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Weihnachtsglitzern: Roman (German Edition)

Weihnachtsglitzern: Roman (German Edition)

Titel: Weihnachtsglitzern: Roman (German Edition)
Autoren: Mary Kay Andrews
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dazu zu bewegen, sich vor meinen Augen zu materialisieren, die Ohren aufgestellt, mit wedelndem Schwanz, die Zunge seitlich aus der Schnauze hängend, und mit großen, braunen Augen um ein Leckerli zu betteln. Jedes Mal schleppte ich mich allein zurück zum Sofa und versuchte zu schlafen.
    Um sieben gab ich auf. Ich schlurfte in die Küche und schenkte mir eine Cola ein, gefolgt von einem Fingerhut Ibuprofen auf ex. Ich hatte keinen Appetit, also knabberte ich nur lustlos an einem Müsliriegel, ehe ich ihn im Mülleimer entsorgte.
    Flugblätter, beschloss ich, wären eine gute Idee. Ich könnte sie auf meinem Drucker ausdrucken und sie überall in der Nachbarschaft aufhängen. Und um neun, wenn das Tierheim öffnete, würde ich dort anrufen und fragen, ob jemand Jethro gefunden hatte.
    Ich war im Wohnzimmer und legte gerade die Decke zusammen, als ich draußen ein schwaches Winseln hörte. Ich rannte zur Haustür, öffnete sie und spähte hinaus.
    Die Morgenzeitung lag auf der Treppe. Ich blickte erneut die Straße hoch und runter, sah aber nichts. Woher war das Winseln gekommen?
    Nur mit Flanell-Pyjamahose und Unterhemd bekleidet, ging ich auf den Gehweg. Mein Truck!
    Die vertraute schwarz-weiße Gestalt hüpfte auf dem Vordersitz auf und ab, winselte und kratzte mit den Pfoten am Fenster.
    »Jethro!«, schrie ich und rannte zum Wagen. Ich öffnete die Tür, und er sprang mir in die Arme, leckte mir das Gesicht ab und wedelte mit Lichtgeschwindigkeit. Ich lachte, bis ich zu weinen anfing. Zwei tätowierte und gepiercte Studenten, die zufällig vorbeikamen, blieben stehen, um das Spektakel der Wiedervereinigung mit meinem Hund zu bestaunen.
    »Obercool«, sagte das androgyne Wesen mit der violetten Stachelfrisur.
    »Hammermäßig«, stimmte sein oder ihr Begleiter mit einem Skateboard unterm Arm zu.
    »Wie um alles auf der Welt«, fragte ich, als ich wieder sprechen konnte, »bist du in diesen Truck gekommen?«
    Zur Antwort leckte Jethro mir das Gesicht ab. Erst jetzt fiel mir das ausgefranste Stück Nylonschnur an seinem Halsband auf. Ich klemmte mir den zappelnden Hund unter den Arm und sah in den Truck. Ein großer, feuchter Knochen lag auf dem Fahrersitz, neben meinem schwarzen Samtschal, der Jethro, den unzähligen Hundehaaren nach zu urteilen, als Bett gedient hatte.
    Ich schnappte mir den Schal und trug ihn mitsamt Hund ins Haus.
    Sobald wir drinnen waren, sprang er von meinen Armen und rannte in die Küche. Ich folgte ihm und beobachtete erleichtert, wie er einen ganzen Napf voll Hundefutter verschlang. Als er fertig war, setzte ich mich auf den Boden und untersuchte ihn gründlich. Doch er war unverletzt. Keine Kratzer, keine Wunden, kein gekrümmtes Haar.
    Er drehte sich auf den Rücken und erlaubte mir, ihn zur Begrüßung am Bauch zu kraulen.
    »Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht«, tadelte ich ihn. »Wie bist du in den Truck gekommen? Wer hat dich gefunden und nach Hause gebracht?«
    Statt mir die Sache zu erklären, ging er zur Hintertür und kratzte daran, um mich wissen zu lassen, dass es Zeit für seine Runde war. Doch ehe ich ihn rausließ, ging ich zuerst in den Garten, um mich zu vergewissern, dass das Tor sicher versperrt war.
    Beruhigt, weil ich Jethro in Sicherheit wusste, rannte ich nach oben und zog mir Jeans und ein Flanellhemd an. Ich wollte unbedingt herausfinden, wo Jethro die Nacht verbracht hatte, doch ich würde meine Nachforschungen ein wenig aufschieben müssen. Ich hatte einen langen Tag vor mir, denn ich musste das Schaufenster vom Maisie’s Daisy fertig gestalten und mich für den Empfang heute Abend vorbereiten.
    Ich hängte das Cocktailkleid auf, das ich in einem Haufen auf dem Schlafzimmerfußboden liegengelassen hatte, als mir einfiel, dass ich den Samtschal in die Reinigung bringen musste. Ich liebe meinen Hund, aber nicht seinen Geruch. Ich hob es auf, um nachzusehen, ob er irgendwelche sichtbaren Flecken bekommen hatte, und um die Brosche mit dem blauen Weihnachtsbaum abzumachen.
    Keine Flecken, aber auch keine Brosche.
    Ich wendete den Schal von links nach rechts, um zu sehen, ob sich die Brosche vielleicht gelöst hatte, aber sie war eindeutig nicht am Schal.
    Ich ging hinaus zum Truck und tastete unter den Sitzen herum. Ich suchte den Fußboden ab. Ich schaute sogar auf der Ladefläche des Trucks nach, die ausnahmsweise einmal leer war. Keine Brosche. Allerdings stellte ich fest, dass das Fenster an der Fahrerseite ein paar Zentimeter heruntergekurbelt war. Ich
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