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Wechselspiel der Liebe

Titel: Wechselspiel der Liebe
Autoren: Heather Graham
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er gute Karten in der Hand hielt, interessierte ihn die Konversation nicht mehr. Wieder erregte die fremde Frau seine Aufmerksamkeit. Und er beobachtete sie, während er seinen Einsatz erhöhte.
    Fürstenberg starrte sein Blatt an, dann legte er es auf den Tisch. »Bedienung!« rief er ärgerlich. »Whiskey!« Nun spielte Jarrett nur mehr gegen Jack, dessen Lächeln langsam erlosch. Zusehends schrumpfte der goldene Münzenberg, der vor ihm lag.
    »Wollen Sie nicht aufgeben, eh?« fragte Jarrett höflich.
    Der Franzose zog ein Silberetui aus der Innentasche seines eleganten beigen Gehrocks, nahm eine Zigarre heraus und entzündete sie an einer Kerzenflamme. Dann erwiderte er Jarretts Blick. »Das Gold liegt auf dem Tisch, Monsieur.«
    Gleichmütig zuckte Jarrett die Achseln. »Wie Sie wünschen, Monsieur.«
    »McKenzie, Sie bluffen! Das werden wir bald sehen!«
    Aber in diesem Augenblick sah Jarrett nichts mehr außer der Gestalt im weiten Cape. Sie drehte sich um, schaute ihn an. Als die Kapuze nach hinten fiel, sah er ihr Haar, ein faszinierendes Goldblond mit rötlichen Lichtern. Sogar im gedämpften Kerzenschein schimmerte es hell wie die Sonne. Wie gern hätte er festgestellt, ob es sich so seidig anfühlte, wie es aussah ...
    Von plötzlichem Zorn erfaßt, von einem Schmerz, der sein Herz zusammenkrampfte, schloß er die Augen. Warum begehrte er diese Frau so inbrünstig? Lag es an ihren anmutigen Gesten, am üppigen Glanz ihres Haars? Fast widerwillig hob er die Lider. Jetzt konnte er im Licht des Lämpchens, das über dem Eingang hing, ihr Gesicht betrachten. Dichte, dunkle Wimpern umrahmten tiefblaue Augen. Auch die Brauen waren dunkler als das Haar und sanft geschwungen. Die zarte Haut erinnerte an Marmor, und die zierliche gerade Nase trug ebenso zu ihrer klassischen Schönheit bei wie die perfekt geformten vollen Lippen. Beinahe überwältigte ihn der Wunsch, diesen Mund zu küssen, die weiche Wange zu streicheln, die Finger in das goldene Haar zu schlingen.
    Robert räusperte sich. »Jarrett? Leg doch deine Karten auf den Tisch!«
    Wortlos gehorchte Jarrett, schaute die anderen kaum an. Auch Smiling Jack hatte ein gutes Blatt. Einen Straight. Nicht schlecht. Aber nicht gut genug.
    Robert starrte seinen Freund an, dann schob er das Geld zu ihm hinüber. Aber der Sieg bedeutete Jarrett nichts mehr. Nicht einmal der Ärger, den er dem Franzosen bereitete, interessierte ihn. »Machen wir weiter?« fragte er Jack. »Geben Sie, mon ami ?«
    »Omi, mon ami», bestätigte der Franzose. Flink und geschickt verteilte er die Karten. Jarrett lehnte sich zurück, die Augen halb geschlossen, und beobachtete alles. Die Karten. Den Franzosen. Das Mädchen. Dies war einer der Vorteile, den das Leben im Sumpf bot, inmitten der >Wilden<. Man lernte zu beobachten.
    Für Tara Brent war der Abend ein Alptraum. Unentwegt jammerte der kleine, dicke Eastwood, weil sie ihren Dienst nicht rechtzeitig antrat. O Gott, es war ein Fehler gewesen, hierherzukommen. Aber sie brauchte das Geld so dringend. Mit diesem Geld konnte sie eine Schiffsfahrkarte kaufen, nach Norden reisen und sich verstecken. Dort würde man sie niemals aufspüren.
    In New Orleans fand man Arbeit, ohne daß einem Fragen gestellt wurden. Alle möglichen Leute trieben sich hier herum — Kreolen, Spanier, Engländer, Süd- und Nordstaatler. Es war nicht schwierig, in diesem Getümmel unterzutauchen. Deshalb hatte sie beschlossen, vorerst in New Orleans zu bleiben.
    Eine alte Straßenhändlerin zeigte ihr den Weg zur Taverne, und Eastwood stellte sie sofort als Kellnerin ein. Dabei erwähnte er, sie könne gutes Geld machen, wenn sie die Gentlemen in ihre winzige Dachkammer mitnehmen würde. Das lehnte sie entschieden ab. Lachend prophezeite er, eines Tages würde sie sich anders besinnen. Doch das interessiere ihn nicht, erklärte er. Er würde sie wegen ihrer Schönheit engagieren, die seinen Umsatz steigern könnte, und vielleicht irgendwann selber in ihrer Dachkammer landen.
    Lieber wollte sie sich vierteilen lassen. Aber das verriet sie ihm nicht, denn immerhin verdankte sie ihm ihre Stellung. Bis jetzt hatte er sie nicht belästigt. Sie hätte nicht so lange über den Blumenmarkt wandern und in die Wellen des Mississippi starren sollen. Dann wäre sie nicht zu spät gekommen, und er würde sie jetzt nicht anschreien. Wenn sie sich nicht in acht nahm, würde er sie womöglich hinauswerfen.
    Oder war sie hier ohnehin fehl am Platz? Einige Leute hatten ihr
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