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Wanderer im Universum

Wanderer im Universum

Titel: Wanderer im Universum
Autoren: Fritz Leiber
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hatte.
    »Entschuldigen Sie, daß ich Ihren Namen nicht weiß, aber haben Sie etwas zu unserem Thema zu bemerken?«
    »Nein«, rief Paul hastig. »Wir waren nur von Ihrer klaren Darstellung beeindruckt.«
    Doc bedankte sich mit einem freundlichen Kopfnicken.
    »Lügner!« zischte Margo Paul zu. »Am liebsten würde ich ihm alles erzählen.«
    Paul widersprach nicht, was vielleicht der beste Ausweg war. Er wußte, daß er keine Geheiminformationen weitergeben durfte – noch dazu an diese Verrückten die Untertassen beobachten wollten. Trotzdem fand er es ziemlich unfair, daß ein offenbar hochintelligenter Mann wie Doc nichts über die Aufnahmen erfahren durfte.
     
    Barbara Katz sagte: »Am besten sehen Sie selbst einmal hinein, Mister Kettering – ich bilde mir ein, ein weißes Licht in der Nähe von Kopernikus beobachtet zu haben.«
    Knolls Kettering III. ächzte leise, als er ihren Platz am Okular einnahm. »Sie haben recht, Miß Katz«, bestätigte er. »Wahrscheinlich machen die Russen Versuche mit Leuchtfackeln.«
    »Wenn es um den Mond geht, bin ich mir nie ganz sicher – ich sehe immer die Lichter von Lunar City und Leyport und anderen Städten, die in SF-Stories vorkommen.«
    »Ich auch, Miß Katz! Jetzt ist ein rotes Licht aufgetaucht.«
    »Oh, darf ich es auch sehen? Aber Sie müssen immer aufstehen. Könnte ich nicht einfach auf Ihrem Schoß sitzen, wenn der Hocker uns beide aushält?«
    Knolls Kettering III. zuckte bedauernd mit den Schultern. »Der Hocker ist stabil genug, aber ich fürchte, daß der Nagel in meiner Hüfte dem Gewicht nicht gewachsen ist.«
    »Oh, das tut mir aber leid.«
    »Sprechen wir nicht weiter darüber, Miß Katz. Ich brauche Ihnen nicht leid zu tun.«
    »Keine Angst«, versicherte sie ihm. »Ich finde es sogar romantisch, daß Sie so zusammengeflickt sind – wie die alten Soldaten, die in den Stories von Heinlein und E. E. Smith die Raumakademien leiten.«
     

7
     
     
    Paul Hagbolt achtete kaum darauf, was die Sprecher auf der Plattform sagten, sondern dachte über den merkwürdigen Zufall nach, daß Doc genau das beschrieben hatte, was auf den Fotografien zu sehen war. Er hatte plötzlich das Gefühl, daß alles um ihn herum bereits im ersten Stadium der Auflösung sei. Als er zum Himmel aufsah, um sich mit den Sternen und dem Mond zu trösten, die sich seit Menschengedenken nicht verändert hatten, sagte eine fremde Stimme tief in seinem Innern: »Aber was ist, wenn die Sterne sich jetzt bewegen? Auf den Fotografien haben sie es schließlich auch getan.«
    Ragnarok knurrte leise vor sich hin. Miau drückte sich flach gegen Margos Schulter und krallte sich fest.
    Der kleine Mann sagte: »Ende der totalen Phase der Mondfinsternis.«
    Doc sagte: »Möchte noch irgend jemand eine Frage stellen?«
    Margo sagte: »Ruhig , Miau!«
    Paul hob den Kopf und sah, daß der östliche Rand des Mondes bereits wieder hell wurde. Er atmete erleichtert auf, weil er plötzlich wußte daß seine unerklärlichen Befürchtungen mit dem Ende der Mondfinsternis verschwinden würden.
    Etwa fünf Monddurchmesser östlich des Erdtrabanten bewegte eine Gruppe von Sternen sich rasch umeinander wie weiße Feuerwerksraketen, die in der Luft Räder schlagen und nach allen Richtungen Funken versprühen ... dann verschwanden sie.
     
    Knolls Kettering III. starrte weiter durch das Teleskop und erklärte: »Das Wort ›Planet‹, Miß Katz, kommt von dem griechischen Verb planasthai , wandern. Eigentlich bedeutet es nur ›Wanderer‹: ein Himmelskörper, der sich zwischen den Fixsternen bewegt.« Er machte eine Pause und fuhr überrascht fort: »Die Mondoberfläche wird jetzt überall heller, nicht nur am Rand, wo das Sonnenlicht bereits wieder reflektiert wird. Ja, ganz entschieden heller – ich sehe sogar Farben.«
    »Bleiben Sie bitte am Okular«, bat Barbara Katz in diesem Augenblick leise. » Bitte , Sie müssen sich auf einen großen Schock vorbereiten.«
    »Ein Schock? Was ist denn, Miß Katz?« erkundigte er sich nervös, obwohl er ihre Anweisung befolgte.
    »Ich weiß nicht«, antwortete Barbara. »Es sieht wie ein alter Umschlag von Amazing aus. Ich glaube fast, daß Ihr Wanderer hierher kommt – nur haben die alten Griechen wahrscheinlich andere Vorstellungen davon gehabt. Dort oben steht ein neuer Planet am Himmel.«
     
    Paul zuckte zusammen und hielt die Augen fast zwei Sekunden lang fest geschlossen.
    Als er sie wieder öffnete, stand der Wanderer am Himmel und strahlte blutrot und
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