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Warum Machst Du Mich Nicht Gluecklich

Warum Machst Du Mich Nicht Gluecklich

Titel: Warum Machst Du Mich Nicht Gluecklich
Autoren: Berit Brockhausen
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den Zauber des Anfangs entstan den ist, hilft uns, den Schritt in Richtung Veränderung zu riskie ren. So anziehend ich Oskars Ruhe und Zuverlässigkeit am Anfang auch fand, so sehr macht mich jetzt seine kleinliche und penible Art wahnsinnig. Wie unverschämt von ihm, meine Spontaneität ein zuschränken und auf der Einhaltung von lange vorher getroffenen Verabredungen zu bestehen! Wie zwanghaft! Und natürlich völlig uneinsichtig, geradezu veränderungsresistent! Doch weil ich mich trotz seiner unerträglich oberlehrerhaften Art nicht von ihm trennen will, muss ich mir darüber klar werden, wie viel Verbindlichkeit ich eigentlich selbst an gemessen finde Pünktlichkeit ist zum Beispiel tatsächlich eine Schwachstelle vo n mir, die regelmäßig zu Proble men im Job und bei meinen Fre unden führt. Ich gebe zu, da be steht Veränderungsbedarf, und ich bin auch schon dabei, an meiner pubertären Ablehnung aller Verbindlichkeiten zu ar beiten aber ver raten Sie das bitte auf keinen Fall Oskar! Denn dieses selbstgefällige Lächeln, das er dann aufsetzen wird, ist die zweite Sache, die mich zur Weißglut bringt!
     
    Startguthaben für die unvermeidbaren Schwierigkeiten
    Der Zauber des Anfangs schafft eine starke Bindung zwischen den beiden Menschen, die ihn erleben. All die kleinen Zeichen der Auf merksamkeit, Zuneigung und des I nteresses, die ausgetauscht wer den, vertiefen das Gefühl, richtig füreinander zu sein und zusammenzugehören. Ohne dieses Gefühl wären wir kaum motiviert, miteinander Wege zu finden, wenn es später schwierig wird. Und schwierig wird es immer, wenn die Realität einsetzt. Während im Märchen häufig die böse Stiefmutter das Glück des jungen Paares behindert und die Liebe vor eine harte Prüfung stellt, sind es im wirklichen Leben die unvermeidlichen Erfordernisse des Alltags. Nach den Wonnen d es Anfangs tauchen Missverständ nisse und Probleme auf, an deren Lösung die Liebe fast zu scheitern und zu zerbrechen droht.
     
    Bruchlandung in der Realität
    Deshalb haben verliebte Menschen bei mir »Welpenschutz«. Da muss schon etwas sehr sehr Schlimmes passieren, bis ich jemandem in dieser Phase etwas Kritisches über das Objekt seiner Begierde sage. Oder Zweifel an der Konstellation äußere und meine Bedenken nicht zurückhalte. Die Entzauberung kommt früh genug auch ohne eine wohlmeinende Freundin, die dazu auch noch unter einer beruflich bedingten Wahrnehmungsstörung leidet, weil sie ja nur mit den Paaren zu tun hat, bei denen es bereits schiefgegangen ist. Was den Ver liebten natürlich niemals passieren wird, denn bei ihnen ist es ja alles ganz anders ... Wie bei meiner Freundin Silke, die von Konstantin auf Händen getragen wurde. Den Heiratsantrag machte er ihr bereits nach sechs Wochen in einem Pferdeschlitten im Schnee, die Stadt Sankt Petersburg als romantische Kulisse im Hintergrund. Was für eine märchenhafte Szene, die sie ihren Freunden immer wieder mit leuchtenden Augen schilderte.
     
    Silke und Konstantin das Weihnachtsessen
    Sechzehn Jahre später schaue ich gemeinsam mit Silke alte Fotos an. »Ach, schau mal, hier bist du!«, sagt sie, und zeigt auf ein Bild. Ich beuge mich vor und nehme es hoch. »Gruselig war das«, entfährt es mir. Sie unterbricht ihr Blättern und schaut mich fragend an. »Das war dieses Weihnachtsessen, das du zum ersten Geburtstag von Marie gemeinsam mit Konstantin für ein paar Freunde gegeben hast. Ich habe mich so unwohl gefühlt!« Sie nimmt mir das Bild aus der Hand und betrachtet es. »Ich kann mich gar nicht mehr genau erinnern. Aber es ging mir nicht gut. Marie hat so viel geschrien. Und Konst antin war überhaupt keine Unter stützung. Schau dir mal meine Augenringe an!« Ich stimme ihr zu. »Marie war eigentlich ganz süß bei dem Essen. Aber du wirktest wie eine Puppe, die die perfekte Gastgeb erin spielte. Nicht mit der Wim per gezuckt hast du bei Konstantins abwertenden Bemerkungen.« Ich äffe Konstantin nach: »Silke hat ja viele Begabungen, aber Kochen gehört eindeutig nicht dazu. Kaum zu glauben, dass Silke in einer Bank arbeitet, so naiv, wie sie sich in Gelddingen verhält!« Ich halte kurz inne. »Ich wäre am liebsten gegangen. Und du hast einfach geschwiegen, sogar als er zu dir sagte: >Schatz, ich weiß, es ist einfach nicht deine Stärke, jemanden auch mal ausreden zu lassen.< Dabei hat er dich die ganze Zeit unterbrochen!« Silke nickt. »Ich glaube, mein Selbstbewusstsein war völlig im Keller. Das Studium hatte
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