Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wehe wenn der Wind weht

Wehe wenn der Wind weht

Titel: Wehe wenn der Wind weht
Autoren: John Saul
Vom Netzwerk:
gewesen, dem er je begegnet ist.«
    »Der vorsichtigste«, korrigierte ihn seine Mutter automatisch. »›Am meisten vorsichtig‹ gibt es nicht.«
    »Ach, Mama«, stöhnte Jeff. »Du weißt doch, was ich meinte! Ich werd' hochgehen und Paps fragen.«
    »Das wirst du nicht! Du bleibst hier und deckst den Tisch fertig. Und während des Essens wirst du kein Wort über das Bergwerk oder Mr. Lyons oder sonst etwas verlieren, das deinen Vater aufregen könnte. Hast du verstanden?«
    Jeff nickte und befand, daß er eben warten müsse. Nach dem Abendessen würde er hinausgehen und Steve Penrose und Eddie Whitefawn suchen, und dann würden sie drei überlegen, was passiert sein könnte - selbst wenn sie hoch zum Bergwerk gehen und sich dort umsehen müßten.
     
    Edna Amber saß in ihrem Salon. Zu ihren Füßen brannte ein Feuer, obwohl der Abend warm war. Eine Stunde zuvor hatte Dan Gurley, der Marshal von Amberton angerufen, um ihr mitzuteilen, daß er und Dr. Henry hinauskommen würden, um mit ihr zu reden. Und mit Diana. Seit dem Anruf hatte sie da gesessen, die Lippen zu einem Strich zusammengekniffen und der Feuerschein spiegelte sich in ihren eisblauen Augen. Menschen würden in ihr Haus kommen - Menschen, die sie nicht mochte - würden ihr Fragen stellen, würden Diana Fragen stellen, sich in ihre Angelegenheiten mischen.
    Natürlich war das alles Dianas Schuld. Es war Diana gewesen, die darauf bestanden hatte, Elliot Lyons einzustellen, um den Wiederaufbau des Bergwerkes zu überwachen. Edna hatte gewußt, daß es falsch war, hatte von Anfang an gewußt, daß man jemand aus dem Osten hätte nehmen sollen, jemanden, der kompetent war. Aber sie hatte nachgegeben und Diana gewähren lassen. Und jetzt war der Mann tot.
    So blieb sie starr sitzen, bis es schließlich an der Tür klopfte. Wenn Leute sie sehen wollten, dann mußten sie eben zu ihr kommen; sie würde keine Anstalten machen, sich zu ihnen zu begeben. Sie war schließlich eine Amber. Sie blieb weiter sitzen, wartete, während Diana die Tür öffnete, dann den Marshal und den Arzt in den kleinen Salon führte, in dem sich sichtlich zu wenig Stühle befanden, als daß alle Platz gefunden hätten.
    »Guten Abend, Miß Edna«, sagte Dan. Er stand unbehaglich an der Schwelle, überlegte, ob er vorschlagen sollte, daß man sich besser ins Wohnzimmer begäbe.
    »Daniel«, sagte Edna. Im Augenblick ignorierte sie Dr. Henry.
    Dan Gurley holte tief Luft, trat dann ins Zimmer. Unaufgefordert ließ er seinen massigen Körper in den leeren Stuhl neben Edna sacken und schenkte ihr sein herzlichstes Lächeln. Ihr Blick blieb eisig.
    »Ich fürchte, Ihnen stehen einige Unannehmlichkeiten bevor, Ma'am«, sagte er. »Da Mr. Lyons nun tot ist.«
    Ednas Augen funkelten. »Wenn er den Bergwerksschacht hinuntergestürzt ist, kann er schwerlich leben«, schnappte sie. »Ich weiß, was passiert ist, Daniel. Das haben Sie mir bereits erzählt, falls Sie's vergessen haben sollten. Was ich wissen möchte ist, wie es passiert ist.«
    »Nun, also, genau das ist der Grund, warum wir hier sind«, sagte Dan in gezierter Sprechweise, derer er sich eigentlich nur bei Touristen bediente. »Ich fürchte, wir wissen nicht genau, was passiert ist. Um ehrlich zu sein, wir hoffen, daß vielleicht Sie und Miß Diana etwas Licht in die Angelegenheit bringen können.«
    »Wir?« fragte Diana. Sie lehnte sich an das Piano und ihre Finger spielten unbewußt mit den Knöpfen, die sich in sauberer Reihe an der Vorderseite ihrer Bluse bis fast zum Kinn hochzogen. »Was könnten wir Ihnen schon sagen?«
    »Natürlich können wir ihm nichts sagen«, sagte Edna. Sie wandte sich an Dan. »Wirklich, Daniel, ich finde dies sehr ärgerlich. Was soll das?« Sie schwieg und runzelte die Stirn. »Sie wollen doch nicht etwa behaupten, daß das, was Elliot Lyons zugestoßen ist, etwas anderes als ein Unfall war, oder?«
    »Ich behaupte gar nichts«, sagte Dan. »Alles, was ich zu tun versuche ist, herauszufinden, was passiert ist. Als ich heute da oben war, brannten die Lichter und der Fahrstuhl war in Betrieb. Er war oben am Schacht, und er war völlig in Ordnung. Wegen der ...« Er hielt inne, überlegte, wie er den Satz am behutsamsten formulieren könnte und beschloß dann, auf die Nerven der Amber-Frauen keine Rücksicht zu nehmen. »Wegen der Tiefe des Falls ist von Lyons nicht genug übriggeblieben, was Bill untersuchen könnte. Also, alles, was ich von Ihnen wissen möchte ist, ob heute morgen noch jemand
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher