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Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben

Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben

Titel: Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben
Autoren: Aufbau
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übertrieben habe, ob diese außergewöhnliche Achtung mir nicht mitunter sogar von Nachteil gewesen ist. Aber darauf kommen wir vielleicht noch zurück, jetzt erst mal die anderen, danach ich, das sag ich doch immer.
    Ich kehre zu euch zurück, wie ihr da träge auf den Wellen des Behagens schaukelt, nicht mal fähig, eure Nase zum Horizont zu drehen, und auch euren kritischen Verstand habt ihr in einem Maße eingebüßt, dass es mich ängstigt. Nein, ich ängstige mich nicht, das liegt nicht in meiner Natur, aber dennoch. Seid vorsichtiger, mit dieser Arglosigkeit bringt ihr’s nicht weit. Ihr habt doch schon ein Weilchen gelebt, verdammt, passt auf, wo ihr den Fuß hinsetzt, tragt immer euren Freien Willen (FW) bei euch, fest vertäut am Hosenbund, und gebraucht ihn. Ich bestehe darauf, mit Verlaub: Wenn ihr das Gefühl habt, irgendein übermächtiger Einfluss bricht über euch herein, ihr verliert den Faden eurer Gedanken und eure Urteilsfähigkeit, dann tretet schnell ein Stück zurückund geht erst mal ins Café einen Kaffee trinken (ohne euch auch nur eine Sekunde bei besagten stilistischen Belanglosigkeiten aufzuhalten, wir klären das später). Und sobald ihr im Café seid, entspannt euch, setzt euch mit weit ausgestreckten Beinen an einen Tisch, verschränkt die Hände im Nacken und holt euren FW hervor. Das Ding vergesst bitte nie, diese List des Augenblicks, wir sind gerade noch mal an der Katastrophe vorbeigeschrammt. Es hat gravierende Folgen, wenn man seinen Freien Willen einbüßt. Schlendern wir ohne ihn durch die Gegend, hängen wir, die Hände in den Taschen, einfach herum, schon schießt unser Tiefinnerstes (TI) wie eine hirnlose Flipperkugel aus uns heraus, bereit, unseren Nächsten zu lynchen, aber ja doch, da könnt ihr mir aufs Wort glauben, genauso läuft es. Doch nehmen wir ein heimtückischeres Beispiel: Treibt nur mal ohne euren FW auf dem Wasser, fern allen Küsten, allen Themen, gebt euch hemmungslos eurem Glücksgefühl hin, und die Langeweile wird nach euch schnappen wie ein Hammerhai. Ich erinnere euch beiläufig daran, dass der Hai ein Fisch ist und kein Säugetier, im Unterschied zum Wal, aber lassen wir das, ihr seid nicht in der Lage, das zu verarbeiten. Was ein bisschen schade ist, denn der Hai gehört zu der ziemlich engstirnigen,ziemlich bornierten, doch wenig bekannten Spezies der Knorpelfische – welch wundervolles Thema, das uns da verlorengeht, wie auch eine schöne Gelegenheit, uns zu bilden. Das Thema ist faszinierend, und wir hätten es gründlich beackern können, ohne uns einen einzigen Moment zu langweilen.
    Ihr seht an diesem Beispiel, dass es an Themen nicht mangelt, ich habe euch da nichts vorgemacht. Die Ideen schießen wie Pilze aus dem Boden, man braucht sich nur zu bücken, um sie einzusammeln. Touristenmethode, die ich gleichwohl verurteile. Ich habe große Achtung vor Ideen, darum mag ich es überhaupt nicht, wenn man sich ihnen gegenüber benimmt wie einer, der alles anfassen muss, der trinkt, ohne dass er Durst hat, der in allen Gärten wildert. So was stört mich. Wo kommen wir auf die Weise hin? Schlicht und einfach zum Dilettantismus, anders kann ich das nicht nennen. Zur Oberflächlichkeit, zur flächendeckenden Inkompetenz. Und zu nichts Geringerem als dem Tod der Literatur. Das stört mich. Persönlich bin ich nicht mal betroffen, denn ich habe das große Glück, im Besitz einer Idee zu sein, einer Idee einschließlich Thema, wohlgemerkt, und die habe ich nicht auf die Schnelle irgendwo im Gelände aufgelesen, das könnt ihr mir glauben. Es handelt sichum ein ehrgeiziges, anspruchsvolles Thema. Vielleicht sogar ein zwingendes. Ich erkenne es mit nahezu erschreckender Klarheit. Seine Umrisse beginnen sich abzuzeichnen, bald können wir es benennen. Das aber ist eine sehr gute Nachricht, die beweist, dass es still und leise vorangeht mit unserem Werk.
    Ah, es tut sich was. Ihr beruhigt mich. Ich sehe, ihr bindet euch mangels Hosenbund euren FW fest um die Hüften, denn ihr seid ja überdies nackt wie die Würmer und richtet euren arglosen Blick endlich auf den Horizont. So mag ich’s schon lieber, nun können wir uns an die Arbeit machen und den Boden gründlich beackern. Denn was seht ihr da direkt vor euch aufziehen? Das Leben natürlich, da haben wir’s, ich hatte euch ja gewarnt, es ist das Leben, grüßen wir es beiläufig. Von Langeweile keine Rede mehr, damit hätten wir schon mal eine große Klippe umschifft. Denn das Leben ist keine
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