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Weck mich am Arsch!

Weck mich am Arsch!

Titel: Weck mich am Arsch!
Autoren: Ralf Prestenbach
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könnte man genauso gut erst einmal richtig ausschlafen und gegen Mittag losziehen. So wahnsinnig erfolgreich war die frühmorgens begonnene Weltrevolution bisher ja nun nicht.
    Nein, hier geht es gar nicht um rechts oder links, um Kapitalismus oder Kommunismus. Hier geht es um nichts weniger als die Weltherrschaft, um eine Verschwörung, die sich durch alle Ideologien und Parteien zieht und die nur ein Ziel hat: den Dauerjetlag! Denn müde Menschen lassen sich nun einmal einfacher bevormunden als ausgeschlafene Zeitgenossen.
    Tatsache ist, dass mehr als die Hälfte aller Menschen permanent gegen ihre eigene innere Uhr lebt. Durch einen viel zu frühen Schul- oder Arbeitsbeginn ist sie Tag für Tag gezwungen aufzustehen, während ihr Körper immer noch auf Schlaf programmiert ist. Forscher haben unlängst herausgefunden, dass der körpereigene Rhythmus keine Sache der Gewohnheit ist, sondern durch das Erbgut bestimmt wird. Chronogene (von chronos = Zeit) geben uns den Takt vor und dieser lässt sich durch keinerlei äußere Einflüsse verändern. Daher ist es wirklich fatal, wenn man nicht auf seine innere Uhr hört. Diese Ignoranz gegenüber dem körpereigenen Schlafrhythmus führt zu permanentem Schlafmangel, vergleichbar mit den Auswirkungen eines Jetlags. Mit dem großen Unterschied, dass dieser soziale Dauerjetlag Betroffene in der Regel ein Leben lang quält.
    Tatsache ist, dass man kaum eine Möglichkeit hat, sich dieser Quälerei zu entziehen. Langschläferfreundliche Jobs sind rar gesät und heiß umkämpft. Warum gibt es wohl so viele arbeitslose Musiker? Klar, weil man als Musiker für gewöhnlich ausschlafen kann. Wer glaubt, dass Musiker sich ihren Job aufgrund musikalischer Begabung ausgesucht haben, sollte mal selbst mit einem Musiker sprechen. Musiker wird man, weil man gern lang schläft – Talent und Ähnliches sind da vollkommen nebensäch lich. Wer anderes behauptet, hat nur gelernt, sich anzupassen. So wie beispielsweise Cat Stevens, dieser Opportunist. Mit seinem glockenhellen »Morning has broken« preist er den Sonnenaufgang und fällt damit allen Standeskollegen in den Rücken, die die aufgehende Sonne seit Jahren nicht mehr persönlich gesehen haben. Oder nur vom anderen Ende der Nacht her, kurz bevor sie müde, aber zufrieden ins Bett fallen.
    Tatsache ist, dass die gesundheitlichen Auswirkungen des Frühaufstehens verheerend sind. Der Stress, den der tägliche Schlafabbruch im Körper auslöst, ist kaum in Worte oder Zahlen zu fassen – eine Begleiterscheinung dieses Frühaufsteher-Wahns aber schon: 150 Liter Kaffee trinkt der Durchschnittsdeutsche im Jahr. Das macht ca. 75 Gramm Koffein pro Kopf und Jahr und würde, an einem Tag getrunken, einen erwachsenen Menschen siebeneinhalb Mal umbringen. Wer würde sich grundlos mit einer solchen Mengen Nervengift die Gesundheit ruinieren wollen? Niemand! Dieser exzessive Kaffeekonsum ist ein Tribut an unser angepasstes Schlafverhalten. Und unsere Gesundheit ist letztendlich der Preis, den wir für unsere Feigheit zahlen. Die Feigheit aufzustehen oder, besser gesagt, liegen zu bleiben und auszurufen: Weck mich am Arsch!
    Tatsache ist, dass die meisten Langschläfer erzwungenermaßen so lange gegen ihre eigene Natur leben, bis sie es für vollkommen normal halten, frühmorgens aus dem Bett gejagt zu werden. Für mich ist das nichts anderes als Gehirnwäsche. Die Opfer leiden unter einer besonderen Art des Stockholmsyndroms. Ähnlich wie das Ausgeliefertsein bei einer Geiselnahme, ist der Kontrollverlust über den eigenen Schlafrhythmus psychisch nur schwer zu verkraften. Erträglich wird das Ganze erst dadurch, dass sich die Opfer einreden, sie würden aus freien Stücken handeln.
    Â»Also, ich stehe morgens gern ja früh auf! Da bekommt man so viel erledigt! Da ist der Tag noch frisch! Da sind die Gedanken klar!«
    BLÖDSINN !
    Wer sich jeden Tag »freiwillig« den Wecker stellt, den kann man doch nicht ernst nehmen. Man denke sich einmal einen Menschen, der sich selbst jeden Tag ein blaues Auge haut und darüber hinaus behauptet, dass er das gern macht, dass das gesund sei und dass er gar nicht mehr anders leben möchte. Wer würde da nicht sofort nach einem Arzt rufen? Genau das Gleiche sollten wir auch mit Frühaufstehern machen, mit Menschen, die sich Morgen für Morgen mittels eines Weckers Gewalt
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