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Waylander der Graue

Waylander der Graue

Titel: Waylander der Graue
Autoren: David Gemmell
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Furcht in der Stimme. Aus ihren Worten klang Gewissheit, und er hielt inne.
    »Der Graue Mann? Irgendein Nachtdämon vielleicht? Ein Beschützer der Bauern?«
    »Er kommt«, sagte sie.
    Er fühlte, wie sich ihm die Nackenhaare sträubten. »Ich nehme an, er ist ein Riese oder so was.«
    Sie antwortete nicht.
    In den Büschen links von ihnen bewegte sich etwas. Camran sprang mit klopfendem Herzen auf, doch es war nur Okrian.
    »Die Männer fragen sich, ob du wohl mit ihr fertig bist«, sagte der Sergeant. Seine kleinen Augen waren auf das Bauernmädchen gerichtet.
    »Nein, bin ich nicht«, sagte Camran. »Vielleicht morgen.«
    Der Sergeant zuckte die Achseln und ging zurück zum Lagerfeuer.
    »Noch ein Tag mehr Leben«, sagte Camran zu dem Mädchen. »Willst du nicht schön danke sagen?«
    »Ich werde dich sterben sehen«, sagte sie.
    Camran lächelte, dann schlug er ihr ins Gesicht, sodass sie wieder zu Boden fiel. »Dummes Bauerngör«, sagte er.
    Doch ihre Worte verfolgten ihn, und am nächsten Morgen drehte er sich beim Reiten ständig um. Sein Hals begann schon zu schmerzen. Camran wollte sein Pferd gerade in Galopp fallen lassen, als er sich noch ein letztes Mal umschaute. Nur einen Wimpernschlag lang sah er einen Schatten, der sich zwischen den Bäumen ein paar hundert Meter hinter ihnen bewegte. Er blinzelte. War das ein Reiter oder nur ein umherstreifendes Reh? Er war sich nicht sicher. Camran fluchte leise, dann rief er zwei seiner Reiter zu sich. »Reitet zurück. Vielleicht folgt uns jemand. Wenn ja, tötet ihn.«
    Die Männer rissen ihre Pferde herum und ritten davon. Camran warf einen Blick auf das Mädchen. Sie lächelte.
    »Was ist los, Sir?«, fragte Okrian und lenkte sein Pferd neben Camrans.
    »Dachte, ich hätte einen Reiter gesehen. Wir wollen weiterreiten.«
    Sie ritten den ganzen Nachmittag hindurch und machten nur eine Pause von einer Stunde, um die Pferde ausruhen zu lassen, dann schlugen sie ihr Lager in einer geschützten Senke nahe eines Bachs auf. Von den beiden Männern, die Camran ausgeschickt hatte, war nichts zu sehen. Er rief Okrian zu sich. Der große Söldner kam, und Camran erzählte ihm von der Warnung des Mädchens.
    »Grauer Mann?«, sagte Okrian. »Nie gehört. Aber ich kenne diese Gegend Kydors auch nicht sehr gut. Wenn er uns folgt, werden die Jungs ihn kriegen. Sind zähe Burschen.«
    »Wo stecken sie dann?«
    »Vielleicht trödeln sie herum. Oder wenn sie ihn geschnappt haben, machen sie sich vielleicht einen Spaß mit ihm. Petrin soll angeblich fast ein Künstler sein, was den Blutadler angeht. Die Männer sagen, er kann einem Mann den Brustkorb öffnen, ihm die Eingeweide mit Zweigen wieder festbinden und den armen Kerl noch für Stunden am Leben lassen. Was ist jetzt mit dem Mädchen, Sir? Die Männer könnten ein bisschen Ablenkung vertragen.«
    »Gut, nimm sie mit«, sagte Camran.
    Okrian riss sie an den Haaren hoch und schleppte sie zum Lagerfeuer. Die neun Männer dort jubelten. Okrian schubste sie ihnen entgegen. Der erste Mann sprang auf und packte sie, als sie zu fallen drohte. »Lass uns mal ein bisschen Fleisch sehen!«, rief er und zerrte an ihrem Kleid.
    Plötzlich wirbelte das Mädchen auf dem Absatz herum und rammte dem Mann den Ellenbogen ins Gesicht, wodurch sie ihm die Nase brach. Blut schoss über seinen Bart, und er taumelte zurück. Der Sergeant packte das Mädchen von hinten. Sie warf den Kopf zurück und traf ihn am Wangenknochen. Er packte ihre Haare und riss ihr brutal den Kopf herum.
    Der erste Mann zog einen Dolch und ging auf sie zu. »Du Miststück«, knurrte er. »Ich werde dich ein wenig aufschlitzen. Aber nicht so viel, dass wir keinen Spaß mehr mit dir hätten, du kleine Hure, aber doch so viel, dass du quieken wirst wie ein angestochenes Schwein.«
    Unfähig sich zu rühren, starrte das Mädchen ihn mit unverhohlenem Hass an. Sie jammerte nicht und schrie auch nicht.
    Plötzlich hörte man einen knirschenden Laut. Der Messerstecher blieb mit verwunderter Miene stehen. Langsam hob er die linke Hand. Dann sank er auf die Knie. Seine suchenden Finger berührten den schwarzbefiederten Bolzen, der in seinem Nacken steckte. Er versuchte, etwas zu sagen, brachte jedoch keinen Ton heraus. Dann fiel er aufs Gesicht.
    Ein paar Herzschläge lang rührte sich niemand. Der Sergeant warf das Mädchen zu Boden und zog sein Schwert. Ein anderer Mann, der dichter am Waldrand stand, grunzte vor Schock und Schmerz, als ihm ein Bolzen in die Brust drang. Er
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