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Vorsicht Nachsicht (German Edition)

Vorsicht Nachsicht (German Edition)

Titel: Vorsicht Nachsicht (German Edition)
Autoren: A. C. Lelis
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natürlich toll«, antwortet Torben für mich.
    Ich bin zu befangen, um darauf etwas zu sagen, und meine Ohren glühen.
    Kilian lächelt einnehmend. »Wo wohnst du denn?«
    »Bockelsberg, oben bei der Uni«, erklärt Torben erneut für mich. Er klingt total begeistert.
    Hallo? Er will seinen schutzlosen, erschöpften Cousin tatsächlich mit diesem heißen Typen verkuppeln? Kennt er denn gar kein Erbarmen? Als hätte ich mich nicht schon genug blamiert. Aber dieses Angebot abzulehnen – vor allem nachdem es der vorlaute Torben schon angenommen hat –, wäre einfach blöd. Die Busse fahren beschissen um diese Zeit und fürs Fahrradfahren bin ich echt zu platt. Seufzend gebe ich nach und lasse mich von Kilian nach draußen führen. Torben bleibt im Café zurück. Wahrscheinlich denkt er, ich wäre bestens aufgehoben.
    Kilians Auto steht ein gutes Stück entfernt. Hier ist überall Fußgängerzone. Also haben wir genug Zeit, uns anzuschweigen. Mir fällt natürlich nichts ein, was ich sagen könnte. Eigentlich könnte er mich jetzt auch wieder dazu überreden, bei seiner dämlichen Sendung mitzumachen. Doch auch er schweigt. Er lässt es sich nur nicht nehmen, mein Fahrrad zu schieben. Resigniert stolpere ich neben ihm her. Meine Füße schmerzen immer noch sehr. Ich habe genug damit zu tun, es mir nicht anmerken zu lassen.
    »Geht’s?«, fragt er trotzdem.
    Ich nicke nur. Seine Nähe macht mich ziemlich nervös, daher bin ich wohl auch noch wortkarger als sonst.
    »Hm, passiert dir so etwas öfter?«
    »Nein«, knurre ich.
    Er schweigt kurz, doch dann kann er es sich nicht verkneifen. »Ich will mich ja nicht einmischen, aber vielleicht solltest du es als Zeichen nehmen und dich in Zukunft nicht so überlasten?«
    »Hm.«
    »Du redest nicht gerade viel, oder?«, stellt er plötzlich amüsiert fest.
    Wie hat er das so schnell herausgefunden? Ich zucke mit den Schultern, zwinge mich aber zu einer Antwort. »Kommt darauf an.«
    »Worauf?«
    »Wie ich drauf bin, ob ich die Person gut kenne und… auf das Thema«, zähle ich nach kurzem Überlegen auf. Ist aber doch logisch. Genau. Ich muss nur rational bleiben und nicht wieder in irgendwelche surrealen Fantasien abgleiten, dann kann es gar nicht so schlimm werden. Hauptsache, ich blamiere mich nicht noch mehr vor ihm.
    Er lacht wieder. »Du bist echt süß.«
    Bitte? Was ist daran süß? Ich bin ein mundfauler Sack, der noch dazu sozial gehemmt ist. Nun, wenn er das so sehen will, werde ich ihm nicht widersprechen. So werden wenigstens meine Ohren gut durchblutet. Allerdings hilft mein guter Vorsatz nun auch nicht mehr viel: Ich bin wieder verstummt. Mein Mund ist trocken. Da hilft auch keine Logik.
    »Wer war eigentlich der junge Mann eben? Ein Freund?«
    »Eigentlich mein Cousin.«
    »Ihr versteht euch wohl gut, oder? Er hat dich vorhin sogar geküsst«, stellt er fest.
    Ich zucke mit den Schultern. »Das macht er bei jedem.«
    »So?« Kilian lacht erheitert auf.
    Was soll ich darauf sagen? Ich zucke mit den Schultern. Sein Auto ist kleiner, als ich gedacht hätte. Ein Golf. Wir müssen die Rückbank umklappen – besser gesagt, er macht das, bevor er das Fahrrad reinhieven kann. Der Kofferraum geht trotzdem nicht zu. Also müssen wir langsam fahren und haben noch mehr Zeit zum Reden .
    »Wie lange musst du noch studieren?«, erkundigt er sich recht zusammenhangslos.
    »Noch so vier Semester.«
    »Produktionstechnik stelle ich mir ziemlich anstrengend vor.« Er hat sich tatsächlich meinen Studiengang gemerkt. Schon irgendwie schmeichelhaft.
    »Na ja, das Schlimmste habe ich hinter mir«, versichere ich verlegen.
    »Können dich deine Eltern nicht finanziell unterstützen?«, fragt er weiter.
    Ich schüttle nur den Kopf.
    »Hier links«, murmle ich, um ihn schließlich zu meiner Wohnung zu dirigieren.
    »Ich bring‘ dich noch hoch. Nicht, dass du die Treppe runterfällst«, neckt er mich sanft. Aber er scheint ehrlich besorgt zu sein, darum füge ich mich, nachdem ich das Rad einfach vor dem Haus angeschlossen habe, statt es in den Keller zu tragen.
    »Welcher Stock?«
    »Ganz oben.«
    »Oh Mann.« Er schüttelt den Kopf und grinst. »Du hast echt kein leichtes Leben.«
    »Noch«, brumme ich zuversichtlich.
    Er lacht und nimmt, ohne auf meine Gegenwehr zu achten, meinen Arm, um mich zu stützen. Eigentlich finde ich das bescheuert. Mal ganz abgesehen davon, dass mich seine Nähe wieder mächtig verwirrt und nervös macht. Aber ich bin zu müde, um mich dagegen
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