...
    "Du siehst aus, als könntest du heute Nacht ganze Wälder mit bloßen Händen roden", grinste Gregory, und das blitzende Lächeln des Schwarzen schnitt eine weiße Halbsichel in die Nacht.
    Abraham erwiderte das Grinsen.
    "Vielleicht tu ich das ja noch", sagte er, während er den Zugangscode in das Tastenfeld neben der schweren Tür eingab. Sekunden später schwang sie wie von Geisterhand bewegt auf, und der Vampir betrat das Gebäude, von dem aus er seit sehr, sehr langer Zeit heimlich an der Weltherrschaft teilhatte und wo er Entscheidungen traf, die alle Welt stets anderen Männern zugeschrieben hatte – den angeblich 'mächtigsten Männern der Welt'.
    Abraham lächelte dunkel. Niemand wusste, wie gering die Macht dieser Männer wirklich war. Nicht einmal sie selbst...
    Der Vampir passierte einen weiteren Posten und fragte im Vorübergehen: "Ist er hier?"
    "Der Chef?"
    "Wer sonst?"
    Der Wachmann schüttelte den Kopf,
    "Nein. Heute Nachmittag mit dem Kopter nach South Carolina geflogen, Airbase Delta Charlie One. Die Jungs ein bisschen gegen Saddam anheizen", grinste er.
    "Vielleicht sollte ich dafür sorgen, dass er in dieser Sache endlich mal Nägel mit Köpfen macht", murmelte Abraham, so leise allerdings, dass der andere ihn nicht verstehen konnte.
    "Aber", fuhr der Vampir im Selbstgespräch fort, nachdem er um die nächste Gangbiegung getreten war, "erst das Vergnügen, dann die Arbeit."
    Sein Lächeln vertiefte sich, während er sich dem Bereich näherte, in dem 'Mr. President' für
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