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Wandlung

Wandlung

Titel: Wandlung
Autoren: A Baker
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Bürostuhl. Nikki band ihn daran fest und schob ihn weiter den Tunnel hinab.
    »Wohin gehen wir?«, fragte er.
    »Zu einem Familientreffen.«
     
    Mit dem Fuß stieß Nikki die Doppeltüren auf und schob Punch in eine Art Einsatzzentrale hinein.

    Der Raum war mit einer Schicht welligen flüssigen Metalls überzogen, das an geschmolzenes Kerzenwachs erinnerte; Passagiere der Hyperion waren wie in einem Spinnennetz gefangene Fliegen mit Wänden und Decke verschmolzen.
    An den Wänden ringsum standen Besatzungsmitglieder der Hyperion Wache: Drohnen und Arbeitsbienen, Offiziere in goldknopfbesetzten Uniformen, einfache Matrosen in gestreiften Jacken.
    Aufgebahrt in der Mitte des Raums lag eine Gestalt, ein russischer, durch das Thermit halb verschmorter, ansonsten aber unversehrter Kosmonaut in einem verbrannten Druckanzug, dessen Baumwollstoff in verkohlten Fetzen herabhing, unter dem die Kühlrippen des Innenanzugs zu erkennen waren. Das Helmvisier war aufgeklappt, und aus dem Innern des beschichteten Helms wanden sich metallische Ranken über Tisch und Fußboden, um schließlich mit der Wand zu verschmelzen.
    Nikki parkte Punch im rückwärtigen Teil des Raums. Er reckte den Kopf, um an Nail vorbeischauen zu können. Dort, auf einem Stuhl, saß eine Gestalt.
    Ghost.
    Die beiden beugten sich ein Stück vor, um miteinander sprechen zu können. Zwischen ihnen hockte Nail, der schluchzte.
    »Wie zum Teufel bist du denn hergekommen, Ghost?«
    »Über das Eis. Ich wollte Jane helfen, aber in den Tunnels haben sie mich erwischt. Es waren zwei. Erst war ich sicher, sie würden mich umbringen, aber dann schleppten sie mich nach hier unten. Sie schienen auf Befehl zu handeln.«
    »Geht es dir gut? Hast du dich infiziert?«

    »Mir geht es so weit gut.«
    Von einem Wandmonitor waren auf- und abschwellende atmosphärische Störungen zu vernehmen; mit dem Bildschirm verschmolzen war eine Gestalt.
    »Wer ist das?«
    »Ich glaube, es ist Rye«, meinte Ghost. »Oder das, was von ihr übrig ist.«
    »Ich dachte, sie wäre längst tot.«
    »Sie befand sich die ganze Zeit, als wir die Puppen haben tanzen lassen, an Bord der Hyperion , und zwar unten bei den Passagieren. Schätze, sie hat das Feuer überlebt.«
    Nail schluchzte noch immer vor sich hin.
    »He, Nail. Nail.«
    Nail sah nicht mal auf.
    »Vergiss ihn«, sagte Ghost. »Er hat den Verstand verloren.«
    »Hast du dein Messer dabei?«
    »Sie hat es mir abgenommen.«
    »Ich bekomme meine Hände nicht los.«
    »Jane muss irgendwo hier ganz in der Nähe sein«, sagte Ghost. »Am besten, wir versuchen, etwas Zeit zu gewinnen.«
     
    Jane sah auf ihre Uhr; die letzten Sekunden liefen ab.
     
    00:00
     
    Höchste Zeit umzukehren. Wenn sie ihre eigene Haut retten wollte, sollte sie Punch vergessen und sich auf den Rückweg zur Rampart machen, bevor sie außer Reichweite abgedriftet war, und das sichere Ticket heimwärts lösen.

    Sie schnallte die Armbanduhr los und warf sie fort. Scheiß drauf.
    Jane war am Ende eines Gangs angelangt. Vermutlich, so ihre Überlegung, bargen die untersten Ebenen dieses nuklearen Endlagers so etwas wie eine Einrichtung, um die Regierungsgeschäfte nach einer Weltuntergangskatastrophe aufrechtzuerhalten, eine untergeordnete Schaltstelle der sowjetischen Kommandostruktur. Die lokale Einsatzzentrale für die U-Boot-Flotte.
    Sie passierte eine Gemeinschaftsdusche, anschließend ein Kraftwerk, das aus drei rostigen Dieselgeneratoren bestand. Die Generatoren schienen außer Betrieb zu sein. Sie legte ihre Hand auf die Metallverkleidung, kalt, keinerlei Vibration. Die Leistungsanzeigen waren zertrümmert, die Zeiger standen auf null. Aber wieso brannten dann die Lichter? Die Neonröhren unter der Decke zuckten im Tempo eines langsamen Herzschlags; womöglich war der Bunker selbst ein lebendiges, zu Empfindungen fähiges Wesen.
    Sie warf einen Blick in eines der Nebenbüros, dort hing eine verblichene Karte von Kanada, Norwegen und Alaska, den übrigen Ländern, die innerhalb des Polarkreises lagen. Die neutrale Zone, der Kriegsschauplatz. Die Schaubildkoordinaten für die sowjetische Armada und Bomberflotte, welche die Grenze patrouillierte und auf ihren Einsatzbefehl wartete.
    In einer Ecke des Raums, unter einem schimmeligen Porträt Lenins, stand ein infiziertes Besatzungsmitglied Wache. Der Mann war halb verfault und wartete scheinbar auf Anweisungen.
    Auf dem Fußboden lagen vereinzelte Ausrüstungsgegenstände herum, allesamt nagelneu, Blechtassen,
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