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Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition)

Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition)

Titel: Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition)
Autoren: Sebastian Schnoy
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als siebzig Tagen übersetzt worden war.
    Durch den Sammeleifer kamen bald fast eine halbe Million Schriftrollen zusammen. Leider sind diese Papyrusrollen völlig aus der Mode gekommen, dabei kann man mit ihnen ganz hervorragend lesen, indem man die untere Rolle ab- und dabei die obere Rolle aufrollt.
    Am Bildschirm machen wir das heute mit Textdokumenten ganz genauso, dort nennen wir es «scrollen» – mit «the scrolls» bezeichnet man im Englischen genau jene antike Schriftrollen, die damals in Alexandria gesammelt wurden.
    Rund vierzig Jahre nach ihrer Gründung war die Bibliothek die mit Abstand größte der Welt, der Schriftsteller Aulus Gellius will sogar siebenhunderttausend Schriftrollen gezählt haben. Zur Erinnerung: Dieses Monsterarchiv wurde zu einer Zeit geschaffen, als zwischen Nordsee und Alpen weder Schreiben noch Lesen beherrscht wurde und es nicht einmal einen lausigen Buchstaben gab.
    Vielleicht hätte die rasante Vermehrung des Wissens in dieser Zeit auch die Menschheit in ihrer Entwicklung beflügelt, wenn nicht die ganze Bibliothek abgebrannt wäre. Den ersten ungewollten Brand hat noch Cäsar zu verantworten, als andere Teile der Stadt mutwillig angezündet wurden und das Feuer auch die Bibliothek erfasste. Doch die große und endgültige Zerstörung dieses Schatzes geht auf das Konto von Christen und Moslems. Theodosius schickte 389  n. Chr. Erstere, um alles zu zerstören, was nicht im Einklang mit der Bibel stand. Der Kalif Omar schickte später ( 642  n. Chr.) Horden von Gläubigen, heute würde man sagen «gewaltbereite Islamisten», die all das vernichteten, was die Christen nicht gefunden hatten: Schriften, die dem Koran widersprachen, mussten brennen. Mit ihnen wurde das Wasser der öffentlichen Bäder erhitzt; so wurde aus dem gesammelten Wissen einer bis dahin gelehrten Welt nichts als heißer Dampf. Nur wenige Augenblicke, und beides war für immer verschwunden.
    Nichtsdestotrotz bedurfte es für den Niedergang und die Auslöschung der Bibliothek mehrere Jahrhunderte, zudem schafften es Archivare immer wieder, Schriften zu verstecken und außer Landes zu schmuggeln.
    Noch zerstörerischer als der Sturm im Namen Allahs in Alexandria war nur der Schlendrian der Kölner im Jahr 2009 . In wenigen Augenblicken versenkten sie den kompletten Nachlass Heinrich Bölls, unzählige mittelalterliche Handschriften, Protokolle des Stadtrats ab 1320 , insgesamt dreißig Regalkilometer, in einer Baugrube. War das Gebäude am Rande des großen, für den U-Bahn-Bau gebaggerten Lochs nicht genügend abgesichert? Ach wat, meinten die Bauarbeiter, wir baggern dat gleich wieder zu. Außerdem: Et hät noch emmer joot jejange!
    In Alexandria gibt es erst seit 2002 wieder eine Bibliothek, die an die große Tradition anknüpfen will.
    Der Duft von Mandeln und Oliven
    Wenn man sich so durch das Nachmittagsprogramm der Privatsender zappt, erscheint selbst der Alltag der antiken Griechen glanzvoll. Tatsächlich glänzte man damals, da Duftöle beliebt waren. So waberte das Aroma von Mandeln, Oliven, Nüssen und anderen Ölquellen durch die Gassen. Parfümiert wurde sich auch in späteren Kulturen gerne, doch im Gegensatz zu den berühmt-berüchtigten Puder- und Parfümorgien am Versailler Hof von Louis  XIV wusch sich der Grieche auch vorher. Schwämme fand er im Meer. Das Wort
Hygiene
stammt aus griechischer Feder. Heute wissen wir, wie wichtig Hygiene für die Gesundheit ist, dabei sagt das Wort nichts anderes, Hygiene kommt von
hygieinos
und das heißt eben: gesund.
    Angesichts der Stärke, mit der uns die griechische Kultur bis auf den heutigen Tag prägt, kann man nur erblassen. Das wiederum hätte den antiken Griechen gut gefallen, galt doch ein heller Teint als Zeichen von Reichtum, dafür, dass man nicht oft aus dem Haus musste, um schwere Arbeiten zu verrichten.
    Die Liste der Dinge, die wir Griechen zu verdanken haben, ist lang. Sexuelle Freizügigkeit, auch unter Männern, erscheint z.B. im Nachhinein besonders progressiv, die sagenumwobene Knabenliebe hingegen war, aus heutiger Sicht, wohl nichts anderes als die sexuelle Ausbeutung von Minderjährigen. Und wo wir schon bei den Schattenseiten dieses sonnenverwöhnten Volkes sind: Es gab Sklavenhandel, natürlich Armut. Und auch der Feminismus ist keine Erfindung der alten Griechen. Platon glaubte, dass Männer, die sich in ihrem Leben unmoralisch verhalten hatten, zur Strafe als Frau wiedergeboren wurden. Damals konnte man sich kaum eine
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