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Walzer, Küsse und Intrigen - Michaels, K: Walzer, Küsse und Intrigen

Walzer, Küsse und Intrigen - Michaels, K: Walzer, Küsse und Intrigen

Titel: Walzer, Küsse und Intrigen - Michaels, K: Walzer, Küsse und Intrigen
Autoren: Kasey Michaels
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misstrauisch die tief hängenden Wolken betrachtete, während die beiden Herren an diesem Märztag die Bond Street entlangschlenderten.
    Beide wussten, wodurch das permanent schlechte Wetter, der ewige Regen und der düstere Himmel verursacht wurden. Trotzdem war es ein irritierender Gedanke, dass ein Vulkan, eine halbe Weltreise entfernt in einem rückständigen Land namens Tambora, der vor fast einem Jahr ausgebrochen war, für England und einen Großteil Europas ein derart andauerndes Elend erzeugen konnte.
    „Du bist so still“, meinte Fletcher, als sie stehen blieben und ihre großen schwarzen Regenschirme aufklappten, da der feine Sprühregen gerade in einen beständigen Landregen überging. „Ärgerst du dich immer noch über Lord Harpers Gerede? War nicht sehr nett von ihm, zu sagen, dass er auf Begräbnissen schon heiterere Reden gehört hätte, und dich anschließend mitsamt seinen Freunden zu schneiden. Obwohl ich zugeben muss, mit der Beurteilung der Rede hatte er nicht ganz unrecht.“
    Viscount Yalding bezog sich auf den gestrigen Vorfall in einem der vornehmsten Londoner Klubs. Lord Harper, selbst zu seinen Glanzzeiten eher eine lächerliche Figur, hatte ein Klagelied angestimmt über „Rüpel und Gossenvolk, die mich um ein paar Münzen anbetteln, sobald ich den Fuß vor die Tür setze“.
    Zu seiner eigenen Überraschung hatte Lucas sich in eine leidenschaftliche Verteidigungsrede für die bedrückte Masse gestürzt und sogar gemahnt, dass es ernste Folgen haben könnte, wenn nicht Schritte zu staatlicher Hilfe für die ärmeren Bevölkerungsschichten eingeleitet würden. Es war eine sehr gute, nachgerade inspirierte Rede gewesen – wenn sie auch praktisch ungehört verhallte.
    Eine Augenbraue vielsagend gehoben, sah Lucas seinen Freund an. „Sollten mich je die Ansichten dieses Schwachkopfs in Trübsinn stürzen, würde ich mir die Kehle durchschneiden müssen.“
    Fletcher nickte. „Na gut, aber was ist es dann? Etwa das Wetter? Darüber zu jammern lohnt nicht, denn wenn man dir glauben kann, wird es noch eine ganze Weile so bleiben. Oder drücken deine neuen Stiefel? Aber das kann auch nicht sein, denn sie sind von Hoby, wie ich sehe. Trotzdem schaust du drein, als hätte dich dein bester Freund verlassen, was jedoch nicht stimmt, denn ich bin ja noch hier. Meinetwegen kannst du dich nämlich jederzeit wieder zum Narren machen, und ich werde dir dazu laut applaudieren und dir meine volle Unterstützung bieten.“
    „Ach, wirklich? Wie erfreulich, Fletcher. Nur frage ich mich nun, ob du mich tatsächlich unterstützen willst oder eher hoffst, mich dazu aufstacheln zu können, dass ich mich erneut zum Narren mache, wie du es so taktvoll nanntest.“
    Viscount Yalding warf den Kopf in den Nacken und lachte laut heraus. „Und am meisten Spaß macht mir, dass du nie erfahren wirst, um was es mir geht!“
    „Weißt du, was die eigentliche Crux ist? Wir sind nicht lernfähig. Noch vor nicht allzu langer Zeit hegte unser lieber Prinzregent Fluchtpläne, weil er fest glaubte, dass seine Untertanen sich erheben würden, genau, wie die Franzosen es ihnen vorgemacht haben. Jetzt, diesem verdammten Vulkan sei Dank, haben wir hohe Preise, die Bauern erwirtschaften nicht mehr genug zum Leben, unsere ehemaligen Soldaten, die so tapfer gegen Napoleon gekämpft haben, leiden Hunger, Kinder werden krank, weil sie kein frisches Gemüse bekommen. Und für all das haben wir bisher keine Vorsorge getroffen, und auch nicht für die möglichen Folgen – nämlich Unruhen im Volk.“
    „Ja, ja, ich weiß, was du gesagt hast, aber hör jetzt bitte auf damit. Es ist, um mit Lord Harper zu sprechen, einfach wenig amüsant. Und außerdem hast du nicht völlig recht – unsere Regierung unternimmt Schritte, nur vielleicht in eine Richtung, die du nicht billigst … he, pass auf!“
    Lucas schaute auf und sah, dass eine junge Frau auf ihn zu kam; sie lief schnell und blickte dabei über ihre Schulter zurück zu einer zweiten jungen Dame, die unter dem Vordach eines Geschäfts stand und wartete, bis die Zofe, die sie begleitete, einen Regenschirm aufgespannt hatte.
    „Ach, Lydia, sei doch nicht so zimperlich! Die Kutsche steht gleich da vorn, du wirst nicht schmelzen! Uff!“
    Lucas fing die junge Frau auf, hielt sie bei den Armen fest und sagte: „Vorsicht, Miss. Es sei mir fern, den Lehrmeister zu spielen, doch allgemein gilt, dass es wichtiger ist, zu sehen, wohin man geht, als woher man kommt.“
    Die junge
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