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Vor dem Regen - Roman

Vor dem Regen - Roman

Titel: Vor dem Regen - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Bahnen im Fünfzigmeterbecken erholte. Was sie über Vietnam wusste, stammte aus Hollywoodfilmen: Apocalypse Now , Die durch
die Hölle gehen , Geboren am 4. Juli . Das waren im Grunde alles keine schlechten Filme, nur hatte Dusty so ihre Zweifel, ob man es dabei mit der historischen Wahrheit immer so ganz genau genommen hatte. Interessiert las sie den Artikel - Zwangseinberufungen, Agent Orange, Posttraumatische Belastungsstörung. Arme Schweine - es schien nur gerecht, dass der Staat ihnen als Entschädigung ein Stück Dreck am Arsch der Welt überließ. Aber so einfach war das natürlich nicht. Eine Aborigine-Gemeinschaft erklärte die älteren Vorrechte zu haben, da sie ihren Anspruch auf das Land schon vor Jahren geltend gemacht hätte. Aber das traf auf praktisch jeden Quadratmeter Australiens zu. Auch die Naturschutzbehörde Parks and Wildlife mischte mit, da die »hier vorkommenden Termitenhügel von einzigartiger Beschaffenheit« seien. Und als ob das noch nicht ausreichte, beharrte das Bergbauunternehmen Rio Tinto darauf, man habe eine Schürfgenehmigung für das Gebiet. Auch das traf auf praktisch jeden Quadratmeter Australiens zu. Dusty tippte auf Rio Tinto. Früher mal, da hatten die Schafe Australiens Reichtum begründet, heute aber zog man es vor, sich tief ins eigene Land zu wühlen, die Ausbeute auf große Schiffe zu verladen und nach Übersee zu schicken. Die Schafe dagegen präferierte man mittlerweile medium durchgebraten mit einem Coonawarra-Shiraz. Aber wie dem auch sei, Dusty, die eben den letzten Rest aus der Papaya schabte, wünschte Barry O’Loughlin und seinen Veteranen alles nur erdenklich Gute; wie sie das sah, hatten die einen Trip zur Hölle und zurück gemacht.
    Dusty warf die Schale über das Geländer in den Garten. Wenn auch das Wort »Garten« mit seinem Anklang an Gepflegtheit und Ordnung nicht wirklich das treffende war.
James war der Gärtner gewesen oder, wie er es mit dem sprachlichen Feinschliff ausdrückte, für den er als Anwalt berühmt war, »der Herr der Baumscheren«, und als er dann mitsamt seines Feinschliffs und seiner Baumscheren gegangen war, da hatte Dusty dem Garten die Freiheit geschenkt. Es dauerte nicht lange, bis er verwilderte - zwar hatte man Darwin der Wildnis abgerungen, doch die Wildnis wurde nicht müde, das verlorene Terrain mit Macht zurückzufordern.
    Zwischen den Pflanzen, die Dusty benennen konnte - Roter Jasminbaum, Bougainvillea, Carpenteria - wucherten Gewächse von weniger edler Abkunft.
    Mancher hätte es Gestrüpp genannt, doch Dusty war überzeugt, das war nur ein Etikett, ein Marketingtrick, der die Leute dazu verleiten sollte, Unsummen für absurd überteuerte Unkrautvernichtungsmittel auszugeben. Hinter ihrem Haus war jede Pflanze willkommen, ungeachtet ihrer Herkunft, Rasse oder Struppigkeit.
    Nach vier Monaten Trockenzeit wirkte der Garten ausgelaugt, und eine dicke Schicht Staub nahm den Blättern all ihr sattes Leuchten. Aus Erfahrung wusste Dusty allerdings, dass sich das schlagartig ändern würde, sobald die Regenzeit einsetzte und die Monsunregen neues Leben brachten. Ob das auch für sie selbst galt, blieb allerdings abzuwarten.
    Dusty sah auf die Uhr, ein Zehn-Dollar-Billigteil aus Taiwan, und überlegte, ob sie vor der Arbeit noch eine Runde laufen sollte, ob eine Stunde genügte, um wirklich Sport zu treiben. Jedenfalls schauten Smith und Wesson, ihre beiden Hunde oder Kläffer, wie sie sie nannte, von ihren Plätzen neben dem Tisch und auf dem balinesischen Hocker eindeutig auffordernd zu ihr herüber. Die mittelgroßen Tiere waren Promenadenmischungen. Smithie hatte eine große Portion
Pitbull in sich, Wessie eine kleine, aber das war auch schon alles, was Dusty über ihre Stammbäume zu sagen wusste. Smithie, die nie ein schöner Hund gewesen war, hatte ein entzündetes, getrübtes Auge, was sie noch ein ganzes Stück hässlicher machte. Außerdem wurde sie allmählich alt, es gab Anzeichen von Arthritis, und sie war längst nicht mehr so wachsam wie früher. Vergangenes Jahr hatte Dusty sich dann Wessie zugelegt. Angesichts ihres offenen Hauses am Waldrand und ihres Berufs konnte ein guter Wachhund nicht schaden.
    In Dustys Schlafzimmer ließ das Handy »I Shot The Sheriff« ertönen. Fontana hatte ihr das aufgespielt, er hielt das offenbar für witzig.
    Sie lief ins Haus und ging ran, ohne auf die Rufnummer zu sehen - zu dieser Tageszeit konnte es nur dienstlich sein.
    »Detective Buchanon.«
    »Frances?«
    Dusty war
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