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Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat

Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat

Titel: Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat
Autoren: Lois McMaster Bujold
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die Superjumperpiloten 29
    Pfützenspringer und Karussellreiter. Die Frachtpiloten nannten die Passagierschiffpiloten einfach nur Snobs.
    Leo grinste und dachte über die Kette an Reichtum nach, die da durch den Raum schwebte. So faszinierend das Cay-Habitat auch war, so war es doch zweifellos nur ein Anhängsel am Ganzen von GalacTechs Rodeo-Unternehmen. Eine einzige Beschleuniger-Ladung von Frachtbehältern, wie die, die jetzt gerade zusammengebündelt wurde, konnte einer ganzen Stadt von aktienbesitzenden Witwen und Waisen ein ganzes Jahr lang einen angemessenen Lebensstandard sichern. Die Grundstoffproduktion war wie eine umgekehrte Pyramide: die Leute an der nach unten gerichteten Spitze ernährten einen breiter werdenden Berg von Zinsempfängern, eine Tatsache, die bei Leo gewöhnlich mehr geheimen Stolz als Irritation auslöste.
    »Mr. Graf?«, unterbrach eine Altstimme seine Gedanken. »Ich bin Dr. Sondra Yei. Ich leite die Psychologie-und Schulungsabteilung von Cay-Habitat.«
    Die Frau, die in der Türöffnung schwebte, trug einen blaßgrünen Overall der Gesellschaft. Auf angenehme Weise häßlich und auf das mittlere Alter zugehend, hatte sie die strahlenden mongolischen Augen, die breite Nase, die breiten Lippen und die milchkaffeefarbene Haut ihrer gemischtrassigen Herkunft. Mit den genauen, entspannten Bewegungen der an die Schwerelosigkeit Gewöhnten schob sie sich durch die Öffnung.
    »Ach ja, man hat mir gesagt, daß Sie mit mir sprechen wollen.«
    Leo wartete höflich darauf, daß sie sich festhielt, bevor sie sich die Hände schüttelten.
    Er zeigte auf den Televiewer. »Ich habe hier eine schöne Aussicht auf die Zusammenstellung der Fracht im Orbit. Es scheint 30
    mir, daß das vielleicht eine weitere Aufgabe für Ihre Quaddies wäre.«
    »Tatsächlich machen sie es jetzt schon ein Jahr.« Yei lächelte befriedigt. »Sie finden es also nicht zu schwierig, sich an die Quaddies anzupassen? Das hat ja schon Ihr psychologisches Profil nahegelegt. Schön.«
    »Oh, die Quaddies sind in Ordnung.« Leo hielt sich zurück und ließ sich nicht über sein Unbehagen aus. Er war nicht sicher, ob er es überhaupt in Worte fassen konnte. »Ich war am Anfang bloß überrascht.«
    »Das ist verständlich. Sie glauben also nicht, daß Sie Schwierigkeiten haben werden, sie zu unterrichten?«
    Leo lächelte. »Sie können kaum schlimmer sein als die Mannschaft von Schauerleuten, die ich auf der Jupiter-Orbitalstation Nr.
    4 unterrichtet habe.«
    »Ich hatte nicht an Schwierigkeiten von den Quaddies gedacht.«
    Yei lächelte wieder. »Sie werden entdecken, daß sie sehr intelligente und aufmerksame Schüler sind. Aufgeweckt. Gute Kinder, ganz buchstäblich. Und darüber möchte ich mit Ihnen reden.« Sie hielt inne, als würde sie ihre Gedanken zusammenstellen wie die entfernten Frachtschubschiffe ihre Behälter.
    »Die Lehrer und Trainer von GalacTech nehmen hier in der
    Habitat-Familie eine Elternrolle ein. Obwohl sie selbst elternlos sind, müssen die Quaddies eines Tages selbst… – in der Tat werden schon einige von ihnen Eltern. Von Anfang an haben wir uns Mühe gegeben sicherzustellen, daß sie über Rollenmodelle für stabile erwachsene Verantwortlichkeit verfügen. Aber sie sind noch Kinder. Sie werden Sie genau beobachten. Ich möchte, daß Sie sich dessen bewußt sind und achtgeben. Sie werden noch mehr als nur das Schweißen von Ihnen lernen. Sie werden auch Ihre 31
    anderen Verhaltensmuster aufgreifen. Kurz gesagt, wenn Sie schlechte Gewohnheiten haben – und wir alle haben welche –, dann müssen sie unten auf dem Planeten geparkt werden, für die Dauer Ihres Aufenthalts hier. In anderen Worten«, fuhr Yei fort,
    »geben Sie auf sich acht. Geben Sie auf Ihre Sprache acht.« Ein unwillkürliches Lächeln ließ Fältchen um ihre Augen entstehen.
    »Zum Beispiel benutzte jemand von unserem Krippenpersonal
    in irgendeinem Zusammenhang einmal die Redewendung ›Jetzt
    spuck’s schon aus!‹. Die Quaddies dachten nicht nur, das wäre sehr lustig, sondern es begann noch unter den Fünfjährigen eine Epidemie des Spuckens, und wir brauchten Wochen, um das
    wieder abzustellen. Nun, Sie werden mit viel älteren Kindern arbeiten, aber das Prinzip ist das gleiche. Zum Beispiel… äh…
    haben Sie persönliches Lese-oder Videomaterial mitgebracht?
    Vid-Dramas, Nachrichtendisketten, was auch immer.«
    »Ich bin kein großer Leser«, gestand Leo. »Ich habe mein
    Kursmaterial mitgebracht.«
    »Technische
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