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Waylander

Waylander

Titel: Waylander
Autoren: David Gemmell
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Krieger der Bruderschaft. Haben sie ihn gefunden? Große Männer in schwarzer Rüstung.«
    »Tot«, sagte Kai und mimte einen Schwert- oder Axtkampf. Danyal steckte ihr Messer in die Scheide und setzte sich neben Kai. Sie streckte die Hand aus und berührte seinen Arm. »Hör mir zu. Der Mann, der sie tötete - lebt er noch?«
    »Tot«, sagte Kai.
    Danyal lehnte sich zurück und schloß die Augen.
    Vor wenigen Monaten hatte sie vor einem König einen Tanz aufgeführt. Wochen später hatte sie sich in den Meuchelmörder dieses Königs verliebt. Jetzt saß sie in einem einsamen Wald mit einem Ungeheuer, das nicht sprechen konnte. Sie begann über den Irrwitz des Ganzen zu lachen.
    Kai lauschte dem Gelächter, hörte, wie es sich veränderte und in Weinen überging, und beobachtete, wie die Tränen über ihre hübschen Wangen liefen. So hübsch, dachte er. Wie das Nadirmädchen, das er beobachtet hatte. So klein, zerbrechlich, mit Vogelknöchelchen.
    Vor langer Zeit hatte sich Kai eins dieser sanften Wesen als Freund gewünscht. Und er hatte ein Mädchen ergriffen, als sie am Fluß Kleider wusch, und sie in die Berge getragen, wo er Früchte und hübsche Steine gesammelt hatte. Aber als sie dort waren, hatte Kai festgestellt, daß sie zerbrochen und leblos war. Ihre Rippen waren zertrümmert, wo sein Arm sie gehalten hatte. Nicht einmal seine ganze Heilkraft hatte ihr helfen können.
    Er hatte sie nie mehr berührt ...
    Sechshundert Mann zog das Wurfgeschütz an seinen Platz etwa fünfzig Schritt vom Tor entfernt.
    Dann kamen sechs Karren in Sicht, von Ochsengespannen gezogen. Die Drenai sahen zu, wie Männer um die Karren liefen und die Ochsen ausspannten. Anschließend wurde eine Winde hinter dem Wurfgeschütz aufgebaut.
    Karnak rief Dundas, Jonat und ein paar andere Offiziere zu sich.
    »Holt den Großteil der Männer in die Festung. Laßt nur eine Scheintruppe auf den Mauern«, wies er sie an.
    Innerhalb weniger Minuten waren die Männer durch die Tore des Bergfrieds geströmt und hatten ihre Positionen auf den Wehrgängen eingenommen.
    Karnak öffnete einen Lederbeutel, der an seiner Hüfte hing, und nahm einen harten Keks aus Haferflocken und Zucker heraus. Er biß ein Stück ab und kaute nachdenklich, während bei den Vagriern die Vorbereitungen weitergingen.
    Mehrere Soldaten hatten einen massiven Felsblock hinter einen Karren manövriert und schlugen jetzt Seile darum. Auf ein Signal hin kurbelten vier Soldaten ihn auf das Wurfgeschütz. Ein Offizier hob den Arm, rasch wurde ein Hebel gezogen, und der Arm des Wurfgeschützes schoß nach vorn.
    Karnak beobachtete, wie der Felsblock durch die Luft schoß und beim Näherkommen immer größer zu werden schien. Mit einem donnernden Krachen traf er die Mauer neben dem Torturm. Steine explodierten, und ein ganzer Abschnitt der Wehrgänge brach unter dem enormen Aufprall zusammen.
    »Runter von der Mauer, Männer!« rief er. »Zurück in die Festung!«
    Als ein zweiter Mauerabschnitt etwa zehn Meter von dem General entfernt explodierte, regneten Felsen und Steine an seinem Kopf vorbei. Zwei Männer wurden von den Wehrgängen geschleudert und krachten auf den gepflasterten Hof.
    Karnak fluchte und rannte die Treppe hinunter zu ihnen. Beide waren tot.
    Ein Felsbrocken traf den Torturm, prallte davon ab und donnerte auf das Dach des Feldlazarett. Balken splitterten, doch der Felsbrocken brach nicht durch das Dach. Noch zweimal hielt der Torturm die Geschosse aus, doch beim dritten Treffer wankte das ganze Gebäude und brach zusammen. Knirschend und stöhnend gaben die Steinblöcke nach, und der Turm neigte sich nach links und stürzte hinter die Tore.
    Im Lazarett war Evris gerade damit fertig, die Bauchwunde eines jungen Soldaten zu nähen. Der Junge hatte Glück gehabt, das Schwert hatte keine lebenswichtigen Organe verletzt, und jetzt mußte er nur noch den Wundbrand fürchten.
    Die Mauer stürzte ein, und das letzte, was Evris sah, war eine ungeheure schwarze Wolke, die den
    Raum verschlang. Der zierliche Arzt wurde neben seinem Patienten an die gegenüberliegende Wand gequetscht. Noch vier weitere Felsbrocken trafen das Krankenhaus, und eine heruntergefallene Laterne setzte einen Wäschekorb in Brand. Die Flammen ergriffen einen Türrahmen und die Wände des Krankenhauses. In kurzer Zeit war aus dem Feuer ein Inferno geworden. Viele der Krankenzimmer hatten keine Fenster, so daß Hunderte von Verwundeten im Rauch umkamen. Pfleger versuchten zuerst, das Feuer unter
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