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VT03 - Tod in den Wolken

VT03 - Tod in den Wolken

Titel: VT03 - Tod in den Wolken
Autoren: Mia Zorn
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langsam der Tür. Jetzt hörte sie deutlich ein Klirren, als ob Untersuchungsbesteck auf den Boden gefallen wäre. Sie hatte schon die Klinke in der Hand, als ihr ein absurder Gedanke durch den Kopf ging: Vielleicht war diese Kreatur, dieser Gruh erwacht…
    Mach dich nicht lächerlich , schimpfte sie sich und drückte energisch die Klinke herunter.
    Im Vorraum war niemand. Aber die Tür zur Sezierkammer stand einen Spalt weit offen. Aksela lauschte. Ein Schnaufen war zu hören, so als ob jemand schwer Luft bekäme. Wer hatte in aller Frühe in der Sezierkammer zu tun?
    »Hallo!«, rief sie. Keine Antwort. Nur dieses Schnaufen. Jetzt wurde es Aksela doch etwas unheimlich zumute. Sie schlich zum Instrumententisch in der Mitte des Raumes und griff sich das größte Skalpell, das sie finden konnte. Entschlossen näherte sie sich der Tür. »Ist da wer?«
    »Gehen Sie weg!«, rief es aus der Sezierkammer.
    Die Stimme klang belegt, aber Aksela erkannte sie. »Doktor Leguma!« Erleichtert lief sie die letzten Schritte zur Tür und zog sie auf. »Haben Sie mir vielleicht einen Schrecken…«
    Beim Anblick des Kollegen blieb ihr jedes weitere Wort im Halse stecken:
    Der Mann sah zum Fürchten aus! Er stand hinter der Untersuchungswanne mit dem toten Gruh. Feuchte Haarsträhnen hingen ihm ins Gesicht. Seine Augen lagen tief in den Höhlen und die Pupillen wirkten erweitert und starr. Sein Mund war blutverschmiert, aber Aksela konnte keine Wunde entdecken. Sein Hemd stand offen. War da nicht auch Blut auf seiner Brust? Und auch an seinen Händen? Tatsächlich! Kleider und Haut starrten vor Blut und Dreck! Seine Finger waren unnatürlich verkrampft. Und was wollte er mit dem Zündsteinschnapper? Es war verboten, ihn aus dem Sicherheitsbereich zu entfernen!
    »Doktor Leguma? Sind sie verletzt? Wurden sie auch überfallen? Kann ich Ihnen helfen?« Aksela machte einen Schritt auf ihn zu.
    »Geh weg!« Das Sprechen fiel ihm offensichtlich schwer. Hatte er eine Droge genommen? Die Ärztin schaute ihn verwirrt an. Sie konnte das alles nicht einordnen. Ihr Instinkt riet ihr zu gehen. Die Medizinerin in ihr verweigerte sich diesem Rat. Aksela legte ihr Lächeln auf und näherte sich ihrem Kollegen. »Kommen Sie, Doktor Leguma. Ich bin es doch, Doktor Aksela. Mir können Sie alles erzählen. Wir werden jetzt zusammen einen Tee trinken, und Sie werden sehen, alles wird gut!«
    Leguma stierte sie an. Keine Gemütsregung war in seinem Gesicht erkennbar. Mit ausgestreckten Armen kam er auf sie zu. Er bewegte sich wie ein Schlafwandler. Aksela ging ihm entgegen und redete beruhigend auf ihn ein. »So ist es recht!« Sie reichte ihm die Hand. Leguma griff danach. Wie Schraubstöcke umklammerten seine Finger das Handgelenk der Ärztin. Sie drückten zu und verdrehten den Arm, bis es knackte.
    Aksela schrie auf. Sie versuchte sich zu befreien und schnitt ihn dabei mit dem Skalpell, das sie in ihrer anderen Hand hielt. Sein warmes Blut tropfte über ihren gebrochenen Arm. Aber der Schnitt schien Leguma nichts auszumachen. Er verzog keine Miene, sondern schlug ihr das Operationsinstrument aus der Hand und packte die Ärztin bei den Haaren.
    Fast besinnungslos vor Schmerzen schrie Aksela und trat gegen seine Beine. Doch vergebens! Leguma riss ihren Kopf zurück, bis sie den Halt verlor und rückwärts zu Boden fiel. Schon beugte er sich über sie.
    Plötzlich sauste ein Stuhl in Legumas Kreuz. Von der Wucht des Anpralls kippte der Wissenschaftler zur Seite. Hinter ihm tauchte der junge Kilmalier auf. Er sprang zu der Ärztin, half ihr auf die Beine und zog sie mit sich aus der Sezierkammer.
    »Er ist ein Gruh!«, keuchte er. »Ein Gruh!« Sie waren schon auf dem Gang, als hinter ihnen die Tür der Sezierkammer krachend ins Schloss fiel.
    ***
    Der kaiserliche Witveer landete kreischend auf dem runden Platz vor dem Heilerhaus. Pilatre de Rozier und vier Palastwächter kletterten von seinem Rücken. Nachdem er die Schilderungen über die Leichen in Legumas Haus gehört hatte, trieb sein Instinkt den Kaiser hierher. Er vermutete Leguma bei dem Gruh.
    Schon in der Eingangshalle hörten die Männer Akselas Geschrei. Sie rannten in den Seitenflügel. Auf dem Fußboden des Ganges kauerte die Ärztin. Sie hielt sich den Arm und stöhnte.
    Als sie die heraneilenden Männer sah, rief sie ihnen zu: »Schnell, schnell! Er ist verrückt geworden! Bei Ngaai, er ist verrückt!«
    Erst als de Rozier direkt vor ihr stand, erkannte sie ihn. »Im Sezierraum, Eure
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