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Waylander der Graue

Waylander der Graue

Titel: Waylander der Graue
Autoren: David Gemmell
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fiel nach hinten, versuchte aufzustehen und stieß einen gurgelnden Schrei aus, als er starb.
    Camran rannte mit dem Schwert in der Hand zurück zum Feuer, dann stürzte er sich ins Gebüsch, während seine Männer ausschwärmten.
    Alles war still, keine Spur von einem Feind.
    »Seht zu, dass wir in offenes Gelände kommen!«, rief Camran. Die Männer rannten zu den Pferden und sattelten sie hastig. Camran packte das Mädchen, zwang sie aufzusteigen, dann schwang er sich hinter ihr in den Sattel und ritt von der Lichtung.
    Wolken schoben sich vor den Mond, als die Männer durch den Wald hasteten. In der Dunkelheit mussten sie ihre Flucht verlangsamen. Camran sah eine Lücke zwischen den Bäumen und hielt darauf zu. Er befand sich auf einem Abhang. Okrian kam dicht hinter ihm. Als die anderen aus dem Wald kamen, zählte Camran sie. Mit ihm und seinem Sergeanten waren jetzt acht Männer aus dem Wald gekommen. Er ließ den Blick über die Gruppe schweifen und zählte noch einmal. Der Killer hatte auf der Flucht ein weiteres Opfer gefunden.
    Okrian nahm seinen schwarzen Lederhelm ab und fuhr sich mit der Hand über die Stirnglatze. »Bei Shems Eiern«, sagte er. »Wir haben fünf Mann verloren und niemanden gesehen!«
    Camran sah sich um. Sie befanden sich auf einer kreisförmigen Lichtung, doch egal, in welche Richtung sie weiterwollten, sie mussten erst wieder in den Wald. »Wir warten bis Tagesanbruch«, sagte er und stieg ab. Er zerrte das Mädchen vom Sattel und riss es herum. »Wer ist dieser Graue Mann?«, fragte er.
    Sie antwortete nicht, und er schlug ihr fest ins Gesicht. »Antworte mir, du Schlampe«, zischte er, »oder ich schneide dir den Bauch auf und erdrossle dich mit deinen Eingeweiden!«
    »Ihm gehört das ganze Tal«, sagte sie. »Mein Bruder und die anderen Männer, die ihr umgebracht habt, haben für ihn die Felder bestellt.«
    »Beschreib ihn.«
    »Er ist groß. Er hat lange Haare, fast grau.«
    »Ein alter Mann?«
    »Er bewegt sich nicht wie ein alter Mann«, sagte sie. »Aber ja, er ist alt.«
    »Und woher wusstest du, dass er kommen würde?«
    »Im vergangenen Jahr haben fünf Männer ein Dorf nördlich des Tales angegriffen. Sie töteten einen Mann und seine Frau. Der Graue Mann folgte ihnen. Als er zurückkehrte, schickte er ein Fuhrwerk aus, und die Leichen wurden geholt und auf dem Marktplatz ausgestellt. Seitdem haben wir keinen Ärger mehr mit Gesetzlosen. Nur Fremde wie du bringen das Böse ins Land des Grauen Mannes.«
    »Hat er auch einen Namen?«, fragte Camran.
    »Er ist der Graue Mann«, sagte sie. »Mehr weiß ich nicht.«
    Camran ließ sie stehen und starrte auf den in tiefem Schatten liegenden Wald. Okrian ging zu ihm. »Er kann nicht überall zugleich sein«, flüsterte Okrian. »Es wird viel davon abhängen, für welche Richtung wir uns entscheiden. Wir sind nach Osten unterwegs, also sollten wir vielleicht besser unsere Pläne ändern.«
    Der Söldnerhauptmann zog eine Landkarte aus seiner Satteltasche und breitete sie auf dem Boden aus. Sie waren unterwegs zur östlichen Grenze und nach Qumtar, doch jetzt wollte Camran nichts weiter als ein Ende des Waldes sehen. Auf offenem Gelände konnte ein Angreifer nicht acht bewaffnete Männer überwältigen. Er studierte im Mondschein die Karte. »Der nächstgelegene Waldrand liegt im Nordosten«, sagte er. »Etwa drei Kilometer entfernt. Sobald es hell ist, reiten wir dorthin.«
    Okrian nickte, sagte jedoch nichts.
    »Was denkst du?«
    Der Sergeant holte tief Luft, dann wischte er sich mit der Hand übers Gesicht. »Ich dachte gerade an den Angriff. Zwei Armbrustbolzen, rasch nacheinander. Keine Zeit zum Nachladen. Also sind es entweder zwei Männer oder es handelt sich um eine doppelflügelige Waffe.«
    »Wenn es zwei Männer wären, hätten wir irgendeine Spur von ihnen gesehen, als rar durch den Wald ritten«, wandte Camran ein. »Sie hätten uns nicht beide entgehen können.«
    »Genau. Also ist es ein Mann, der eine Doppelarmbrust benutzt. Ein Mann, ein geschickter Mörder, der nicht nur die ersten beiden getötet hat, die wir ausgeschickt hatten, sondern noch drei weitere harte Burschen, ohne gesehen zu werden.«
    »Ich nehme an, du willst auf irgendetwas hinaus?«, brummte Camran.
    »Es gab einmal – vor Jahren – einen Mann, der eine solche Waffe benutzte. Manche sagen, er wurde getötet. Andere behaupten, er habe Drenai verlassen und sich in Gothir einen Palast gekauft. Aber vielleicht ist er auch nach Kydor
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