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Was Die Liebe Naehrt

Was Die Liebe Naehrt

Titel: Was Die Liebe Naehrt
Autoren: Anselm Gruen
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der Liebe fixiert sind, sondern an ihrer Lebensgemeinschaft
     bauen, die ein zielgerichteter Prozess ist: »Die Beziehung ist nicht Selbstzweck, die Partner genügen sich in ihrer Zweisamkeit nicht, sondern sie richten
     ihre Beziehung auf ein Drittes aus, auf eine gemeinsame Zielperspektive.« Diese gemeinsame Zielperspektive ist die Lebensgemeinschaft, die Familie mit
     Kindern, oder aber auch die Arbeit, in der sich die Partner engagieren und zum Segen werden für andere. Sie kann aber auch ein spiritueller Weg sein. Die
     beiden öffnen sich gerade in ihrer gegenseitigen Begrenzung dem Grenzenlosen, Gott. Das Leiden an ihren Grenzen führt sie über die Grenzen hinaus in den
     Bereich des unendlichen Gottes. Das relativiert ihr Leiden und lässt es sogar fruchtbar werden für den spirituellen Weg. Wenn die beiden Partner immer nur
     Glück von ihrer Partnerschaft erwarten, werden sie bald enttäuscht sein und den Eindruck haben, sie müssten sich trennen, sobald sie sich nicht mehr
     glücklich fühlen. Wenn sie jedoch ihr Augenmerk auf den gemeinsamen Prozess des Wachsens richten, werden sie frei von der Fixierung auf das Glück. Das
     Wachsen, die Evolution ergibt sich nicht aus der völligen Entsprechung. Gerade wenn Partner sich nicht ganz verstehen und gerade wenn sie einander nicht
     voll entsprechen, kann diese Spannung die persönliche Reife anregen und uns auf unser wahres Selbst verweisen, in dem wir uns mit Gott eins und von Gott
     verstanden wissen.
    Das Gefüge der Partnerschaft gerät ins Wanken undmuss wieder ein neues Gleichgewicht bekommen, wenn die Kinder kommen. Kinder
     verstärken das Miteinander. Die gemeinsame Sorge für die Kinder verbindet die Partner miteinander. Aber manchmal ist es auch eine Krise. Die Eltern
     beschäftigen sich nur noch mit den Kindern und finden keine Zeit mehr, über sich selbst zu reden. Die Kinder sind immer dabei. So gibt es kaum mehr
     Gelegenheit, die eigene Beziehung zu vertiefen. Manchmal fühlt sich der Mann von seiner Frau vernachlässigt. Die Frau geht ganz in ihrer Mutterrolle auf
     und vergisst, dass sie auch die Frau ihres Mannes ist. Wenn der Mann dann seine Bedürfnisse anmeldet, hat sie den Eindruck, dass er ein weiteres Kind ist,
     für das sie sorgen muss. Das überfordert sie.
    Auch wenn die Kinder aus dem Haus gehen, wird das Lebenshaus der Partnerschaft erst einmal erschüttert. Das Haus fühlt sich leer an. Die Eltern spüren,
     dass sie neu aufeinander verwiesen sind. Sie können ihre Aufmerksamkeit nicht mehr nur auf die Kinder richten und über die Kinder reden. Sie müssen wieder
     miteinander ins Gespräch kommen. Für viele ist das eine Chance, die Beziehung zu vertiefen. Manche Paare merken aber in diesem Augenblick auch, wie fremd
     sie sich geworden sind, dass sie sich gar nicht mehr viel zu sagen haben. Oft übergehen sie diese erschreckende Erkenntnis, indem sie sich in neue
     Aktivitäten stürzen. Doch gerade diese Erkenntnis wäre die Chance für die beiden, sich neu über den gemeinsamen Weg auszutauschen, über das, was die sie
     im Innersten zusammenhält.
Erfahrungen der Endlichkeit
    Die Erfahrung unserer Endlichkeit ist ein Ort, an dem die Spiritualität besonders gefragt ist. Brüchigkeit und Zerbrechlichkeit sind
     als Möglichkeit jeder Beziehung eingeschrieben. Wenn einer der Ehepartner krank wird, werden beide damit konfrontiert. Sie wissen nicht, ob die Krankheit
     überwunden wird, sie könnte auch zum Tod führen. Oder einer von beiden hat einen schweren Autounfall gehabt. Der hätte auch tödlich ausgehen können. Oder
     aber einer ist wirklich schwer verletzt worden und ist in wesentlichen Bereichen seines Lebens behindert. Solche Erfahrungen wollen angeschaut und
     ausgehalten werden. Es hilft nicht, sie nur zu beschönigen, indem man sagt: »Es hätte auch schlimmer ausgehen können. Einmal wird es uns alle treffen.«
     Solche Beschwichtigungen sind ein Versuch, der Brüchigkeit unseres Lebens auszuweichen oder sie zu bagatellisieren. In all diesen Fällen stellt sich einem
     Paar die Frage, wie es mit der Endlichkeit ihrer Beziehung umgeht. Einer wird irgendwann zuerst sterben. Was wird der andere dann machen? Wie geht er
     damit um, dass er allein ist? Wie gehen beide mit der Tatsache um, dass der Tod sie auseinanderreißen wird?
    Dass sich die Ehepaare getrennt haben, weil einer von ihnen krank geworden ist, höre ich in Gesprächen immer wieder. Für den, der krank geworden ist,
     ist das eine tiefe
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