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Waylander der Graue

Waylander der Graue

Titel: Waylander der Graue
Autoren: David Gemmell
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gegangen.«
    Camran lachte. »Glaubst du wirklich wir werden von Waylander verfolgt?«
    »Ich hoffe, nicht.«
    »Bei den Göttern, Mann, Gothir ist dreitausend Kilometer weit weg. Nein, das hier ist einfach ein anderer Jäger, der eine ähnliche Waffe benutzt. Wer immer er ist, wir sind jetzt auf ihn vorbereitet«, sagte Camran. »Stell zwei Männer als Wache auf und sag den anderen, sie sollen schlafen.«
    Camran ging zu dem Mädchen, fesselte es wieder an Händen und Füßen und legte sich dann nieder. Er hatte in sechs Feldzügen gedient und wusste, wie wichtig es war, sich auszuruhen, wann immer es möglich war. Der Schlaf stellte sich nicht sofort ein. Stattdessen lag er in der Dunkelheit und dachte darüber nach, was Okrian gesagt hatte.
    Waylander. Selbst der Name ließ ihn erschauern. Eine Legende aus den Tagen seiner Jugend. Waylander der Schlächter war angeblich ein Dämon in Menschengestalt gewesen. Nichts konnte ihn aufhalten – weder Mauern noch bewaffnete Wachposten oder Zaubersprüche. Es hieß, dass die schrecklichen Priester der Dunklen Bruderschaft ihn gejagt hatten. Alle waren gestorben. Werungeheuer, von einem Schamanen der Nadir geschaffen, wurden auf seine Fährte gesetzt. Doch selbst diese hatte er getötet.
    Camran schauderte. Reiß dich zusammen, dachte er. Damals war Waylander Ende dreißig gewesen. Wenn er ihnen jetzt folgte, musste er fast sechzig sein, und ein alter Mann konnte sich nicht so bewegen und so töten, wie dieser hier es tat.
    Nein, entschied er, es konnte nicht Waylander sein. Mit diesem Gedanken schlief er ein.
    Er erwachte mit einem Ruck und setzte sich auf. Ein Schatten fiel über ihn. Er warf sich nach rechts, duckte sich und tastete nach seinem Schwert. Etwas traf ihn an der Stirn, und er fiel zurück. Okrian stieß einen Schlachtruf aus und rannte los. Camran sprang mit dem Schwert in der Hand auf. Wieder einmal verbargen Wolken den Mond, doch vorher hatte Camran noch eine schattenhafte Gestalt gesehen, die in der Dunkelheit mit den Bäumen verschmolz.
    »Wer hatte Wache?«, brüllte Camran. »Bei allen Göttern, ich steche ihm die Augen aus!«
    »Hat keinen Sinn mehr«, erwiderte Okrian und deutete auf eine am Boden liegende Gestalt. Eine Blutlache bildete sich unter ihr. Die Kehle war aufgeschlitzt. Ein weiterer Toter lehnte an einem Felsen. »Du bist verletzt«, sagte Okrian. Blut lief aus einer leichten Schnittwunde an Camrans Stirn.
    »Ich habe mich im richtigen Augenblick geduckt«, sagte der Hauptmann. »Sonst hätte er mir die Kehle durchgeschnitten.« Er warf einen Blick zum Himmel empor. »Noch eine Stunde, dann wird es hell.« Er zog ein Taschentuch aus der Tasche und drückte es auf die blutende Wunde an der Stirn.
    »Ich glaube, ich habe ihn getroffen«, sagte Okrian. »Aber er war schnell.«
    Camran betupfte weiter seine Wunde, doch die Blutung wollte nicht aufhören. »Du musst es nähen«, befahl er Okrian.
    »Jawohl.« Der schwerfällige Sergeant ging zu seinem Pferd und holte einen Medizinbeutel aus der Satteltasche. Camran saß ganz still, als Okrian sich ans Werk machte. Er blickte zu den vier anderen überlebenden Söldnern. Er spürte ihre Angst. Auch als die Sonne aufging, ließ die Spannung nicht nach, denn jetzt mussten sie wieder in den Wald reiten.
    Der Himmel war klar und hell, als Camran sich in den Sattel schwang. Seine Geisel saß vor ihm. Er drehte sich zu seinen Männern um. »Wenn er bei Tageslicht angreift, werden wir ihn töten«, sagte er. »Wenn nicht, sind wir bald aus dem Wald heraus. Dann wird er uns nicht mehr folgen. Er wird nicht sechs, bewaffnete Leute auf freiem Gelände angreifen.«
    Seine Worte überzeugten sie nicht. Aber sie überzeugten ja nicht einmal ihn selbst. Die kleine Gruppe hielt langsam auf den Waldrand zu, fand den Pfad und wurde schneller. Camran ritt vorneweg, dicht gefolgt von Okrian. Sie ritten eine halbe Stunde lang. Okrian sah über die Schulter zurück und erblickte zwei reiterlose Pferde. Er stieß einen Warnschrei aus. Panik überfiel alle, und sie begannen schneller zu reiten und die Pferde zu peitschen.
    Camran schoss aus dem Wald und zog die Zügel an. Er schwitzte jetzt und spürte, dass sein Herz wild klopfte. Okrian und die beiden anderen Überlebenden zogen ihre Schwerter.
    Ein Reiter auf einem dunklen Pferd kam langsam aus dem Wald, den langen schwarzen Umhang eng um sich gezogen. Die vier Krieger saßen reglos, als er sich näherte. Camran blinzelte sich den Schweiß aus den Augen. Das
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