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Warum Machst Du Mich Nicht Gluecklich

Warum Machst Du Mich Nicht Gluecklich

Titel: Warum Machst Du Mich Nicht Gluecklich
Autoren: Berit Brockhausen
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hatte schon vorher angedeutet, dass er gern gem einsam mit mir schlafen gehen wollte. Normalerweise wäre er jetzt beleidigt in seinem Arbeitszimmer verschwunden und erst zum Frühstück wieder schlech t gelaunt aufgetaucht. Doch ges tern stellte er sich einfach hinter mi ch, als ich den Computer anmach te. Und fragte, ob es denn lange dauern werde, sonst würde er gern oben im Bett noch so lange etwas lesen, bis ich komme.« Hannes nickt. »Mich hat das beschäftigt, was Sie letztes Mal gesagt haben. Dass ich schicksalsergeben abwarte, wie Sahra sich entscheidet. Zum Beispiel, ob ich ihr wichtiger bin oder die E-Mails.« Sahra schnaubt ärgerlich, doch Hannes fährt fort. »Und gestern habe ich gedacht, ich kann sie ja einfach mal fragen, anstatt mich verletzt zurückzuziehen.« Er schaut seine Fra u zärtlich an. »Das hat sich ge lohnt, auf dich zu warten.« Auch Sahra strahlt ihn an. »Ja, es war schön, nicht allein einzuschlafen. Und am Wochenende haben wir eine andere kritische Situation gut bewältigt. Als du das Regal im Bad anbringen wolltest.« Er lacht. »Was für eine Aktion! Nichts funktionierte. Ich hatte eine Stinklaune und habe dich und die Kinder nur noch angemeckert.« Sahra stimmt ihm zu und sagt: »Ich fand dich so blöd! Früher hätte ich vor Wut gekocht, vielleicht einen Streit mit dir angefangen, wie du dazu kommst, die Kinder als Blitzableiter zu benutzen ...« »Dabei haben die ganz cool reagiert«, wirft Hannes ein. »Na, und ich habe mich immerhin auch darum bemüht, ruhig zu bleiben«, fährt Sahra fort. »Trotzdem fand ich es furchtbar, dass du in deiner schlechten Laune gar nicht zu erreichen bist. Deshalb habe ich dir vorgeschla gen, zusammen mit mir und d em Hund einen Spaziergang zu ma chen.« »Und ich habe dich erst mal angebrummelt, weil ich wegen des Regals noch so genervt war«, ergänzt Hannes. »Spätestens an der Stelle geraten wir normalerweise so heftig in Streit, dass das ganze Wochenende gelaufen ist.« Ich bin neugierig: »Was ist denn stattdessen passiert?« Sahra antwortet: »Ich habe überlegt, ob ich mich jetzt auch noch aufregen will. Und sehr klar gespürt, dass ich gern den Tag in entspannter Nähe zu Hannes ausklingen lassen würde. Also habe ich ganz ruhig gesagt, dass ich es schön fände, wenn er mitkommt. Und dass es auch völlig okay ist, wenn er zu Hause b leibt, weil er sich erst mal be ruhigen muss. Aber dass ich mir dann wünsche, mit ihm später noch in Ruhe einen Wein auf der Terrasse zu trinken und zu plaudern.« »Plötzlich habe ich mich von außen gesehen und konnte über mich lachen«, sagt Hannes. »Da stehe ich im Badezimmer und wüte wie das HB-Männchen aus der Werbung früher! Ich habe den ganzen Kram weggepackt und wir waren dann lange spazieren und der Abend war sehr entspannt.« Er schweigt und sieht nachdenklich aus. »Ich bin ziemlich sicher, dass ich Sahra noch vor einem halben Jahr in einem solchen Moment bittere Vorwürfe gemacht hätte, weil sie mich nicht versteht. Es ist schon komisch«, sagt er dann. »Wenn ich sie heute um etwas bitte, fühle ich mich innerlich stärker und selbstbewusster als früher in den Momenten, in denen ich es wütend von ihr forderte und überzeugt war, dass sie mir etwas vorenthält.«
    Nachdem die beiden die Klippen des Alltags leichter nehmen, geht es in der Beratung verstärkt um das Thema Sexualität. Sie arbeiten daran, deutlicher wahrzunehmen, was sie wollen, und das selbst dann zu äußern, wenn es dem Wunsch des anderen zu widerspre chen scheint. Sie verbindet die starke Sehnsucht, nicht nur Sex zu haben, sondern sich dabei nah zu fühlen und wirklich intime Momente der Begegnung zu erleben. Die dafür erforderliche Ehrlichkeit und die notwendige Fähigkeit, auch Spannungen zu ertragen, die durch scheinbar unvereinbare Wünsche en tstehen, sind eine große Heraus forderung. Doch ich bin überzeugt, dass es den beiden gelingen wird, weil ihre Sehnsucht sie motiviert, sich persönlich weiterzuentwickeln und die damit verbundenen Ängste auszuhalten.
     
     
    Es war einmal?
    In den alten Zeiten, als das Wünschen noch geholfen hat ... Lassen Sie sich nicht täuschen. Diese alten Zeiten sind noch nicht vorbei, denn in Liebe und Beziehung gelten die archaischen Gesetze der Märchen weiterhin: Vertrauen lässt sich nicht kaufen, Intimität nicht vorspielen und Loyalität nicht ein fordern. Wie alle anderen Bezie hungsqualitäten (Interesse, Respekt, Zärtlichkeit und so weiter) ent stehen und
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