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Warum hab ich ihn gekuesst

Warum hab ich ihn gekuesst

Titel: Warum hab ich ihn gekuesst
Autoren: Penny Jordan
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Nach dem langen Flug sah er erstaunlich ausgeruht aus. Sein dunkles Haar war zerzaust, und er trug ein kariertes Hemd.
    „Du bist zu passiv", fuhr Drew fort. „Zu diesem Zeitpunkt kannst du immer noch nicht fassen, was du gerade gehört hast, und das musst du dem Publikum durch deine Art zu sprechen vermitteln. Äußerlich merkt man dir nicht an, wie entsetzt du darüber bist, dass Claudio dich verstößt. Du dachtest, er würde dich lieben. Wie kann er dir so schreckliche Dinge unterstellen? Bestimmt hast du dich als Teenager verliebt. Versuch dich daran zu erinnern, wie du damals empfunden hast, an deinen ersten Liebeskummer. So lange kann es noch nicht her sein ..."
    „Versuch dir vorzustellen, wie du dich fühlen würdest, wenn du Drew verlieren würdest", schlug Rachel trügerisch sanft vor, und obwohl Kirsty wusste, dass Rachel nur auf eine Reaktion von ihr wartete, konnte sie nicht verhindern, dass sie aschfahl wurde. Sie hatte Drew bereits verloren, und der Schmerz, den sie empfand, war unerträglich.

    Irgendwie schaffte sie es, die Szene zu spielen. Verzweifelt bemühte sie sich, nicht an Drew zu denken und seine Anweisungen zu befolgen. Sofort nahm das ganze Stück eine neue Schärfe an. Während einer kurzen Pause zwischen zwei Szenen erfuhr sie, dass Drew im Krankenhaus angerufen hatte.
    „Helen spricht besser auf die Medikamente an, als die Ärzte erwartet hatten", teilte er ihr mit, nachdem sie sich besorgt nach Helens Befinden erkundigt hatte. „Aber sie behalten sie trotzdem ein paar Tage zur Beobachtung da. Simon bleibt bei ihr, und von jetzt an führe ich wieder Regie."
    „Und was ist mit deinem Stück?" wandte sie ein.
    „Es ist mehr oder weniger fertig, aber ich wollte sowieso nach Hause. Ich muss etwas mit dir besprechen."
    „Ich muss wieder auf die Bühne", erklärte sie verzweifelt. „Cherry gibt mir gerade ein Zeichen."
    Sosehr sie danach auch versuchte, sich auf ihre Rolle zu konzentrieren, schaffte sie es nicht, weil sie immer an seine Worte denken musste. Mittlerweile war es ihr auch egal, dass Rachel sich ständig in den Vordergrund drängte, indem sie sich entweder vor sie stellte oder sie ablenkte.
    Schließlich nahte sich das Stück dem Ende. Wie aus weiter Ferne hörte sie Claudios vertraute Worte, mit denen er sie anstelle der Hero, die er für tot glaubte, zu seiner Frau nahm. Rafe trat auf sie zu, um sie - als Symbol für ihre Wiedervereinigung, wie Simon beschlossen hatte - zu küssen. Als Rafe sich wieder von ihr löste, trat sie zurück, bereit, ihre letzten Zeilen zu sprechen.
    Plötzlich war Drew bei ihnen auf der Bühne und sagte, sie sollten aufhören.
    „Rafe, wenn du Hero küsst, musst du es zuerst zögernd, ja widerstrebend tun. Schließlich ist die Frau, die du liebst, tot, und es ist alles deine Schuld. Zur Strafe musst du eine andere Frau heiraten, die ihr Vater ausgesucht hast, aber du willst gar nicht heiraten. Deine zukünftige Frau ist nicht Hero. Und doch sagt dir dein Gefühl, wenn du sie küsst, dass es die Frau ist, die du liebst. Also bevor Hero die Maske abnimmt, sagst du schon verwundert: ,Die zweite
    Hero?'"
    „Und du, Kirsty ..." Er wandte sich an Kirsty. „Du willst Claudio heiraten, um ihn zu bestrafen. Du rächst dich an ihm, indem du ihm einen Schock versetzt. Aber sobald er dich küsst, denkst du nicht mehr an Rache, nur daran, dass er der Mann ist, den du liebst. Ich möchte, dass ihr das dem Publikum vermittelt."
    Dann ließ er sie die Szene noch einmal spielen.
    „Nein, der Funke springt nicht über", unterbrach er sie kurz darauf. „Wenn ihr euch küsst, sieht es so aus, als wärt ihr nur zwei gute Freunde. Wenn du Hero küsst und dir klar wird, wer sie ist, Rafe, muss dein Gesichtsausdruck deine ganze Liebe und deinen ganzen Kummer verraten. Du löst dich nur widerstrebend von ihr. Vielleicht ist es besser, wenn ich euch zeige, was ich meine."
    Rafe trat zur Seite, und Kirsty blickte benommen zu Drew auf. Nachdem er die anderen Schauspieler angewiesen hatte, die einführenden Zeilen zu sprechen, kam er widerstrebend auf sie zu.
    „So ist sie mein." Es klang ironisch, fast bitter, und seine Stimme nahm einen resignierten Tonfall an, als er fortfuhr. „Zeigt mir Euer Antlitz, Holde." Er berührte die Maske, die sie trug, und Kirsty erschauerte. Sie hörte kaum, was er sagte, merkte kaum, dass er verstummt war, bis er ihre Hand nahm. Sie hatte alles um sich her vergessen, hatte vergessen, dass Drew und sie nur eine
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