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Vom Umgang mit sturen Eseln und beleidigten Leberwürsten - wie Sie Konflikte kreativ lösen

Vom Umgang mit sturen Eseln und beleidigten Leberwürsten - wie Sie Konflikte kreativ lösen

Titel: Vom Umgang mit sturen Eseln und beleidigten Leberwürsten - wie Sie Konflikte kreativ lösen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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einen Gegenstand, mal haben wir vollkommen verschiedene Einschätzungen über eine Sachlage, und ein drittes Mal können wir einen anderen einfach nicht »riechen«. Jeder Konflikt ist einzigartig und muss für sich betrachtet und gelöst werden. Das ist eine echte Herausforderung. Bei genauerer Betrachtung liegen hinter diesen einzigartigen Konfliktgeschichten ein paar wenige verschiedene Konfliktarten, in die sie sich einsortieren lassen. Das macht es leichter. Doch tatsächlich bleiben sie ganzheitlich und komplex. Deswegen gibt es Konflikte, die nicht nur einer Kategorie klar zugeordnet werden können, sondern verschiedene Teile vermischen. Im Folgenden lernen Sie sechs Arten kennen und erhalten zu jeder Art eine Empfehlung, mit welchem Vorgehen Sie an eine gute Lösung herankommen.
     
    Der Zielkonflikt
    Jeder von uns verfolgt mit seinem Handeln bestimmte Ziele. Warum entscheiden wir so und nicht anders? Warum machen wir bestimmte Dinge? Wir tun es so, weil wir davon ausgehen, dass wir damit unsere Ziele am besten erreichen. Sind zwei Personen, die unterschiedliche oder widersprüchliche Ziele verfolgen, voneinander abhängig, wird es erst einmal schwierig, weil damit die erste Voraussetzung für einen Konflikt bereits erfüllt ist. Wenn das Thema für beide auch noch sehr wichtig ist, ist ein Konflikt bereits vorprogrammiert (siehe Seite 16   ff.).
     
    Frau Ellinger arbeitet in einer Firma, die hochwertige Markenkleidung herstellt. Sie geht voll und ganz in ihrem Beruf auf. Sie leitet ein Team mit zwölf Designern, und ihr gemeinsames Ziel ist es, jedes Jahr
die
Top-Mode zu präsentieren. Für die Auswahl der Stoffe, der Farbtöne und Schnitte bereist das Team die ganze Welt in dem Bemühen, die Trends der Saison als Erste zu treffen und diese deutlich erfolgreicher als die Konkurrenz
in topmodische Markenkleidung umzusetzen. Kleine Details und Feinheiten machen hierbei den großen Unterschied. Nach intensiver kreativer Arbeit geht Frau Ellinger zu Frau Zapf, der Leiterin der Produktion, um mit ihr über die Entwürfe zu sprechen. Frau Zapf nimmt einen Blazer in Augenschein. Sie hat dabei ganz andere Ziele im Hinterkopf, ihr ist wichtig, die Modelle zwar in bester Qualität, aber möglichst kostengünstig herstellen zu können. Mit ihrem erfahrenen Blick entdeckt sie sofort die Schwachstellen: »Die Tasche können wir so nicht nähen«, sagt sie. »Mit dem Stoff ist es unmöglich, diese Kurve fehlerfrei hinzubekommen. Da produzieren wir 30   Prozent Abfall. Das wird sich für uns nicht rechnen. Könnten wir nicht einfach   … « Frau Ellinger fällt ihr ins Wort: »Das muss genau so aussehen!« Die Designerin hat kein Verständnis dafür, dass die Produktionsleiterin an den aufwendig entwickelten Modellen herumändern will. Sie denkt bei sich: »Jetzt will die Produktion schon unsere Designs bestimmen. Da können wir unsere Modelle in Zukunft gleich im Kaufhaus anbieten.«
     
    In jedem Unternehmen sind viele solcher Zielkonflikte angelegt. Sie sind sogar grundsätzlich vom Unternehmen so erwünscht. Warum?
    Zielkonflikte – wie oben beschrieben – gewährleisten, dass das Designerteam nicht die verrücktesten Modelle produziert, ganz gleich, was es kostet, und damit das Unternehmen in den finanziellen Ruin treibt. Andererseits hat die Produktion auch nicht die Macht, die Designs zu verändern und damit die Qualität der Produkte zu gefährden.
    Im Unternehmensinteresse ist das Rangeln um die beste Lösung unter Berücksichtigung aller Ziele ein wertvoller Prozess. Natürlich kostet das alle Beteiligte Zeit, Kraft und Nerven. Aber solche Auseinandersetzungen sind nicht überflüssig, sondern sinnvoll und notwendig.
    Das Problem: Im Alltag trennen die Beteiligten oft nicht zwischen Rolle und Person. Sie fühlen sich dann in der Auseinandersetzung persönlich angegriffen und reagieren emotional. Daraus entstehenpersönliche Spannungen zwischen den Kollegen, lähmende Endlosdiskussionen bis hin zu Machtkämpfen. Anstelle einer effizienten Zusammenarbeit gibt es gegenseitige Verärgerung, Reibungsverluste, Missverständnisse und Doppelarbeiten.
    Natürlich gibt es auch im Privatleben Zielkonflikte: Wenn er beispielsweise das Ziel hat, den Hauskredit so schnell wie möglich zurückzuzahlen, und deshalb furchtbar sparsam ist und sie das Leben in vollen Zügen genießen möchte, gerne im Luxus lebt und den Kredit lieber langsam über die Jahre abbezahlen möchte.
     
    Gegenseitige Ziele respektieren –
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