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Wächter

Wächter

Titel: Wächter
Autoren: Baxter Clarke
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ist. Die alte Ruine treibt die Immobilienpreise in die Höhe, musst du wissen. Es gilt als schick, unter der Kuppel zu residieren. Ich glaube, wir sind reiche Leute, Mama. Immer wenn ich knapp bei Kasse bin, verkaufe ich ein paar Anteile; die Preise steigen so schnell, dass ich bei jedem Verkauf einen ordentlichen Schnitt mache.«
    »Dann bist du also wieder in der Stadt. Und was machst du die ganze Zeit?«
    »Ich habe mich zur Sozialarbeiterin umschulen lassen. Ich beschäftige mich mit PTSD.«
    »Posttraumatischer Stress.«
    »Das betrifft hauptsächlich deine Generation, Mama. Diese Leute werden die erlittene Belastung mit ins Grab nehmen.«
    »Aber sie haben die Welt gerettet«, sagte Bisesa leise.
    »Das haben sie wohl.«
    »Aber ich konnte dich mir nie als Sozialarbeiterin vorstellen. Du wolltest doch immer Astronautin werden!«
    Myra schaute grimmig, als ob eine Indiskretion lanciert worden wäre. » Dem bin ich entwachsen, als ich mir bewusst wurde, was wirklich wichtig ist.«
    Scheinbar unbewusst berührte sie die Tätowierung auf ihrer Wange. Es handelte sich um eine Identifikations-Tätowierung - eine zwangsweise Registrierung, die ein paar Jahre, nachdem Bisesa in den Tank gegangen war, eingeführt wurde. Nicht unbedingt ein Ausweis für eine freie Gesellschaft.

    »Hatte Eugene denn nicht an Wetteränderungssystemen gearbeitet?«
    »Ja, das stimmt. Aber das Forschungsgebiet wurde ziemlich schnell in den Bereich der Waffentechnik abgedrängt. Wetteränderung als Instrument politischer Kontrolle. Es ist zwar noch nicht angewandt worden, aber es existiert jedenfalls. Wir hatten lange Streitgespräche über die moralische Komponente seiner Arbeit. Ich habe die Debatten zwar nie verloren, aber auch nie gewonnen. Eugene hat nämlich nie begriffen, worum es mir überhaupt ging.«
    Bisesa seufzte. »Daran erinnere ich mich noch bei ihm.«
    »Im Endeffekt war ihm seine Arbeit wichtiger als ich.«
    Es tat Bisesa in der Seele weh, diese Enttäuschung bei einer Tochter zu sehen, die aus ihrer Perspektive noch vor ein paar Wochen eine lebensfrohe zweiundzwanzigjährige junge Frau gewesen war.
    Sie schaut aus dem Fenster. Es bewegte sich wieder etwas auf der anderen Seite. Diesmal waren es Kamele. »Aber es scheint nicht alles in dieser neuen Welt schlecht zu sein«, sagte sie und versuchte, die Stimmung etwas aufzuhellen. »Mir gefällt die Vorstellung, dass Kamele und Elefanten in Nordamerika umherstreifen - obwohl ich mir nicht ganz sicher bin, weshalb sie überhaupt hier sind.«
    »Wir befinden uns inmitten eines Jefferson«, sagte Myra.
    »Nach dem Präsidenten Jefferson benannt?«
    »Ich habe eine Menge über die amerikanischen Präsidenten gelernt, als sich mit Eugenes Familie in Massachusetts lebte«, sagte Myra trocken. Die zielstrebige Renaturierung der Welt war ein Impuls, der aus den Nachwirkungen des Sonnensturms resultierte. »Linda hatte sogar etwas mit der Entwicklung des globalen Programms zu tun. Sie hat mir darüber geschrieben.«
    »Meine Cousine Linda?«
    »Sie ist nun die Dame Linda.« Als Studentin der Bioethik hatte Linda in der Zeit vor dem Sonnensturm mit Bisesa und Myra in einer Wohngemeinschaft gelebt. »Der Punkt ist
der, dass schon lange vor Kolumbus die ersten steinzeitlichen Einwanderer die großen Säugetiere zum größten Teil ausgerottet hatten. Daraus resultierte eine Ökologie voller Lücken, die zu schließen die Evolution keine Zeit hatte. ›Ein Konzert mit einem unvollständigen Ensemble.‹ Ich glaube, Thoreau hat das gesagt. Linda zitierte ihn gern. Und als die Spanier Pferde hierher brachten, explodierte ihre Population förmlich. Und weshalb? Weil moderne Pferde sich hier entwickelt haben …«
    Die neuen »Jefferson Parks« waren mit dem Ziel angelegt worden, die Ökologie in den Zustand zurückzuversetzen, in dem sie sich am Ende der letzten Eiszeit befunden hatte. Zu diesem Zweck wurden Arten eingeführt, die den ausgestorbenen Spezies weitgehend entsprachen.
    Bisesa nickte. »Afrikanische und asiatische Elefanten als Ersatz-Mammuts und Mastodons.«
    »Und Kamele für die ausgestorbenen Kameliden. Mehrere Pferde-Arten, der Vielfalt wegen. Ich glaube, es sind sogar Zebras dabei. Und für die Riesenfaultiere hat man Nashörner importiert, Pflanzenfresser mit einer vergleichbaren Masse und ähnlichen Nahrungsgewohnheiten.«
    »Und die Löwen wohl als Krönung.«
    »Ja. Und es gibt weltweit noch mehrere Parks. In Großbritannien wurde zum Beispiel halb Schottland mit dem
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