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Weddingplanerin mit Herz (German Edition)

Weddingplanerin mit Herz (German Edition)

Titel: Weddingplanerin mit Herz (German Edition)
Autoren: Michaela Hanauer
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Dekolleté.«
    Ich gehorche und spüre, wie sie die Korsage um mich herumlegt, kurz anzieht und dann flink einhakt. Als wir wieder nach draußen treten, staune ich als Erstes mein Spiegelbild an. Alle Achtung, wer hätte gedacht, dass da so viel Masse herauszuquetschen ist. Ich bekommezwar kaum Luft und habe Mitleid mit den Damen zur Sissi-Zeit, die sich das jeden Tag antun mussten, aber die optische Wirkung ist unbestritten.
    Und dann die Kleider!
    Ich vergesse die fehlende Luftzufuhr, meinen eigentlichen Auftrag und die Arroganz der Verkäuferin.
    »Eine Grundsatzfrage: kurz oder lang«, sagt sie. »Kurz wirkt jünger und frecher …«
    Ich stolziere mit dem kurzen Cocktailkleidchen im 60iger-Jahre-Style über den Teppich.
    »Bein zeigen finde ich gut und du kannst dir das mehr als erlauben«, sagt Isabelle. »Und es ist nicht so prinzessinnenlike.«
    »Genau das fehlt mir«, gebe ich zu.
    Im nächsten Kleid kann ich mich kaum bewegen, weil es komplett eng anliegt und viel zu lang ist.
    »Deshalb gibt es den kleinen Hocker vor dem Spiegel«, erklärt die Verkäuferin. »Diese eleganten Kleider werden alle so lang geschnitten, weil es leichter ist, den Saum zu kürzen als für große Frauen Stoff anzunähen!«
    Eine völlig fremde Julia guckt mich an. Ich sehe aus wie ein Hollywood-Star beim Auftritt auf dem roten Teppich. Was für ein V-Ausschnitt, fast ein bisschen zu sexy.
    »Wie gefällt Ihnen der moderne Stil? Bei diesen Modellen können wir sogar andere Farben anbieten. Wasserblau, Frühlingsgrün, intensives Orange oder Rot.«
    »Nee«, ruft Liane, »wir bleiben bei Weiß, oder, Julia?«
    Ich nicke und spähe zu meinem heimlichen Favoriten. Ohne Anziehhilfe wäre ich aufgeschmissen und würde irgendwo in den unzähligen Stoffbahnen verloren gehen. Oben eng und prächtig bestickt, Rückenschnürung, unten der ewig weite Tüllrock mit Schleppe. Ich fühle mich wie auf Wolke sieben, wie aus einer anderen Epoche.
    Selbstverliebt drehe ich mich, so gut es auf meinem Hocker geht.
    »Traumhaft«, seufzt Liane.
    »Schön, aber kitschig«, kommentiert Isabelle.
    »Ich persönlich könnte mir Sie am besten darin vorstellen«, sagt die Verkäuferin und reicht mir ein Kleid, das auf den ersten Blick relativ unscheinbar rüberkommt. Als ich hineinschlüpfe, ist es anders als mit dem Tülltraum. Es fühlt sich viel vertrauter an. Weniger Verkleidung, mehr Ankommen. Und dann der Wow-Effekt. Die Taille ist hochgesetzt, direkt unter der Brust schließt ein zartes Empireband an und der Rock fließt nach unten.
    »In dem Kleid siehst du aus wie eine Fee«, haucht Liane und Isabelle nickt begeistert.
    Zum ersten Mal, seit wir hier sind, lächelt die Verkäuferin. Sie ist stolz wie Oskar, dass ihr Tipp der richtige war. Auch wenn ich es ihr nicht gönne, sie ist eine Zicke, aber sie kann was. Dieses Kleid ist es, das werde ich nehmen!
    Halt! Stopp!
    Der Preis.
    Ich halte Ausschau nach einem Schildchen. Hm, 625 Euro, das ist nicht nachgeschmissen, aber auch noch nicht am oberen Limit. Der Tülltraum kostet über 900, dagegen ist mein Kleid ein richtiges Schnäppchen.
    »Sie sollten unbedingt noch ellbogenlange Handschuhe dazu probieren.«
    Meine offensichtliche Begeisterung wirkt extrem motivierend auf die Verkäuferin. In Windeseile habe ich sämtliche Accessoires des Ladens vor mir aufgetürmt.
    »Boa, der Hammer!« ruft Liane. »Darf ich die auch mal anprobieren?«
    Sie schiebt ihre Pulliärmel hoch und greift gierig in meine Richtung. Wir ignorieren den pikierten Blick der Verkäuferin. Die fingerlosen Satin-Handschuhe, die nur am Mittelfinger mit einem Gummibändchen gehalten werden, sind echt sehr edel.
    »Ich empfehle einen kurzen Schleier, der am Hinterkopf unter der Hochsteckfrisur zu tragen ist, und ein schmales Diadem am Duttansatz zur Abrundung.«
    Die Verkäuferin ist in ihrem Element.
    Ich auch.
    Klar darf sie mir auch noch ein Paar Brautschuhe bringen – lieber die in Ballerinaform. Die passen besser zum Empirekleid und ich laufe sonst auch nicht oft auf hohen Hacken. Und ein weißes Täschchen mit einem silbernen Spangenverschluss, das ich stolz hin- und herbaumeln lasse.
    So schön war ich noch nie und ich kann mich kauman mir selbst sattsehen. Ich drehe und wende mich vor dem Spiegel. Liane zückt ihr Handy.
    »Dreh dich mal zu mir, damit ich dich fotografieren kann!«
    Das Lächeln verschwindet aus dem Gesicht der Verkäuferin, wie eine Furie schießt sie auf Liane zu und hält ihr die Hand vor die
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