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Weg des Unheils, Band 1-4 (Western-Sammelband) (German Edition)

Weg des Unheils, Band 1-4 (Western-Sammelband) (German Edition)

Titel: Weg des Unheils, Band 1-4 (Western-Sammelband) (German Edition)
Autoren: Pete Hackett
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Seine Augen flackerten unruhig. Er schaute über die Schulter. Sein Pferd stand bei dem Strauch, an den er es geleint hatte, und zupfte von den Zweigen die jungen Triebe. Die Stille, die sich zwischen die Hügel gesenkt hatte, legte sich wie mit Bleigewichten auf Daughertys Gemüt. Er hatte die Zähne zusammengebissen, dass die Backenknochen hart in seinem Gesicht hervortraten …
    Warren Elliott hatte den Hügel ein ganzes Stück umrundet. Er befand sich jetzt seitlich von Daugherty und machte sich an das letzte Stück des Aufstiegs. Ununterbrochen sicherte er nach oben. Auch hier gab es Gestrüpp und Felsbrocken, die sporadisch aus der Erde buckelten und Schutz boten. Er glitt von Deckung zu Deckung, schnell und lautlos wie ein Schatten, wartete, witterte und gehorchte seinen Instinkten. Und sie ließen ihn nicht im Stich. Als er hinter einem der Felsen hervortrat, mit den Augen die nächste Deckungsmöglichkeit anpeilend, nahm er oben bei einem der Felsen die flüchtige Bewegung wahr. Daugherty hatte wahrscheinlich Warren Elliotts Absicht durchschaut und die Stellung gewechselt. Warren Elliott drückte sich ab, und Daugherty fand nicht mehr die Zeit, sich auf das jäh veränderte Ziel einzustellen. Seine Kugel klatschte gegen Felsgestein, meißelte einen wahren Hagel von Splittern los und quarrte mit grässlichem Heulen als Querschläger davon.
    Warren Elliott stand jetzt vollkommen deckungslos auf dem Abhang, breitbeinig und leicht in der Mitte nach vorne geknickt, als suchte er festen Stand. Er schoss aus der Hüfte. Seine Winchester spuckte Feuer, Rauch und Blei.
    Oben schrie Daugherty erschreckt auf. Der Bandit hatte Warren Elliotts Kugel in den linken Oberarm bekommen. Der pulsierende Schmerz verzerrte sein staubverklebtes Gesicht, in das der perlende Schweiß helle Spuren zeichnete. Schmerz und Schock blockierten sekundenlang Daughertys Bewusstsein. Dann aber wuchs die Angst wie eine verzehrende Flamme empor. Ein kalter Finger schien sich mit hartem Druck auf sein Herz zu legen. Im Schutz der Felsen floh er.

    *

    Daugherty schlug sich durch die Felswildnis. Der Weg war halsbrecherisch.
    Er war derlei Strapazen nicht gewöhnt. Der harte Trail nach Mexiko, seine Flucht zurück in die Staaten, der Ritt nach Gu Achi und nun die überstürzte Flucht nach Westen waren an die Substanz gegangen und brachten ihn an den Rand seines körperlichen Leistungsvermögens heran. Jetzt war er auch noch erneut verwundet worden, kaum dass die Schramme über seinen Rippen verharscht war. Er verlor Blut und fühlte sich ziemlich elend. Dazu kam seine physische Verfassung. Seine Stimmung war im Keller. Er hatte alles verloren. Vor dem Gesetz hatte er sein Leben verwirkt.
    Daugherty fühlte den vernichtenden Hass, der wie ein alles verzehrendes Feuer in ihm aufstieg, sich verbreitete und seinen ganzen Körper erfasste - den glühenden Hass auf Warren Elliott. Ihm gab er die Schuld an allem. Auf die Idee, dass er es sich selbst zuzuschreiben hatte, kam er nicht. Sein Unrechtsbewusstsein war gleich Null.
    Den Verbrecher überfiel eine bleierne Erschöpfung. Eine Erschöpfung, die tief aus seinem Innersten kam und die dem Wissen entsprang, dass er verloren hatte. Ein Zurück gab es nicht mehr. Es galt nur noch, die eigene Haut in Sicherheit zu bringen.
    Er ritt nach Westen.
    Blut sickerte aus der Wunde an seinem Arm und der Stoff des Hemdes klebte rund um die Verletzung auf seiner Haut fest.
    Von einem etwaigen Verfolger war nichts zu sehen oder zu hören.
    Daugherty erreichte das Versteck, in dem er Barry Elliott zurückgelassen hatte. Er hatte dem Jungen die Hände gefesselt und ihn an einem Strauch festgebunden, damit er nicht weglaufen konnte. Barry weinte bitterlich. Die Tränen, die seine Wangen hinunterrollten, zogen Spuren in die Schmutzschicht in seinem Gesicht.
    Der Bandit empfand nichts. Er lachte sarkastisch auf. Seine überhebliche Selbstsicherheit kehrte zurück. Er band den Knaben los und nahm ihn zu sich aufs Pferd. „Hör auf zu weinen!“, herrschte er ihn schroff an. „Du willst doch mal ein richtiger Mann werden. Ein richtiger Mann aber weint nicht wie ein kleines Mädchen.“
    „Ich will zu Onkel Warren“, schluchzte Barry.
    „Den Gefallen kann ich dir leider nicht erweisen, Kleiner.“
    Das Pferd trug den Banditen und das Kind durch die Einöde der Sikort Chuapo Mountains. Die Furcht vor Warren Elliott, die ihn trieb, war wie eine Geißel. Das leise Weinen Barrys ging ihm auf die Nerven. Und immer öfter
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