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Was im Dunkeln liegt

Was im Dunkeln liegt

Titel: Was im Dunkeln liegt
Autoren: Diane Janes
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zwischen den Bäumen aus dem Blick verlor. Aber Danny war irgendwo zwischen uns gewesen. Er musste seine Taschenlampe ausgeschaltet haben und Trudie gefolgt, ihr durch die Dunkelheit nachgeschlichen sein, bis er sie auf dem Spielplatz eingeholt hatte.
    Mein Blick fiel auf Trudies Büchereibuch, das noch immer auf dem Nachtkästchen lag und darauf wartete, mit nach unten genommen zu werden. Ich erinnerte mich an Trudies Worte in der Nacht der Séance  –  wie sie das Opfer beschrieben hatte, die lachende, fröhliche junge Frau, die durch den Wald ging, und den Mann mit
dem dunklen Haar und dem Bart, vor dem sie keine Angst hatte, weil er ihr Freund war: »Sie ist allein  –  verloren in der Dunkelheit  –  er taucht hinter ihr auf. Sie hat mein Gesicht.«

33
    Sobald Danny nach unten gegangen war, war nichts mehr zu hören außer dem beständigen Prasseln des Regens. Das Zimmerfenster stand offen, und ein, zwei Tropfen fielen herein und blieben getrennt voneinander auf dem Fensterbrett liegen, als würde jeder Tropfen auf eine freundliche Regung des anderen warten.
    Ein ganzes Medley an Gedanken ging mir durch den Kopf, und ich folgte ihnen wie ein Kind, das durch einen Irrgarten stolperte, es nie schaffte, den Rest der Gruppe aufzuholen, und außerstande war, den Ausgang zu sehen. Die naheliegendste Idee wäre es, meinen Anorak anzuziehen, den Rucksack zu schnappen und zu versuchen, so viel Entfernung wie möglich zwischen mich und die anderen Hausbewohner zu bringen, bevor meine Abwesenheit entdeckt werden würde. Ich müsste nur die Treppen hinuntergehen, die Diele durchqueren und aus der Tür schlüpfen. Es klang simpel, aber meine Beine weigerten sich, auch nur einen Schritt vorwärts zu gehen. Darüber hinaus müsste ich darauf vertrauen, dass der Schlüssel in der Haustür steckte und ich die Treppen bewältigte, ohne ein Geräusch zu machen. Dannys neue Angewohnheit, aus dem Nichts aufzutauchen, war eine zusätzliche Schwierigkeit. Dann fiel mir ein, dass Simon auf meiner Seite
sein müsste. Vielleicht könnten wir zusammen weglaufen  –  auf diese Weise hätten wir den Vorteil des Wagens.
    Eine andere innere Stimme meldete sich zu Wort und fragte, wohin ich glaubte mich flüchten zu können: Wohin auch immer ich ginge, es gäbe kein Entfliehen vor dem, was ich wusste. Die Dinge in deinem Kopf begleiten dich überallhin. Du kannst sie nicht hinter dir zurücklassen.
    Ich wartete lange Zeit vergeblich auf irgendeine Inspiration. Nach einer Weile hörte ich Schritte auf dem Treppenabsatz  –  aber es war nur jemand, der ins Bad wollte. Ich fragte mich, ob es Simon war, und spielte mit dem Gedanken, ihn zu rufen, aber ich zögerte so lange, bis sich die Schritte wieder entfernten. Danach trat erneut tiefe Stille ein.
    Schließlich bewegte ich meinen Sessel von der Tür weg und öffnete sie einen Spalt. Ich kam zu dem Entschluss, es sei besser, erst einmal die Lage zu erkunden, bevor ich riskierte, mit meinem Rucksack in der Diele erwischt zu werden. Also schlüpfte ich aus meinen Sandalen und schlich zum Geländer hinüber, wo ich lauschend innehielt. Es war kein Laut zu hören, doch sobald ich mich ein paar Stufen hinunter gewagt hatte, begannen die Dielenbretter geräuschvoll zu ächzen, kündeten meinen Auftritt mit einer lauten Ouvertüre an. Erschrocken blieb ich stehen, klammerte mich am Geländer fest und hielt den Atem an. In dem Moment hörte ich, wie die Küchentür geöffnet wurde, aber es gelang mir, den Drang zu unterdrücken, ins Zimmer zurückzurennen, weil ich wusste, dass jeder, der aus der Küche käme, zunächst die Diele durchqueren müsste, ehe er mich auf den oberen Treppen erspähen könnte.

    »Mach, was du willst, Mann.« Es war Dannys Stimme. Er klang nicht ärgerlich, sondern ganz normal  –  so wie immer.
    Simons Antwort war nicht mehr als ein kurzes Murmeln; seine Worte erreichten mich nicht.
    »Also, du weißt ja, wo du mich findest«, sagte Danny. Er hörte sich geradezu lachhaft unbeschwert an.
    Ich war sprungbereit für einen raschen Rückzug, aber er näherte sich der Treppe nicht. Er musste ins Wohnzimmer gegangen sein. Verdammt. Wenn er die Wohnzimmertür offen ließe, könnte ich nicht unbemerkt daran vorbei in die Küche rennen. Dann kam mir eine neue Idee. Ich könnte mich nach unten schleichen, aus der Haustür schlüpfen, um das Haus herumrennen und mich durch die Hintertür in die Küche stehlen, ohne überhaupt am Wohnzimmer vorbeizumüssen. Dann
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