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Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter

Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter

Titel: Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter
Autoren: Lois McMaster Bujold
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zog sich wieder sein schlichtes ziviles Jackett über, und das Unheil verkündende Schulterhalfter verschwand somit wieder aus ihrem Blickfeld. Dann schloss Miles die Tür des Wandschranks mit Nachdruck und führte sie zu einem Rundgang durch den Rest des zweiten Stockwerks; dabei wies er auf die Suite seiner abwesenden Eltern hin, doch zu Ekaterins geheimer Erleichterung bot er nicht an.
    sie in diese Zimmerflucht zu führen. Durch die
    Privatgemächer des berühmten Grafen Vorkosigan und
    seiner Gräfin zu wandern wäre ein seltsames Gefühl
    gewesen, als wäre sie eine Voyeurin.
    Schließlich kamen sie wieder auf »seiner« Etage an, am
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    Ende des Hauptflügels in einem hellen Raum, den er den Gelben Salon nannte und offensichtlich als Esszimmer benutzte. Ein kleiner Tisch war elegant für ein Mittagessen zu zweit gerichtet. Gut, dass man nicht erwartete, sie würden im Erdgeschoss speisen, in jener kunstvoll getäfelten Höhle mit dem Tisch, an dem ohne Zweifel achtundvierzig Personen Platz nehmen konnten. Auf ein
    unsichtbares Zeichen hin erschien Ma Kosti mit dem Essen auf einem Servierwagen: Suppe, Tee und ein exquisiter Salat, der Shrimps. Obst und Nüsse enthielt. Die Köchin bediente sie schwungvoll und ließ dann ihren Herrn und dessen Gast diskret allein; ein großes silbernes Tablett mit einer Servierhaube, das sie auf dem Wagen in Lord Vorkosigans Reichweite zurückließ, versprach weitere Köstlichkeiten.
    »Das Haus ist großartig«, sagte Lord Vorkosigan
    zwischen zwei Bissen, »aber nachts wird es wirklich still.
    Einsam. Es war nicht beabsichtigt, dass es so leer ist, deshalb muss es wieder mit Leben gefüllt werden, wie es in der Blütezeit meines Vaters zu sein pflegte.« Seine Worte klangen fast traurig.
    »Der Vizekönig und die Vizekönigin werden zur
    Hochzeit des Kaisers zurückkommen, nicht wahr? An
    Mittsommer dürfte es also wieder voll sein«, bemerkte sie hilfsbereit.
    »O ja, und ihr ganzes Gefolge. Zur Hochzeit werden alle wieder auf Barrayar sein.« Er zögerte. »Mein Bruder Mark eingeschlossen, fällt mir gerade ein. Vermutlich sollte ich Sie vor Mark warnen.«
    »Mein Onkel hat einmal erwähnt, dass Sie einen Klon
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    haben. Ist er das?«
    »Ja.«
    »Onkel Vorthys hat nicht erzählt, warum Sie – oder
    waren es Ihre Eltern? – einen Klon haben machen lassen, außer dass es kompliziert war und ich Sie am besten selber fragen sollte.« Die Erklärung, die sich am ehesten anbot, war, dass Graf Vorkosigan einen nicht missgebildeten Ersatz für seinen vom Soltoxin geschädigten Erben haben wollte, aber dies war offensichtlich nicht der Fall.
    »Das Warum ist der komplizierte Teil daran. Wir haben keinen Klon machen lassen. Einige Komarraner, die auf der Erde im Exil lebten, waren die Urheber, als Teil eines letztlich viel zu bizarren Komplotts gegen meinen Vater.
    Als sie keine militärische Revolution zusammenbrachten, dachten sie vermutlich, sie sollten es einmal mit einer preisgünstigen biologischen Kriegsführung versuchen. Sie veranlassten einen Agenten, eine Gewebeprobe von mir zu klauen – das konnte nicht so schwer gewesen sein, denn als Kind hatte ich Hunderte von medizinischen Behandlungen, Untersuchungen sowie Biopsien über mich ergehen lassen müssen –, und ließen den Klon von einem der weniger angenehmen Klonlords auf Jackson's Whole großziehen.«
    »Du meine Güte. Aber Onkel Vorthys sagte, Ihr Klon
    habe nicht wie Sie ausgesehen – ist er dann ohne Ihre vorgeburtliche Schädigung aufgewachsen?« Sie nickte ihm zu, behielt jedoch den Blick höflich auf sein Gesicht gerichtet.
    Seine etwas sprunghafte Empfindlichkeit hinsichtlich seiner angeborenen Defekte hatte sie ja schon kennen gelernt.
    Teratogen, nicht genetisch, hatte er ihr nachdrücklich erklärt.
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    »Wenn es nicht so einfach gewesen wäre… Er hat
    tatsächlich normal zu wachsen begonnen, sodass sie ihn operativ auf meine Größe reduzieren mussten. Und auf meine Figur. Das war ziemlich grässlich. Es war ihre Absicht gewesen, dass er auch bei genauer Prüfung für
    mich gehalten wurde, und deshalb wurden, als zum

Beispiel meine gebrochenen Beinknochen durch synthetische Knochen ersetzt wurden, seine ebenfalls chirurgisch ersetzt. Ich weiß genau, wie sehr das
    geschmerzt haben muss. Und sie zwangen ihn zu lernen, für mich gehalten zu werden. Die ganzen Jahre, als ich dachte, ich sei ein Einzelkind, entwickelte er sich zum schlimmsten Fall von Geschwisterrivalität, die es jemals
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