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Weihnachtsmord auf Sandhamn ( 2 Kurzkrimis )

Weihnachtsmord auf Sandhamn ( 2 Kurzkrimis )

Titel: Weihnachtsmord auf Sandhamn ( 2 Kurzkrimis )
Autoren: Viveca Sten
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heiße Schokolade mit Schlagsahne. Während sie wartete, lauschte sie dem freundlichen Gemurmel im Hintergrund, das mal lauter, mal leiser wurde.
    Aus den Augenwinkeln sah sie, dass jemand winkte, und als sie den Kopf drehte, entdeckte sie einen alten Freund aus Kindertagen, Hannes Arnfeldt. Seine Familie hatte ein Haus in Trouville auf der östlichen Landspitze der Insel, und sie kannten sich seit dem Sandkasten.
    »Sara«, rief Hannes. »Frohes neues Jahr!«
    »Dir auch«, rief sie lächelnd zurück.
    Sie bezahlte ihre Schokolade, und als sie sich umdrehte, hatte Hannes sich halb erhoben und den Platz neben sich auf der Bank frei gemacht.
    »Komm, setz dich zu uns«, rief er.
    Sara zögerte, sah aber ein, dass sie keinen anderen Platz im Lokal finden würde. Sie nahm ihren Becher und ging zu Hannes hinüber. Er umarmte sie herzlich und machte sie mit seiner Clique bekannt, die alle im selben Alter wie sie selbst waren.
    Sie setzte sich und nippte an dem heißen Getränk.
    »Bist du über die Feiertage nicht bei deinen Eltern?«, fragte Hannes.
    »Nein.«
    Sie schüttelte den Kopf und schälte sich aus der dicken Jacke, um nicht vor Hitze einzugehen.
    »Dann erwartest du selbst Gäste? Mit der letzten Fähre?«
    »Auch nicht.«
    Sie versuchte zu lächeln und sich nichts anmerken zu lassen, beugte den Kopf aber tief über die dampfendeSchokolade, damit er nicht sah, dass ihre Augen blank wurden.
    »Aber du wirst doch nicht den Silvesterabend allein verbringen?«, platzte er verwundert heraus.
    Sara schnitt eine kleine Grimasse. Hinter ihr brach eine Gesellschaft in schallendes Gelächter aus. Jemand erhob ein Glas Glühwein, und der Duft von Zimt und Gewürznelken vermischt mit heißem Rotwein stieg ihr in die Nase.
    »Das hatte ich vor«, murmelte sie und versuchte, ihrer Stimme einen unbekümmerten Klang zu geben, ohne dass es ihr gelang.
    »Aber das geht doch nicht.«
    Hannes runzelte die Stirn und sein freundliches, etwas rundliches Gesicht legte sich in bekümmerte Falten. Sein dünnes blondes Haar war zerzaust von der Mütze, die er abgenommen hatte.
    »Du kannst sicher mit uns feiern«, sagte er. »Unsinn«, berichtigte er sich. »Du feierst auf jeden Fall mit uns. Ich lasse nicht zu, dass du am Silvesterabend allein herumhockst.«
    Sara versuchte zu protestieren, aber er stellte sich taub auf dem Ohr, und schließlich musste sie sich geschlagen geben.
    »Ich habe keine schicken Sachen mit«, sagte sie zum Schluss. »Ich wollte mich einfach nur vor dem Fernseher einmummeln.«
    Hannes lachte und zeigte auf seine abgewetzte Jeans und den blauen Strickpullover, der ein wenig zu groß war.
    »Schicker als das wird’s nicht.«

    Als Sara zurück zum Ferienhaus ging, wurde es schon wieder dunkel. Die Kiefern warfen lange Schatten und die Temperatur war gesunken, es mussten inzwischen mindestens zehn Grad minus sein.
    Es war schummrig, als sie das letzte Stück durch den Schnee stapfte, aber noch hell genug, dass sie die Fußspuren sah, die zur Haustür führten.
    Sie zögerte, waren das ihre eigenen Spuren? Plötzlich wurde sie unsicher. Hatte sie gestern, als sie von der Fähre kam, einen anderen Weg über das Grundstück genommen? Oder war das jemand gewesen, der auf ein Schwätzchen vorbeischauen wollte?
    Aber wer sollte das sein, es wusste doch niemand, dass sie an Silvester auf Sandhamn war.
    Fröstelnd blieb sie stehen und versuchte nachzudenken. Die Kälte kroch rasch in den Körper, und sie kam zu dem Schluss, dass es ihre eigenen Spuren sein mussten. Alles in allem war das die einzig vernünftige Erklärung.
    Aber ein mulmiges Gefühl hatte sie doch, als sie die Tür aufschloss und ins warme Haus ging.
    Sara stand vor dem Spiegel und machte sich zurecht. Sie hatte eine langärmlige weiße Sommerbluse im Schrank gefunden, die ein bisschen festlich aussah, und bürstete ihr frischgewaschenes Haar mit kräftigen Strichen. Der Spaziergang vor ein paar Stunden hatte ihren Wangen Farbe gegeben, und inzwischen freute sie sich tatsächlich darauf, bei Hannes Silvester zu feiern.
    Sie trug Lipgloss auf und tupfte sich etwas Parfüm hinter die Ohren. Draußen war es schon wieder stockdunkel. Aber sie würde eine starke Taschenlampe mitnehmen. Mehr als fünfundzwanzig Minuten würde sie dorthin nicht brauchen.
    »Komm«, sagte Hannes und zog sie mit sich. »Es ist gleich zwölf.«
    Sara zog ihre Jacke an und folgte ihm und den anderen Gästen hinunter zum Strand. Die Nacht war sternenklar, und weit entfernt über dem
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