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Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund

Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund

Titel: Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund
Autoren: Nina Ruge , Guenther Bloch
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Radfahrer, Jogger und kleine Kinder. Sie hören auf ihren Namen und geben Pfötchen, wenn wir das wollen. Sie lernen, sich um die eigene Achse zu rollen, alles zu apportieren, was wir werfen, sausen nicht zur Tür, wenn es klingelt.
    Sie fressen erst, wenn wir es erlauben, bellen nicht, jagen nicht ……
    Das bringt mich zum Grübeln. Wie weit dürfen wir Hunde auf uns fixieren, trainieren, konditionieren? Wie viel Erziehung tut ihrer Seele gut? Gut, ich muss lachen, wenn ich Vroni mühsam zu einem »Sitz!« überreden muss und es gefühlte Viertelstunden dauert, bis sich das Riesenbaby endlich bequemt, den Hintern der Schwerkraft folgen zu lassen. Befehle zu befolgen gehört zu einem entspannten Miteinander. Die Frage ist aber doch: Wie weit soll der Gehorsam gehen?
    Wie viel freies Hundeleben ist wichtig und richtig für eine gesunde Hundeseele?
    Vroni und »Sitz«: Das ist eine Sache für sich. Aber wir üben beharrlich weiter.
    GÜNTHER BLOCH: Zirkushunde und Glück: ein abendfüllendes Thema. Schließlich konditionieren nicht nur mit Clicker oder Leckerli »bewaffnete« Menschen den Hund, sondern auch seine Umwelt. Die Kunst besteht einzig und alleine darin, einen vernünftigen Kompromiss zu erarbeiten zwischen der Notwendigkeit zu Gehorsamsübungen und der leider weit verbreiteten Angewohnheit, Hunde zu allseits funktionierenden »Automaten« zu degradieren. Wer das hinbekommt, ist fein raus. Wer nicht, muss sich dringend in Selbstbeschränkung und Selbstkontrolle üben. Ganz ehrlich: Roboterhaft trainierte »Sofawölfe« sind für mich die Horrorvorstellung eines Haushundes. Meinen eigenen Vierbeinern würde ich so etwas nie zumuten. Sie sollen Persönlichkeit und Charakter ausstrahlen.
    Apropos grübeln: Tausende Haushunde laufen »bei Fuß«, obwohl sie während des Spaziergangs mit schier unendlichen Dingen konfrontiert werden, die sie ablenken.
    Wer als Hundehalter in der Öffentlichkeit unterwegs ist, hat Verantwortung. Die allermeisten Hunde, die pausenlos daran erinnert werden müssen, nicht an der Leine zu zerren beziehungsweise sitzen oder liegen zu bleiben, sind einfach nur unerzogen.
    Ausreden bringen nichts. Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung.

Ist Bindung eine unsichtbare Leine?
    NINA RUGE: Es ist immer wieder ein großartiges Erlebnis, wenn man einen neuen Hund beim Namen ruft und er mit wehenden Ohren heransaust. Man gehört zusammen, man ist ihm wichtig. Sonst käme er ja wohl nicht so begeistert angaloppiert. Fantastisch! Alles fühlt sich richtig an!

    Nicht immer hindert ein Zaun Lupo und Vroni am Durchstarten, wenn sie »Beute« wittern.
    Warum reagiert mein Hund nicht?
    Mittlerweile weiß ich aber, dass dies noch lange nicht heißt, dass der Hund von nun an immer so zuverlässig kommt. Damit ich meinem Welpen wirklich wichtig bin, das Zentrum seines Denkens, Wollens und Fühlens (oder zumindest lebenswichtige Orientierung) bleibe, dafür muss ich noch jede Menge Arbeit, Zeit und Herzblut investieren. Wenn ich mich mit Lupo und Vroni zum Beispiel einer befahrenen Straße nähere und auf der anderen Seite verführerisch ein Terrier herüberwedelt, bringt mein »Bleib!« wenig. Ich muss mich trotzdem mit aller Kraft in den Boden stemmen und der doppelten Zugkraft vier kraftvoller Sennenhund-Beine Kontra geben. Wie blöd das wohl aussieht! Was die vorbeirauschenden Autofahrer bloß denken … Ganz ähnlich: Wir unternehmen zu dritt einen Ausflug.
    Lupo schnüffelt begeistert herum. Vroni hat eine Krähe entdeckt und setzt zum Sprint an: Attacke! Ich weiß genau, was geschehen würde, wenn ich die beiden in diesem Moment abrufen würde: Gar nichts. Aber auch so was von gar nichts.
    In solchen Situationen neige ich zu heftiger Schnappatmung und Verzweiflungstaten. In ganz harten Fällen setze ich mich hin und meditiere. Sehr zur Freude meiner Hunde, denn nun stört sie niemand mehr. Manchmal mache ich auch kehrt und sprinte einfach in die entgegengesetzte Richtung. Was wahrscheinlich die intelligenteste Lösung ist. Schließlich wollen mich die beiden ja nicht aus den Augen verlieren. Ich denke, die magische unsichtbare Leine zwischen mir und meinen Hausgenossen heißt »Bindung« und ist ein filigraner Mix aus Grenzensetzen, Entschiedenheit und viel, viel Spiel, Spaß und Freude miteinander. Liege ich da richtig?
    GÜNTHER BLOCH: Bindungspartner sind laut der Ethologin Dorit Feddersen-Petersen daran zu erkennen, dass sie die »Nähe zu einem speziellen Partner«
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