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Vorhofflimmern

Vorhofflimmern

Titel: Vorhofflimmern
Autoren: Johanna Danninger
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auf, was bei meiner nicht vorhandenen
Standfestigkeit leider nicht halb so bedrohlich aussah, als es sollte. Trotzdem
reckte ich das Kinn und begann damit, ihn wieder mit dem Flaschenhals zu
piesacken.
    „Erstens rauche ich nicht. Zweitens bin ich nicht so einfach
einzulullen, weil das Konzert mir im Übrigen genauso wichtig war. Und
drittens...“ Ich überlegte kurz, „und drittens habe ich absolut kein
Interesse.“
    Der Konzertkartendieb legte den Kopf schräg, packte
blitzschnell meine Flasche und zog mich mit einem Ruck zu sich heran.
Einigermaßen verblüfft stolperte ich zu ihm und landete nun schon zum dritten
Mal an diesem Tag mit der Nase an seiner Brust. Für einen Moment war ich
unfähig mich zu bewegen und blinzelte nur verdattert zu ihm hoch.
    „Du hast kein Interesse an meinem Friedensangebot, oder du
hast kein Interesse an mir?“, fragte er.
    „Beides“, brachte ich hervor, doch mein hoher Tonfall klang
nicht sehr überzeugend.
    Der Konzertkartendieb lachte leise und ich spürte deutlich,
wie dabei sein ganzer Brustkorb vibrierte. Ich hielt automatisch den Atem an
und wunderte mich über das seltsame Kribbeln, das mir gerade den Rücken
hinunter lief.
    „Irgendwie kann ich dir das nicht ganz glauben“, flüsterte er
mir ins Ohr. Seine Stimme drängte meinen Verstand direkt auf einen totalen
Zusammenbruch zu.
    Lena! Auf der Stelle Hirn einsammeln und zusammenreißen!
    Ja, genau! Was bildete sich der Kerl überhaupt ein?
Verdammter Macho.
    Ich rappelte mich auf und wäre um ein Haar nach hinten
umgefallen, wenn er mich nicht geistesgegenwärtig am Arm gepackt hätte. Eilig
wand ich mich aus seinem Griff, holte tief Luft und starrte ihn überheblich an.
„Hör mal, Süßer. Deine Masche mag ja sonst in der Frauenwelt recht gut
ankommen, aber bei mir hast du dich da gehörig geschnitten. Gegen solche
Casanovas wie du es einer bist, bin ich schon lange immun, also nimm dein
hübsches Lächeln und richte es auf ein Mädel, das ihre Erfahrungen erst noch
sammeln muss!“
    Oh ja, dem hatte ich es gezeigt!
    Völlig zufrieden mit meiner Rede wartete ich gespannt auf
seine Antwort. Ich war nicht wenig überrascht, als er mit einem frechen Grinsen
von mir wissen wollte: „Du findest also, dass ich ein hübsches Lächeln habe?“
    Krass!
    „Du... also, du...“, stotterte ich. „Du bist wirklich
unglaublich...“
    „Vielen Dank!“
    „... unglaublich von dir selbst überzeugt!“, schnaubte ich zu
Ende. Weil er dies seinem Gesichtsaudruck nach, aber genauso als Kompliment
auffasste, stieß ich verzweifelt hervor: „Oh mein Gott!“
    Ich schmiss theatralisch die Arme in die Luft, was mich
wieder aus dem Gleichgewicht brachte. Diesmal konnte ich mich jedoch selbst
abfangen, nutzte den Schwung und stampfte kurzerhand an dem Konzertkartendieb
vorbei in den großen Hauptraum des Go.
    Fassungslos vor mich hin brummelnd, eierte ich zur Jukebox.
Dort angekommen riss ich erst einmal dem verdutzten Frank sein Schnapsglas aus
der Hand und kippte den Inhalt hinunter. Jägermeister, bäh! Danach gab ich der
ebenso verdutzten Vera eine ziemlich unsanfte Kopfnuss und hielt ihr einen
dramatischen Vortrag über Freundschaft und gegenseitiges Vertrauen.
    Meine durchaus verwirrende Begegnung mit dem
Konzertkartendieb behielt ich vorerst für mich.

Kapitel 4
    Am nächsten Tag wachte ich mit
hämmernden Kopfschmerzen und einem ziemlich üblen Geschmack auf der Zunge auf.
    Verdammter Mist, ich hatte es gestern eindeutig übertrieben!
    Voller Grauen erinnerte ich mich daran, dass Vera und Frank
mich mühevoll in meine Wohnung zurückgebracht hatten. Dort angekommen, hatte
ich mich erst einmal ins Bad geschleppt und mir hingebungsvoll die Seele aus
dem Leib gekotzt. Anschließend hatte ich mir irgendwie meine Klamotten
heruntergerissen, war dann nackt auf allen Vieren in mein Bett gekrabbelt und
dort in eine Art Koma gefallen.
    Mein Radiowecker verkündete mir stolz, dass es bereits 13:42
Uhr war, was mich nicht unbedingt störte, doch da ich dringend pinkeln musste,
wälzte ich mich stöhnend und jammernd aus dem Bett.
    Als ich aus meinem abgedunkelten Schlafzimmer tapste, fühlte
ich mich im ersten Moment in meiner lichtdurchfluteten Wohnung wie ein Vampir.
Geblendet, geschwächt und genervt schlurfte ich ins Bad und ließ mich auf die
Kloschüssel fallen.
    Verfluchter Alkohol!
    Wie jeder, der schon einmal einen gehörigen Kater hatte,
schwor ich mir hoch und heilig nie wieder in meinem Leben etwas zu trinken. Ich
war
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