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Voyager 008 - Cybersong

Voyager 008 - Cybersong

Titel: Voyager 008 - Cybersong
Autoren: S.N. Lewitt
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zerstöre ich euer Schiff. So etwas geschähe nicht zum erstenmal. Ihr habt mein Werk gesehen.
    »›Ich bin Ozymandias, König der Könige. Seht meine Werke,
    ihr Mächtigen, und verzweifelt. Alles verblaßt daneben. Vor
    dem gewaltigen Wrack, grenzenlos und öde, sich einsam
    erstreckt der Sand‹«, intonierte Chakotay.
    »Shelley«, sagte Tom Paris.
    Ich lasse nicht zu, daß Sie dieses Schiff verlassen.
    »Wollen Sie Mandel umbringen?« fragte Kes. »Sie können ihr
    nicht helfen, wir schon. Wenn Sie das Beste für sie wollen,
    wenn Sie sich noch einmal mit ihr in Verbindung setzen
    möchten… Dann müssen Sie uns die Rückkehr zur Voyager
    gestatten. Wenn Ihnen wirklich etwas an ihr liegt, sollten Sie
    dabei helfen, die Akkumulatoren rasch zu füllen. Daphne
    braucht Ihre Hilfe.«
    »Aber wenn ich sie gehen lasse, kommt sie nicht wieder«,
    klagte die KI. »Ihr erlaubt ihr bestimmt nicht, zu mir
    zurückzukehren. Und ich liebe sie.«
    »Wenn Sie Daphne lieben, müssen Sie vor allem daran
    denken, was für sie gut ist«, erwiderte Kes mit fester Stimme.
    »Sie dürfen nicht Ihre eigenen Interessen in den Vordergrund
    stellen. Manchmal muß man eben ein Risiko eingehen.«
    »Ein Risiko?« wiederholte die KI. »Ein Risiko? Ich gehe keine Risiken ein. Ich berechne die Wahrscheinlichkeit und
    unternehme nichts, wenn sie ungünstig für mich ist.«
    »Sie bringen also lieber Leute um, anstatt zu riskieren, von
    ihnen verlassen zu werden«, sagte Chakotay. »Und dadurch
    bekommen Sie nie Gewißheit. Wenn Sie den Personen keine
    Freiheit gewähren, finden Sie nie heraus, ob jemand bereit ist,
    zu Ihnen zurückzukehren. Und Sie haben keine Gewißheit,
    solange Sie sich nicht dazu durchringen können. Wahre Liebe
    erfahren Sie nur dann, wenn jemand freiwillig zu Ihnen kommt.
    Aber Sie lassen nicht zu, daß jemand freie Entscheidungen trifft, und dadurch erhalten Sie nie etwas Wertvolles. Damit
    verurteilen Sie sich selbst zu dauernder Einsamkeit.«
    Die KI schwieg. Chakotay glaubte zu spüren, wie sie Daten
    verarbeitete.
    Er verstand sie nun. Zum erstenmal sah er einen Sinn im
    Verhalten des Widersachers, und er wußte, wie es seinen
    Argumenten zu begegnen galt.
    Durch die Verbindung zur künstlichen Intelligenz fühlte er,
    daß Kes ebenfalls verstand. Er nickte ihr zu, und eine Erkenntnis regte sich in ihm. Die Ocampa war klug. Ihr reines Wissen ging
    vom Herzen aus – und weit über die Grenzen von Spezies und
    physischer Existenz hinaus.
    »Die Akkumulatoren sind gefüllt, Commander«, meldete
    B’Elanna. Sie klang verwundert. »Es hat nur drei Minuten und
    vierzehn Sekunden gedauert. Wir können jetzt aufbrechen.«
    Tom Paris wartete nicht auf die Anweisung, den Transporter
    zu aktivieren. Die Chefingenieurin erschien mit vier großen
    Spezialbehältern, die geballte Energie enthielten. Nur einen
    Sekundenbruchteil später sagte Chakotay: »Kehren wir zur
    Voyager zurück.«
    Die Finger des Piloten huschten über Schaltelemente. »Ja,
    Sir«, bestätigte Paris, als das Shuttle abhob und sich der
    Dunkelheit des Alls zuwandte.
    20
    Stumm betrat Chakotay den Bereitschaftsraum. Am Tisch des
    Captains sprachen die Führungsoffiziere mit leisen Stimmen.
    Sie berieten darüber, ob weitere, gründlichere Untersuchungen
    angestellt werden sollten – immerhin bestanden jetzt keine
    akuten Proviantprobleme mehr.
    Der Erste Offizier schwieg. Er wußte noch nicht, was er von
    der ganzen Sache halten sollte. Seiner Ansicht nach konnte man
    sowohl den einen als auch den anderen Standpunkt vertreten.
    Bei ihm kam ein persönlicher Aspekt hinzu.
    Es gefiel ihm nicht, in telepathischem Kontakt mit der Entität
    zu stehen. Chakotay war kein Telepath. Jene Art von
    Kommunikation blieb seinen Schutzgeistern und Seelenfreunden
    vorbehalten. Er fühlte sich… schmutzig, weil etwas so Unreifes
    wie die KI diese Verständigungsmethode benutzte.
    Er wollte sich nicht auf ihr Niveau hinabbegeben, indem er
    versuchte, ihr zu schaden. Aber ihm widerstrebte auch ein
    direkter Kontakt mit der künstlichen Intelligenz. Chakotay hätte sie am liebsten weit hinter sich zurückgelassen.
    Doch er spürte auch die Last einer ganz besonderen
    Verantwortung: Nach ihnen mochten anderen Schiffe in die
    Falle der KI geraten, und vielleicht waren ihre Besatzungen
    weniger geschickt. Vielleicht hatten sie schlicht und einfach
    nicht so viel Glück.
    Captain Janeway kam herein, und alle standen auf. Sie setzte
    sich, woraufhin die Offiziere ebenfalls
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