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Vorhang auf fuer Allie

Titel: Vorhang auf fuer Allie
Autoren: Meg Cabot Dagmar Henze Anne Brauner
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kann man von kleinen Brüdern schon erwarten? Es braucht nicht viel, um sie glücklich zu machen.
    Mark und Kevin hatten keinen Blick für die großen Probleme, die auf uns zukamen - dass dieses Haus zu groß und zu verfallen war. Mom konnte es unmöglich allein renovieren. Ohne Dads Hilfe und ohne Unterstützung eines Schreiners oder einer hübschen TV-Designerin war das aussichtslos.
    Die Jungen kümmerten sich nicht darum, dass wir mitten im Schuljahr auf eine andere Schule gehen mussten. Wir mussten nicht nur unsere Steinsammlung - wer eine hatte - zurücklassen, sondern unsere besten Freunde.
    Na gut, vielleicht waren unsere Freunde nicht die tollsten, aber immerhin waren sie unsere Freunde. Das ist immer noch besser als gar keine Freunde zu haben. Man trifft nicht jeden Tag einen Freund - nicht einmal weniger tolle. Es ist sogar richtig schwer, einen Freund zu finden, selbst solche, die zurzeit nicht mit einem sprechen.
    Mom und Dad wollten, dass wir all das aufgaben, und wofür? Für die Eisdiele? Für ein Kätzchen? Um in ein baufälliges,
wahrscheinlich verhextes Haus zu ziehen, von dem aus man noch nicht einmal den Funkturm sehen konnte? Das war so gemein!
    Mark und Kevin waren noch zu jung, um zu erkennen, was unsere Eltern mit uns machten: uns Kinder ins Dachgeschoss stecken, direkt unter den Speicher. Dorthin führte eine Falltür, die in der Decke zwischen unseren drei Zimmern verborgen war. Ja, eine echte Falltür, die man mit einem Strick öffnen und aus der man dann ein Treppchen herunterziehen konnte. Unsere Eltern wollten vor ihren eigenen Kindern ihre Ruhe haben. Mom und Dad bestritten das natürlich. Aber als ich es ihnen mal vorwarf, erwischte ich sie bei einem Lächeln. Dann sagten sie: »Na, Allie … hast du dir schon überlegt, wie dein Kätzchen aussehen soll?«
    Die glauben wohl, nur weil ich erst neun bin, würde ich sie nicht durchschauen. Ich habe sofort kapiert, dass sie das Thema wechselten. Sie wollten nicht zugeben, dass sie uns Kinder auf einer separaten Etage unterbrachten, um mehr Ruhe zu haben. Aber ich durchschaue das.
    Ich bin mir sicher, dass nach unserem Umzug etwas vom Speicher kriechen und uns angreifen wird (zum Beispiel eine abgetrennte Zombie-Hand). Das habe ich mal in einem Film gesehen. Unsere Schreie werden durch die Nacht gellen. Mom und Dad werden die Wendeltreppe hochrennen und drei blutverschmierte Leichen finden. Das geschieht ihnen dann recht.

    Mom erkannte, dass ich mit dem ganzen Umzug Probleme hatte und dass sich das nicht ändern würde, auch wenn sie noch so viel über Kätzchen redete. Sie versuchte, die Stimmung aufzuheitern, und sagte: »Also, Kinder, ihr müsst euch noch aussuchen, wie eure Wände werden sollen.«
    »Echt?«, fragte Mark. »Könnte ich eine Tapete mit Lastwagen haben? Oder mit Käfern?«
    »Wie du möchtest«, sagte Mom.
    »Cool«, sagte Kevin. »Dann nehme ich die dunkelrote Samttapete wie bei Lung Chung , dem China-Restaurant.«
    »Wie ihr möchtet - im Rahmen der Vernunft«, verbesserte sich Mom. »Findest du eine Tapete mit hübschen Segelbooten nicht doch besser, Kevin?«
    »Nein.«
    »Und wie wär’s mit Piratenschiffen?«, fragte Dad.
    »Wenn es Piratenschiffe aus Samt gibt«, antwortete Kevin.
    »Ich möchte eine rosafarbene Tapete«, sagte ich. »Und der Teppichboden soll auch rosa sein.«
    »Aber, Allie«, sagte Mom, »das hattest du doch schon im alten Haus.«
    »Eben.«
    »Findest du das nicht langweilig?«, wollte Mom wissen. »Willst du nicht etwas Neues ausprobieren?«
    »Ich will«, rief Kevin dazwischen. »Ich möchte Samt ausprobieren.«

    »Wollt ihr Kinder nicht ein bisschen draußen spielen?«, schlug Dad vor.
    »Gute Idee«, sagte Mom. »Ich messe mit Dad noch ein paar Dinge aus, dann können wir gehen.«
    Mark und Kevin stöhnten, weil sie nicht rauswollten. Sie fanden es schöner, im neuen Haus zu spielen, nicht nur wegen des Kaminschachts. Hier gab es lange Flure und Geheimgänge, in denen man gut spielen konnte. (Es gibt hier tatsächlich Hintertreppen und Zimmer für die Diener. Sie stammen aus früheren Zeiten, als die Leute noch Dienstmädchen und anderes Personal hatten.)
    Meinen Brüdern war es egal, dass die langen Flure dunkel und unheimlich waren und die Geheimgänge stanken wie das Innere von Scott Stamphleys Schuh. (Ich musste mal als Mutprobe nach dem Sportunterricht daran riechen.)
    Brüder sind im Allgemeinen nicht besonders einfühlsam. Ungefähr so wie Eltern. Diese Regel muss ich bei
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