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Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)

Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)

Titel: Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)
Autoren: Leif Lasse Andersson
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Fick.«

Zahnbürsten und andere Seltsamkeiten
    Blogeintrag VerenaK 03:19 Uhr
    Du bist anders gewesen als all die anderen, und doch warst Du ganz genauso, und jetzt bist auch Du gegangen, und noch nie war ich so ratlos.
    Hast Du mich getäuscht? Habe ich mich getäuscht? Warst Du nichts als eine Illusion? Und wenn ja, worin bestand die Illusion? War es Deine alles überwältigende Zärtlichkeit? Deine seltsame Fähigkeit, besser in meiner Seele zu lesen als ich selbst? Oder war die Illusion das, was eben in meinem Bett geschah, oder noch schlimmer, das danach?
    Du hast leise die Tür zugezogen, ich habe Deine Schritte auf der Treppe gehört, ich bin ans Fenster gegangen und habe gehofft, Du würdest innehalten, weil ich einfach nicht glauben wollte, dass Du wirklich wortlos in Deinen Scheißbenz steigst, ohne noch ein einziges Mal Deinen Kopf zu drehen.
    Als Deine Rücklichter aufleuchteten, habe ich gewusst, dass ich Dich niemals wiedersehen werde und dass alles, was Du gesagt, geschrieben und getan hast, nur Treppenstufen aus Lügen auf dem Weg in mein Bett gewesen sind.
    Warum? Warum fährt ein vor Geld stinkender Werbefuzzi vier Stunden nach Köln, nur um mich zu ficken und mir mein verdammtes Herz zu brechen? Du kannst doch in Hamburg hundert Frauen haben, warum mich, und warum so?
    Ich habe ein bisschen geheult eben, ich hab eine geraucht und dann hab ich Deine Mails noch einmal gelesen.
    Weißt Du noch, was Deine erste Nachricht war, hier in dieser öden Singlebörse? Kein »Hallo«, keine kitschige Anrede, kein dummdreistes »Ficken …?«, keine blöden Smileys, überhaupt nichts von dem ganzen Mist, der einer Frau im Internet das Leben verleidet. Du hast mir acht beschissene Worte geschrieben, eine simple Behauptung, eine mich neugierig machende Herausforderung, die ich zugleich als Kompliment empfand: »So, wie Du schreibst, werden wir uns mögen.«
    Ich war zu verblüfft, um nicht nachzusehen, ich habe Dein Foto betrachtet, auf dem nichts zu erkennen ist außer Deinem doofen Handy. Und Deinen Augen. Ich hab gedacht: »Ey, der guckt ein kleines bisschen wie Jack Nicholson. Bloß jünger und wahrscheinlich netter.«
    Dann hab ich Dein Profil gelesen, zweimal nacheinander, und es war einfach zauberhaft. Ganz anders als alle Männerprofile, und glaub mir, ich hab eine Menge gesehen. Du hast von Sehnsucht geschrieben, und davon, dass Du Deine Kinder vermisst und dass Du jedes verdammte Ding Deines Lebens gegen Liebe tauschen würdest, und ich habe Deine Trauer gespürt, Du hast meine Seele berührt, Du hast mich meines ganzen, verdammten Schutzwalles beraubt, den ich mir in drei Jahren Singledasein mühsam gebaut habe.
    Ich hab Dir in der gleichen Nacht eine lange Mail geschrieben. Ich hatte das Gefühl, ich schulde sie Dir, obwohl ich nichts von Dir kannte außer acht beschissenen Worten, von denen ich heute annehme, dass Du sie schon 100 anderen Frauen geschrieben hast.
    Ich hab von Einsamkeit geschrieben und von meinen Träumen, von Liebe und einer Zukunft und vielleicht einem kleinen Garten und von Kindern, irgendwann. Ich hab gedacht, ich bin verrückt, dass ich das tue, aber ich dachte plötzlich, Du weißt das eh schon alles, und ich hab gemerkt, dass ich mich beim Schreiben in die Idee verliebe, einen Mann zu finden, der anders ist als die anderen, der so ist, wie Du vielleicht bist.
    Du hast mir einen einzigen Satz geantwortet, einen lausigen einzigen Satz auf diese lange Mail, in der ich mir die Seele aus dem Leib getippt habe, und in meinem Kopf hat es »Bääähm!« gemacht ‒ woher wusstest Du, dass ich mich seit Jahren nach einem Menschen sehne, der mir solche Sätze sagt? Du hast geschrieben: »Wo hast du gesteckt die ganze Zeit?«, und mich überkam das Bedürfnis, zu Dir zu laufen und zu rufen: »Hier, hier, hier hab ich gesteckt, aber jetzt bin ich da!«
    Was für ein Mist, und ich bin darauf reingefallen.
    Dann hast mich wochenlang entführt, in die Welt Deiner Worte, und ich habe die Kontrolle verloren. Ich habe Abend für Abend gewartet, ob Du Dich meldest, Du hast mich in Dich verliebt, Schritt für Schritt, und es war zu spät, als Du mir ein einziges Mal die Wahrheit gesagt hast: »Wir verlieben uns in die Projektionen unserer eigenen Sehnsüchte«, hast Du geschrieben, »und sei auf der Hut. Hier im Internet sind die Projektionsflächen weißer.«
    Jetzt sitze ich hier, lese Deine Scheißmails und heule.
    16 Stunden warst Du bei mir. Du bist mit einem riesigen Blumenstrauß, einer
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