Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition)
Autoren: Alfred Döblin
Vom Netzwerk:
marschierten gegen die Empörer heran, warfen alles gnadenlos nieder.
    Wallender Siegesrausch in Wien. Bei den Kapuzinern und im Stephansdom Dankgottesdienst für die Errettung des Hauses Habsburg und die Bewahrung der heiligen Kirche. Glückwünsche von dem tieferschreckten Papst Urban in Rom zu der Erlegung des greulichen Untiers. »Was für Kraft in diesen Deutschen steckt«, fragte er sich mit Abscheu.
    Graf Schlick, die trübe kopfsenkende Masse, neben dem König von Ungarn allwaltend am Wiener Hof, nahm mit dem Baron Breuner und dem Abt Anton die Hinterlassenschaft Friedlands auf. Jeder der zwölf Dragoner, die zu Wallenstein eingedrungen waren, erhielt hundert Reichstaler, die Offiziere, die geführt und assistiert hatten, tausend und zweitausend, Deveroux auf das Drängen wegen seiner Verwundung noch vierzigtausend Gulden, dazu mehrere konfiszierte Güter. Im ganzen hatte Wallenstein an fünfzig Millionen Werte aufgespeichert. Friedland Reichenberg wurden gegeben an Gallas, Aldringen erhielt Teplitz, Piccolomini Nachod. Ihm verlieh man auch den Titel eines Grafen von Aragon. In sein Wappen nahm er eine Schildkröte mit der Umschrift: »Schritt für Schritt«.
    Stille Zimmer beim alten Fürsten Eggenberg. Der verwachsene Graf saß viel bei ihm; schlaff beide. Eggenberg aus dem Bett flüsternd: »Was klagt Ihr mich an, Trautmannsdorf?« Der Graf: »Ich klage Euch nicht an, ich bin nur durch ihn hochgekommen.« Und dann erschüttert: »Ich bin nicht schuld daran. Er sollte abgesetzt werden, wenn es sein mußte, mit Gewalt. Wir haben niemanden zu der Bestialität autorisiert.«
    »Wenn er lebte, Trautmannsdorf, und Euch hörte, würde er den Kopf schütteln; man kann Gewalt nicht begrenzen.« »Ich bin nicht schuld, ich weigere mich, ich bin nicht schuld. Wenn man ihm mit einer Partisane die Brust aufgerissen hat, so bin ich nicht schuld daran. Solange ich lebe, werde ich das nicht zugeben; Eggenberg, Ihr seid alt und gerecht, Ihr werdet das nicht auf mich legen.« Der eingefallene Mann im Bett matt lächelnd: »Er ist ja tot.«
    Das weiße Gesicht des verwachsenen Grafen verzerrte sich, er wetzte die Zähne aneinander: »Was kommt Ihr mir damit. Er lebt vor mir noch. Ihr habt es in Regensburg zu dem Unglück kommen lassen, der Kaiser hat Euch gehört. Ich habe es nicht vergessen.« »Ich weiß, ich weiß, Trautmannsdorf, Ihr habt recht. Laßt es ruhn. Ich beuge mich. Was bin ich noch bei dem allen.« Sie schwiegen, das Zimmer war lange still, der schwere große Luxemburger hinkte herein. Da schwiegen sie zu dritt.
    Man hatte das Geheimnis der Ermordung aufgedeckt: die Leiche des Grafen Slawata, von dem Oberst Butler nicht gesprochen hatte, war erkannt worden. Der sonderbare Familienhaß hatte die Hauptrolle bei dem Unglück gespielt, es erleichterte sie alle. Lamormain erzählte von seinem Freund, dem Abt Anton, der ihm aus dem Weg ginge, um bei aller Betrübnis seine Freude zu verbergen, daß man jetzt aus der Schuldenwirtschaft herauskomme. »Es ist ja ein Glück; der Herzog war ein Werkzeug des Himmels, um das Haus Habsburg aus dem Elend herauszuziehen. Wir wollen das Gute bedenken. Das Haus Habsburg, das die heilige Kirche beschützt, verdient es schon, daß sich selbst ein ruhmreicher Feldherr für sein Gedeihen opfert.«
    Trautmannsdorf abwinkend: »Laßt das, Pater. Ihr geht noch, noch zuviel zu Euren Brüdern von der frommen Gesellschaft.« Und sehr leise weiter: »Was habt Ihr vom Kaiser gehört?« Eggenberg richtete sich auf dem rechten Arm um, blickte groß zu dem Pater herüber. »Nichts.« »Und – Ihr habt auch keinen Anhaltspunkt, keinen Wink?« »Ich glaube, Graf Trautmannsdorf, wir werden lange nichts von unserem guten frommen Herrn hören.« »Und warum meint Ihr das?«
    »Er wird sich in ein Kloster, in irgendeine abgelegene Einsiedelei begeben haben. Er war soweit. Er war längst soweit. Ich dachte es öfter.«
    Im Bett wälzte sich Eggenberg; er zog die Decke über das Gesicht, darunter schluchzte er leise. Nach einer kleinen Weile kam er hervor, suchte trübe im Zimmer; abgerissen zu Trautmannsdorf: »Und – warum jammert Ihr jetzt nicht, Trautmannsdorf? Hier nicht?« »Um den Kaiser?« »An ihm ist Euch nichts gelegen. Ich tadle ja Euren Friedländer nicht allzu scharf. Es mag sein, daß er uns den Frieden gebracht hätte. Er hat vielleicht das Richtige gewollt. Aber – was war gegen ihn unser Kaiser. Ein gütiger Mensch. Ein frommer Christ. Unser Fürst.«
    Graf Trautmannsdorf senkte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher