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Vox

Vox

Titel: Vox
Autoren: Baker
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den Detektor an jeden einzelnen, bis einer, der dritte von unten, den Mmmm-Detektor in seltsamen Farben erglühen läßt, und ich zögere, ich weiß, daß ich dich unterbreche, und das will ich nicht, das wäre das letzte, was ich wollte, aber es ist mir so klar, wie ich die Kraftwellen lese, daß du sehr wohl wollen könntest, daß ich dich unterbreche, wenn du mich kennen würdest, und die Überzeugung, daß dem tatsächlich so ist, wächst in mir, und meine Finger zittern über deinem Knopf, und es wogt ein heftiger Kampf zwischen Zurückhaltung und Anziehung, zwischen der Furcht, daß ich Furcht einflöße, und der Gewißheit, daß ich keine Furcht einflößen würde und wir einander gern hätten, wenn ich jetzt einfach den Knopf drücken könnte, und ich schaue auf den Mmmm-Detektor runter und sehe, daß du in weniger als vier Minuten kommen wirst, wenn du in diesem Tempo weitermachst, es geht wirklich ab bei dir, die Farben werden zusehends intensiver, und ich bebe, ich zittere, aber es ist wie ein Zwang, und ich drücke den Knopf – bssssst. Du bist auf dem Bett, und du trägst ein langärmliges, pulloverähnliches blaues Hemd und eine schwarze Hose und schwarze Sneakers, aber die schwarze Hose bauscht sich um deine Knöchel, und in der linken Hand hast du das zerlesene Forum, das demnächst auseinanderfällt, und du liest über ein Einstellungsgespräch, in dem die Personalchefin dem Kandidaten den Schwanz lutscht, und du bist gerade mittendrin, als – bsssst, die Türklingel. Wer mag das sein?»
    «Ich ziehe also die Hose hoch und gehe zur Sprechanlage und sage: ‹Hallo?›»
    «Und ich sage: ‹Hi, hier ist Jim. Ich weiß, es ist schon spät, aber ich wollte Sie fragen, ob ich bei Ihnen mal telefonieren darf. Mein Motor hat sich wohl festgefressen, und die ganzen Öllämpchen am Armaturenbrett leuchten, und ich traue mich nicht, damit weiterzufahren, und das Münztelefon da vorn tut’s nicht.›»
    «Ich sage: ‹Warum haben Sie bei mir geklingelt?›»
    «Und ich sage: ‹Bei den anderen meldet sich keiner. Sie zögern zu Recht, aber das hier ist keine normale Situation, es ist dringend, ich muß in mein Hotel zurück, und morgen habe ich den ganzen Tag Termine, ich brauche unbedingt siebeneinhalb Stunden Schlaf, sonst läuft bei mir nichts, und ich muß bei Ihnen telefonieren, und ich versichere Ihnen, daß ich durchaus bei Verstand und friedlich bin, aber ich sage Ihnen, das hier ist jetzt wichtiger als alles andere. Bitte.› Und du hörst den Nachdruck in meiner Stimme, und du drückst und läßt mich rein.»
    «Hm, nein, erst halte ich den Sprechknopf gedrückt und rufe in meine leere Wohnung: ‹Jeff? Jeff! Jetzt ist aber Schluß mit den Gewichten. Stört’s dich und Mojo Knorpelkauer, wenn jemand reinkommt und kurz mal telefoniert?› Dann lasse ich dich unten rein, und ich weiß, daß ich mir dich durch den Spion in meiner Tür ansehen und Bobby, den Hausmeister, rufen kann, wenn du komisch aussiehst.»
    «Genau. Ich renne hoch in den ersten Stock, und ich finde deine Tür, und bevor ich dicht davorstehe, checke ich noch mal den Mmmm-Sensor und sehe, daß deine Erregung zurückgegangen ist, du bist jetzt zehn oder noch mehr Minuten von einem Orgasmus entfernt, wenngleich ein schwaches Glühen anhält. Ich klopfe, und ich fange an, unruhig vor deiner Tür auf und ab zu laufen wie einer, der dringend telefonieren muß. Du schaust durch den Spion, und du siehst den Typen, mittelgroß, schwarze Haare, schlecht sieht er nicht aus, ein bißchen übermüdet, wie er vor deiner Tür auf und ab läuft und auf eine Taschenuhr schaut. Du läßt mich rein. Und ich stelle mich vor, ich entschuldige mich, dich belästigen zu müssen, ich lächle dich an, und sogleich spüre ich die Wachheit und Intelligenz in deinem Gesicht, und ich sehe, daß wir einander verstehen, und ich weiß, mein Mmmm-Detektor hat mich nicht getäuscht. Ah, aber ich habe mich in deine Wohnung gemogelt, das ist ein Problem.»
    «Allerdings, denn wenn ich das wüßte!»
    «Dann wär alles aus. Du bringst mir also das Telefon, und ich sitze auf der Kante eines Eßzimmerstuhls, und ich rufe meinen Anrufbeantworter an, und ich fange an, ihm von den Öllämpchen an meinem Armaturenbrett zu erzählen, ich brauche wirklich jemanden, der sich darum kümmert, ich brauche die Nummer eines Taxiunternehmens und so weiter, und dann unterbreche ich mich urplötzlich, mitten im Satz, und ich drücke auf die Gabel und sage: ‹Nee, ich kann
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