Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wächterin der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Wächterin der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Wächterin der Dunkelheit: Roman (German Edition)
Autoren: Sherrilyn Kenyon
Vom Netzwerk:
natürliche Umgebung. Als Alexion von Katoteros hatte er sich schon vor langer Zeit an seine ständige Anwesenheit gewöhnt. An den Anblick, die Geräusche, den Geruch und den Geschmack des Todes.
    Alles Sterbliche fand irgendwann sein Ende.
    Alexion selbst war sogar zweimal gestorben und in seinem derzeitigen Daseinszustand wiedergeboren worden. Doch als er nun in den unheimlichen roten Dunst der sfora starrte – eine antike atlantäische Kugel, die den Blick in die Zukunft, die Gegenwart und die Vergangenheit gewährte – , spürte er eine ungewohnte Gefühlsregung in seinem Innern. Die arme Frau. Ihr Leben war so kurz gewesen. Niemand verdiente es, durch die Hand von Daimons zu sterben, die den Menschen ihre Seele raubten, um ihr eigenes kurzes Leben damit künstlich zu verlängern. Und ein Mensch verdiente es erst recht nicht, durch die Hand der Dark Hunter zu sterben, die einzig und allein erschaffen worden waren, um die Daimons zu töten, ehe die gestohlenen Seelen unwiderruflich aus dem Universum verschwanden.
    Es war die Aufgabe der Dark Hunter, Leben zu beschützen, und nicht, es den Menschen zu nehmen.
    Alexion saß im düsteren Licht seines Zimmers und wünschte, er könnte wütend über den Tod des Mädchens sein. Empört.
    Doch er fühlte nichts. Wie gewöhnlich. In ihm gab es nichts als kalte, abscheuliche Logik ohne jegliche Gefühlsregung. Er konnte das Leben nur von außen betrachten, doch er würde niemals ein Teil davon sein.
    Die Zeit würde vergehen, und nichts würde sich je verändern.
    Doch ihr Tod war ein Katalysator für etwas Größeres, Wichtigeres. Durch sein Handeln hatte Marco sein Verderben eingeläutet, ebenso wie das Mädchen, als es beschlossen hatte, so lange in der Bibliothek zu bleiben.
    Und so wie sie würde auch Marco seinen Tod erst kommen sehen, wenn es zu spät war, ihn noch zu verhindern.
    Alexion schüttelte den Kopf, als ihm die Ironie bewusst wurde. Es war an der Zeit, sich in die Dimension der Lebenden versetzen zu lassen und ein weiteres Mal seine Pflicht zu erfüllen. Marco und Kyros versuchten, die Dark Hunter um sich zu scharen und sie für ihre Zwecke zu benutzen. Und sie würden erst damit aufhören, wenn er sie dazu zwang.
    Ihr Plan bestand darin, sich gegen Acheron und Artemis aufzulehnen, und Alexions Aufgabe bestand darin, jeden zu töten, der sich uneinsichtig und ungehorsam zeigte.
    Er erhob sich und trat von der Kugel fort, worauf sich die Bilder an der Wand veränderten. Marco und die Daimons verschwanden.
    Und an ihrer Stelle war sie zu sehen.
    Alexion blieb stehen und sah zu, wie die französische Dark Hunterin unweit ihres Hauses in Tupelo gegen eine Horde Daimons kämpfte. Behände wich sie den Angriffen der Daimons aus, die sie zu töten versuchten. Ihre Bewegungen waren elegant und geschmeidig, wie ein wilder, ungezügelter Tanz.
    Sie lachte ihnen trotzig ins Gesicht, und für den Bruchteil einer Sekunde gelang es ihm beinahe, ihre Leidenschaft nachzuempfinden. Ihre Überzeugung. Sie lebte ihr Leben mit einer solchen Hingabe, dass ihre Gefühle die Dimensionen überwanden, die sie trennten, und beinahe so etwas wie Wärme in ihm auslösten.
    Er schloss die Augen und gab sich einen Moment lang dem Anflug menschlicher Regungen hin.
    Ihr Name war Danger, und sie hatte etwas an sich, das sein Innerstes berührte.
    Und aus einem Grund, den er nicht ganz verstand, wollte er sie nicht sterben sehen.
    Aber das war idiotisch. Schließlich gab es nichts, was Alexion von Katoteros’ Herz berühren konnte.
    Trotzdem hallte Acherons Stimme in seinem Kopf wider.
    Manche von ihnen konnten gerettet werden, und genau auf sie sollte er sein Augenmerk richten. So wollte es Acheron . Rette die, die du retten kannst, mein Bruder. Aber die Entscheidung liegt nicht bei dir allein. Lass sie ihr Schicksal selbst wählen. Für jene, die nicht hören wollen, kannst du nichts tun. Für die anderen hingegen sehr wohl …
    Es ist die Mühe wert.
    Durchaus möglich, doch die größte Sorge bereitete ihm die Tatsache, wie wenig es ihn in Wahrheit kümmerte, ob sie noch länger am Leben blieben oder nicht. Pflicht, Ehre, Existenz – das waren die Begriffe, mit denen er sich auskannte.
    Und es fiel ihm täglich schwerer, gnädig zu sein. Nicht mehr lange, dann würde er sich weigern, ihnen überhaupt eine Wahl zu lassen. Das Ganze war ein Kinderspiel. Hingehen, sie bekämpfen und wieder zurückkehren.
    Weshalb sollte er sich überhaupt die Mühe machen, jemanden zu retten, wo die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher