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Waylander

Waylander

Titel: Waylander
Autoren: David Gemmell
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alter Knabe«, sagte Karnak. Jonat erwiderte nichts, denn der Feind griff von links an, und Karnak führte einen irren Gegenangriff und hieb seine Axt in ihre Reihen. Dundas, wie immer an seiner Seite, fiel mit einem Speer im Herzen, doch Karnak blieb in seinem wütenden Kampf unverletzt. Jonat hieb und stach sich durch die vorrückenden Krieger, schrie seine Wut und seinen Ärger hinaus. Eine Axt traf seine Brustplatte, rutschte ab und krachte seitlich gegen seinen Kopf. Jonat ging zu Boden, Blut strömte aus einer Wunde an der Schläfe. Er versuchte aufzustehen, aber ein Dre-naikrieger, dem eine Axt den Schädel gespalten hatte, stürzte auf ihn. Die Kampfgeräusche wurden leise, und Jonat glitt in die Dunkelheit.
    Ein Drenai nach dem anderen wurde niedergemacht, bis nur noch Karnak übrig war. Er wich zurück, die Axt hoch über dem Kopf schwingend, während die Vagrier mit erhobenen Schilden und vorgestreckten Schwertern näherrückten. Karnak atmete schwer, Blut rann aus Wunden in seinen Armen und Beinen.
    »Nehmt ihn lebend!« rief ein Offizier. »Der General will ihn lebend.«
    Die Vagrier stürmten los, die Axt sauste nieder. Fäuste hämmerten auf den Drenaigeneral ein, und er glitt auf dem blutüberströmten Boden aus. Gestiefelte Füße traten ihm ins Gesicht und in den Leib, sein Kopf zuckte zurück und krachte gegen die Wand. Noch ein schwacher Schlag mit der Faust, dann lag er endlich still.
    Im zweiten Stock hatten sich die überlebenden Priester der Dreißig in der Bibliothek der Festung verschanzt. Dardalion lauschte auf das Hämmern an der Tür, dann rief er die Priester zu sich. Keiner von ihnen war bewaffnete, außer ihm selbst.
    »Es ist vorbei, meine Brüder«, sagte er.
    Astila trat vor. »Ich werde nicht gegen sie kämpfen, aber ich möchte, daß du weißt, Dardalion, daß ich nichts bereue, keine einzige Tat.«
    »Ich danke dir, mein Freund.«
    Der junge Baynha kam herbei und ergriff Dar-dalions Hand. »Ich bedaure den Einsatz der Ratten gegen gewöhnliche Soldaten, aber ich fühle keine Scham über unsere Kämpfe mit der Bruderschaft.«
    »Ich glaube, wir sollten beten, meine Brüder, denn uns bleibt nicht mehr viel Zeit.«
    In der Mitte der Bibliothek kniete die kleine Gruppe gemeinsam nieder, im Geist miteinander vereint. Sie hörten nicht, wie die Tür schließlich splitterte, doch alle spürten sie die erste Klinge, die Astilas Herz durchbohrte; die, die Baynha den Kopf von den Schultern schlug; und wie die anderen scharfen Schwerter in widerstandsloses Fleisch drangen. Dardalion wurde von hinten erstochen, Schmerz durchflutete ihn .
    Hinter der sterbenden Festung stand Kaem auf dem Balkon seiner Unterkunft und beobachtete mit kaum verhohlener Freude, wie die Schlacht dem Ende zuging.
    Der kahle vagrische General plante bereits den nächsten Schritt seines Feldzuges. Er würde eine starke Truppe zurücklassen, um Purdol zu halten, die restliche Streitmacht durch den Wald von Skul-tik führen, um Egel den Garaus zu machen, ehe er sich nach Süden wenden würde, um mit Eisenfaust und den Lentriern abzurechnen.
    Etwas Helles, Blitzendes zog seine Aufmerksamkeit auf sich, er sah nach links, wo eine Kette niedriger, bewaldeter Hügel den Rand von Skultik markierte. Dort, auf einem herrlichen schwarzen Pferd, saß ein Krieger in einer Rüstung, die in der Mittagssonne funkelte.
    Die Bronzerüstung! Kaem blinzelte in die Sonne, sein Mund war plötzlich wie ausgedörrt. Der Krieger hob einen Arm, und auf einmal schien sich der Hügel zu bewegen, als Tausende von Reitern zur Festung strömten. Es blieb keine Zeit, eine Verteidigung der Flanken zu organisieren - Kaem sah voller Entsetzen zu, wie Reihe um Reihe von Fußsoldaten über den Hügelkamm schwärmte.
    Fünftausend? Zehn? Zwanzig?
    Es kamen immer mehr. Die ersten vagrischen Soldaten sahen sie näher kommen und standen wie erstarrt. Die Erkenntnis traf sie wie ein Blitz, sie zogen die Schwerter, wurden jedoch von der angreifenden Masse regelrecht verschluckt.
    Kaem wußte, daß alles verloren war. Jetzt bedeuteten Zahlen nichts mehr. Der Feind würde einen Keil durch seine Reihen treiben, seine Armee würde zersplittert und versprengt.
    Der Bronzekrieger saß auf dem Hügelkamm. Er hatte die Augen auf die Festung gerichtet. Kaem sah, wie er den Kopf in Richtung Hafen wandte, und wußte, daß der Krieger ihn suchte. Ein Schauer durchlief ihn.
    Kaem wich vom Fenster zurück, seine Gedanken überschlugen sich. Seine Schiffe waren noch immer in
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