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Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben

Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben

Titel: Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben
Autoren: Aufbau
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Einschüchterungsmanöver, was meint ihr? Habt ihr bemerkt, dass ich euch nach eurer Meinung frage? Vielleicht sind das die ersten Erfolge der Umerziehung, schade, dass ihr nicht mehr da seid, um es zu genießen. Wir werden tun, was er sagt, wir werden ihm von den Weltproblemen erzählen, er soll sehen, aus welchem Holz wir geschnitzt sind, aus Eiche nämlich, aus Esche, nicht aus Spitzwegerich. Nein, er unterbricht mich schon, bevor ich überhaupt angefangen habe, ich vermute, das gehört zur Therapie. Es seisinnlos, erklärt er mir, dass ich ihm irgendwelchen Unsinn erzähle, er wisse, dass ich den Schlüssel für die Sorgen dieser Erde nicht besitze. Woher hat der Typ seine Informationen? Woher weiß er so ein Detail? Wer hat mich verraten? Ich etwa? Ich erlebe gerade eine sehr unangenehme Viertelstunde, um es freundlich auszudrücken, warum nur habt ihr mich mit ihm allein gelassen? Angeblich habe niemand die Schlüssel zur Welt. Typisches Argument der Unnachgiebigen und Scharfsichtigen, der Realisten, die alle Hoffnungen mit der Pumpgun zerschießen, mit solchen Ansichten kommt man nie voran, lasst euch das von mir gesagt sein. Das ist schmählicher Defätismus, damit sind wir schon fast beim hellsichtigen Zynismus der superschlauen Intellektuellen. Zum Teufel mit dieser desillusionierten Sophisterei, dagegen kann man nur schweres Geschütz auffahren, packt mir den Kessel voll, refft das Großsegel und volle Kraft voraus.
    Voll daneben. Verweis, Erinnerung an das Urteil, er schätzt meine Entgleisung überhaupt nicht.
    Ich finde das alles gar nicht mehr lustig. Ihr auch nicht, seht ihr. Wie wollt ihr Revolution machen, sowohl was die Liebe als auch den Krieg und tutti quanti angeht, wenn ihr euch dabei nicht mehr amüsiert? Eine düstere, maßvolle Revolution ohne ein bisschenMusik im Hintergrund, was wäre das schon, frage ich euch. Ein Krötenmarsch , genau, ihr nehmt mir das Wort aus dem Munde, ihr seid schneller als ich. Großer Gott, erst jetzt wacht ihr auf? Hättet ihr euch nicht früher hochrappeln können?
    Achtung, Vorsicht, er ruft mich zur Ordnung, ich soll mich an knappe, adäquate und sachliche Aussagen halten. Wasser und trocken Brot, diskutiert wird nicht mehr, revoltiert auch nicht, spuck aus, was du zu sagen, wir werden sehen, ob man zwei vernünftige Gedanken daraus entnehmen kann. H. äußert sich missbilligend über den Unbekannten, es findet, er nimmt den Mund ein bisschen sehr voll. Mir kommt eine Idee, es ist noch nicht alles verloren, ich fasse wieder Mut, dank H., dank euch, seitdem ihr aufgewacht seid, lieber spät als gar nicht. Ich werde ihn mit dem Lateintrick plattmachen, ich hatte auf der Triere keine Gelegenheit mehr, euch den vorzuführen, ihr habt zu früh gemeutert. Ja, ich weiß, es ist meine Schuld und eure auch, aber ich erinnere euch an die berühmte Milde des Kaisers Augustus, also lassen wir diese Fehlerdiskussion erst mal sein.
    Erinnert ihr euch noch an die Sache mit der Beschimpfung und ihrer Verzögerung? An meinen Rat,auf morgen zu verschieben, was ihr heute beschimpfen wolltet, um eure Konflikte in der Liebe wie im Krieg zu entschärfen? Ich flehe euch an, erinnert euch! Sagt mir nicht, dass ihr alles vergessen habt, ich habe nur noch euch. Doch, ihr erinnert euch, ich sehe es in euren Augen, danke, in euren Napfschnecken leuchtet es auf. Aufschieben, das ist gut und schön, aber wenn man es nicht kann ? Wenn die Wut wie glühende Lava in euch hochsteigt und auf unmittelbare Entladung drängt, ohne dass da ein gleichzeitiges anderes Gefühl wäre? Ich weiß den Trick, gebt mir nur eine Minute, lasst mich nicht allein mit diesem integren Typen. Also, ihr müsst eure Schmähung einfach auf Lateinisch raushauen. Ich schreibe euch den Satz fein säuberlich auf, lernt ihn auswendig, das ist eine Sache von wenigen Sekunden: Quo usque tandem abutere, Catilina, patientia nostra? ( Wie lange, Kretin, wirst du uns noch auf die Nerven gehen? ) Der Beschimpfte wird auf der Stelle gebremst, er kapiert nichts, und wenn er nichts kapiert, kann er auch nichts erwidern. Ergebnis: Er ist aus der Fassung gebracht, Schweigen, nichts läuft mehr wie vorgesehen, Ratlosigkeit des Beschimpften, Abbruch der Szene, Vorhang. Was einem Verzögerungseffekt gleichkommt, die Situation wird aufgefangen, das Schlimmste verhindert. Und das giltebenso für den Krieg wie für die Liebe, schreibt euch das hinter die Ohren. Für den Fall, dass euer Beschimpfter ein superschlauer Gelehrter ist,
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