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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes
Autoren: Gear & Gear
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Rabenjäger«, brummte Tanzende Füchsin. »Vielleicht entsteht wahre Stärke erst durch eine Mischung unseres Blutes mit dem der Anderen, eh?« Sie drehte sich um und ging der aufgehenden Sonne entgegen zurück in Eisfeuers Lager. Aus dem Zelt des Ältesten stieg eine wohlige Wärme versprechende Rauchwolke in den Himmel. Der angenehme Geruch des Feuers drang durch die Felltür nach draußen.
    Sonnenvater färbte den Horizont erst rosa, dann glühend orange. Er tauchte die Gipfel der Berge in ein golden schimmerndes Licht. Silbrige Wolkenfetzen trieben am Himmel.
    Mit finsterem Gesicht wandte sich Schreiender Adler an Singender Wolf. »Was redet sie da?
    Rabenjäger kann unmöglich ein …«
    Das grelle Licht schmerzte in seinen Augen. Wolkenmutter hatte sich versteckt, und Sonnenvaters gleißende Lichtstrahlen ließen ihn fast erblinden. Hatte die Sonne je so hell geschienen? Rabenjäger wandte den Blick ab. Tränen stiegen ihm in die Augen. Das Fell auf seiner Schulter erstrahlte in weißem Glanz und schien das Eis zu beiden Seiten des Ausgangs in lodernde Flammen zu setzen. Er stolperte aus der Eisrinne hinaus. Sein Rücken krümmte sich unter Schmerzen. Er hatte das Gefühl, niemals wieder aufrecht gehen zu können.
    Sein verletzter Arm baumelte kraftlos an seinem Körper. Er war stark geschwollen, die Finger so aufgedunsen, daß die einzelnen Glieder nicht mehr zu unterscheiden waren.
    Nachdem sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, blickte er sich suchend um. Endlich entdeckte er die Fußspuren der Leute im kiesigen Boden. Teilweise waren sie schneebedeckt.
    »Wir haben es geschafft.« Er rieb die Wange am Weißen Fell. »Bald sind wir am Ziel!«
    Rabenjäger folgte den Stiefelspuren. Tief gebeugt unter seiner Last stolperte er weiter. Endlich kam Wolkenmutter wieder zum Vorschein und bezog den Himmel. Eine bedrohliche, unheimliche Stille breitete sich aus. Doch er war zutiefst froh, nicht mehr dem schonungslosen Licht der Sonne ausgesetzt zu sein.
    Hoch über ihm krächzte ein Rabe.
    Das Lager schmiegte sich an einen Föhrenhain. Zelte aus Büffelhäuten standen in einem großen Halbkreis um einen offenen Platz, auf dem die Kinder spielten. Frauen und Männer beschäftigten sich damit, die Tiere auszunehmen und zu verarbeiten, die ihr Träumer gerufen hatte.
    Wolfsträumer saß auf einem Baumstumpf und stierte auf die Kadaver. Bei ihrem Tod hatte er mit den Tieren gelitten. Er hatte am eigenen Leib den Schmerz gefühlt, als die Speere sie trafen und die lebenswichtigen Organe Herz, Lunge und Leber zerstörten. Er war eins mit ihnen gewesen, erstickte mit an ihrem Blut, teilte ihr Entsetzen, als der Tod die Hand nach ihnen ausstreckte und ihre Augen brach.
    Gleichzeitig teilte er jedoch auch die überschäumende Leidenschaft der Menschen, die freudig erregt die Reihen der erlegten Tiere abschritten: ein ganzes Jahr Leben. Bald würde es in den Zelten genügend Fleisch und neue Kleidung geben.
    Verborgen unter Leid und Freude spürte er in seinem Innern eine andere Wirklichkeit aber er wußte, noch durfte er nicht in die unergründliche Tiefe dieser Wahrheit hinabsteigen. Vorher mußte er spinnengleich die ersten Fäden des roten Netzes auswerfen.
    »Ha!« grunzte Der der schreit und gesellte sich zu Wolfsträumer. »Wir haben schon eine Menge Tiere ausgenommen. Dabei sind mir merkwürdige Dinge aufgefallen. Zum Beispiel die Lungen. Keines der Tiere hat Würmer in den Lungen. Wie das wohl kommt?«
    Wolfsträumers Augen wandelten nach Norden in Richtung auf die lauernde Schwärze, die mit jedem Atemzug an Macht gewann. »Wir sind nicht die einzigen Lebewesen, die nach Süden ziehen.«
    »Glaubst du, das Loch im Eis wird größer, und dann kommen auch die Tiere durch?«
    Er lächelte vage. »Bald folgen uns Mammuts, Karibus und Büffel. Und mit ihnen kommen die Würmer.«
    »Ist das gut?«
    Grinsend breitete Wolfsträumer die Arme aus. Er begann zu tanzen, drehte sich wie eine Spirale im Kreis, ohne je ein zweites Mal in seine Fußspuren zu treten. »Siehst du, wie ich tanze? Wie viele Male habe ich mich gedreht?«
    »Was?« fragte Der der schreit verblüfft. »Ich weiß nicht.«
    »Sieh her!« Wolfsträumer vollführte denselben Tanz noch einmal in umgekehrter Richtung. Im Innern der Spirale angekommen, sprang er aus den Bögen. Fragend zog er eine Augenbraue hoch. »Jetzt sag mir, was kam zuerst. Tanzte ich von innen nach außen, oder von außen nach innen?«
    »Beim erstenmal von innen nach außen,
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