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Wechselspiel der Liebe

Titel: Wechselspiel der Liebe
Autoren: Heather Graham
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ihr Harold Eastwood entgegeneilte, der Wirt des Etablissements. Eine neue Dienstmagd? Oder gehörte sie zu den schönen, willfährigen Frauen, mit denen sich die Herren im nächtlichen New Orleans zu amüsieren pflegten? Kam sie zu spät zur Arbeit?
    Jarrett beobachtete sie neugierig und wartete. Wann würde sie endlich den Umhang ablegen? Falls sie in Eastwoods Lokal arbeitete, war dessen Niveau eindeutig gestiegen.
    Nicht, daß man die Taverne schäbig nennen durfte. Wenn man bedachte, daß sie am Hafen lag, wirkte sie sogar sehr respektabel. Viele Männer kamen hierher, wenn sie in diesem Teil Louisianas ihre Geschäfte erledigten, und die meisten erzählten sogar ihren Ehefrauen von Eastwoods Restaurant. Hier wurde ein gutes Essen serviert, hübsche Mädchen spielten Spinett und sangen dazu. Alkoholische Getränke aus aller Welt standen zur Verfügung, auch Frauen, wenn man Wert darauf legte. Und gelegentlich konnte man sich die Zeit vertreiben, indem man wilde Keilereien beobachtete.
    Jarrett fühlte sich wohl in New Orleans. 1718 war die Stadt von den Franzosen gegründet worden und dann während des Exodus der Akadier aus dem Nordosten gewachsen. Sie stand unter spanischer Herrschaft, dann wieder unter französischer, bis es Thomas Jefferson gelang, mit Napoleon zu verhandeln und ihm Louisiana abzukaufen.
    Als kleiner Junge war Jarrett zum erstenmal nach New Orleans gekommen, während Andrew Jackson die Stadt 1815 gegen die Briten verteidigt hatte. Seit damals liebte er die schmalen Straßen am Fluß, die schöne französische, spanische und amerikanische Architektur, die schmiedeeisernen Balkone und kleinen Gärten, den breiten Mississippi, das rege Leben und Treiben am Ufer.
    Nun saß er, wie schon so oft, in Eastwoods Kneipe. Und obwohl dieses Hafenlokal einen etwas besseren Ruf genoß als die anderen, wußte er, daß die Frau im schwarzen Umhang nicht hierhergehörte.
    »Ich geb's auf«, seufzte sein Freund Robert Treat, der zu seiner Linken saß, und warf die Karten auf den Eichentisch. Mit schmalen Augen musterte Jarrett sein eigenes Blatt. Drei Damen. Zwei Vierer. Ein Full House. Sein Blick streifte die Banknoten und Goldmünzen auf dem Tisch. Ihm gegenüber saß Smiling Jack, der reiche Kreole aus dem Bayou, und grinste breit. Verdammt, der Mann würde es sogar schaffen, den heiligen Petrus an der Himmelspforte zu bluffen.
    Nachdem Jarrett ein Fünfdollarstück auf die Tischplatte geworfen hatte, beobachtete er wieder die Frau im weiten Umhang. Offenbar versuchte sie immer noch, dem kleinen, dicken Wirt etwas zu erklären. Fühlte er sich eingeschüchtert, weil sie ihn um Haupteslänge überragte?
    Schwungvoll legte Rupert Fürstenberg, der schlanke, blonde Deutsche aus St. Louis, ein Bündel Geldscheine hin. »Gentlemen, ich erhöhe. Hundert Dollar.«
    »Nur gut, daß ich aufgehört habe!« murmelte Robert.
    »Hundert?« Smiling Jack schenkte dem Deutschen ein verächtliches Lächeln. »Für mich ein Pappenstiel, Sir!«
    Robert Treat stieß seinen Freund an, der immer noch die Frau musterte. »Hundert, Jarrett.«
    »Natürlich«, antwortete Jarrett geistesabwesend und zählte die geforderte Summe ab.
    Robert runzelte verwundert die Stirn. »Konzentrierst du dich überhaupt auf das Spiel?«
    »Ja, das ist die Frage.« Smiling Jack zwirbelte seinen dunklen Schnurrbart. »Ist Ihre Plantage da unten im Sumpf wirklich so viel wert, daß es sich lohnt, darum zu pokern?«
    »Soviel wert wie Ihre in Bayou«, erwiderte Jarrett leichthin.
    »Ah, mais ouil Wir beide haben den Sumpf und die Insekten und die Alligatoren am Hals.« Warnend hob er einen Finger. »Aber Sie haben auch noch die Seminolen. Was auf meinem Land wächst, gehört mir. Seit siebzig Jahren steht mein Haus. Und Ihres, mon ami ? Puff! Vielleicht geht es gerade in Flammen auf. Sie waren Soldat. Also müssen Sie's wissen. Lautlos schleichen die Indianer in der Nacht heran, durch dichtes Gestrüpp. Glauben Sie mir, es wird noch eine Menge Schwierigkeiten geben. Der alte Andy Jackson hat 1816 und 1817 tapfer gegen diese Wilden gekämpft, aber nicht alle erwischt. Jetzt braut sich neuer Ärger zusammen. Manche Leute behaupten, diese Renegaten würden auf Krokodilen durch den Fluß reiten.«
    Jarrett lächelte gezwungen. Was für seltsame Vorstellungen die Leute von den Indianern in Horida hatten ... Sie kamen aus mehreren Stämmen, sprachen verschiedene Sprachen, und sie wurden Seminolen genannt. Seminole — das bedeutete >Flüchtling<. Ihr
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