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Vollmondfieber: Roman (German Edition)

Vollmondfieber: Roman (German Edition)

Titel: Vollmondfieber: Roman (German Edition)
Autoren: Amanda Carlson
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zerbrechen! Ich habe ihn nicht umgebracht. Ich habe ihn nur gefesselt und in deinem Kleiderschrank verstaut. Nicht dass wir ihn später nicht doch noch töten müssten, weil er unser Geheimnis entdeckt hat. Jedenfalls konnte ich ihn schlecht einfach rausspazieren lassen, nicht wahr?«
    Ich stand wie erstarrt da. Ray Hart lag gefesselt in meinem Kleiderschrank?
    Danny redete ohne Pause weiter. »Hat sich beinahe in die Hose gemacht, als ich mich auf ihn gestürzt habe. Nur gut, dass er stattdessen in Ohnmacht gefallen ist. Wenn sie sich nicht mehr rühren, ist es viel einfacher, sie einzuschnüren. Aber mir war gar nicht klar, dass der Kerl ein Cop ist, bis Nick aufgetaucht ist, um die Polizisten abzuwimmeln, die hergekommen sind, um den Detective zu suchen. Nick hat sie überzeugt, dass sie die Wohnung bereits gründlich durchsucht haben. Wirklich praktisch, diese Überzeugungskunst! Ich wünschte, ich könnte das. Bei so einem Chaos ist das ziemlich vorteilhaft.«
    Ich sparte mir eine Antwort, da ich bereits im Laufschritt unterwegs zu meinem Schlafzimmer war.
    In meinem Bett hatte jemand geschlafen, und der Boden war übersät mit Essenspackungen und leeren Tellern. Wie es schien, war der arme Danny wirklich für eine Weile arg hilflos gewesen.
    Langsam näherte ich mich dem Kleiderschrank und blieb dann eine ganze Minute stehen, um mich zu sammeln. Ich wusste nicht, was ich zu sehen bekäme, wenn ich die Türen öffnete. Die Erinnerung an den toten Mann in meiner Badewanne ließ mich zögern.
    Meine Finger strichen über die Türknäufe, ehe ich die Schiebetüren mit einem Ruck aufzog. Zu meiner großen Erleichterung sah ich einen sehr wütenden und zugleich sehr lebendigen Detective auf einem Haufen Schuhe sitzen.
    Er war mit etwas geknebelt, das ganz nach einem meiner Pantys aussah. Beide Hände waren hinter dem Rücken mit etwas gefesselt, das ich nicht sehen konnte, das aber offenbar genug Widerstand bot. Er stierte mich so hasserfüllt und angeekelt an – wäre er ein Wolf gewesen, ich wäre wahrscheinlich zumindest für eine Moment zurückgewichen.
    Aber er war keiner.
    Ich hockte mich auf Augenhöhe vor ihn. »Hi, Ray! Wie schön, dass du wohlauf bist! Gefällt es dir in meinem Kleiderschrank?«
    Er versuchte gar nicht, sich zu rühren, was wohl bedeutete, dass ihn der Kampf zwischen Danny und dem Werwiesel von der Größe eines Hundes, dessen Zeuge er geworden war, ziemlich mitgenommen hatte. Aber er stieß eine ganze Reihe Verwünschungen aus. Wegen des Knebels konnte ich sie nicht so recht verstehen. Dennoch wusste ich sie in vollem Umfang einzuordnen. Sein Gesicht färbte sich puterrot, und in seinen Mundwinkeln sammelte sich Speichel.
    »Ray«, tadelte ich, »du musst dich beruhigen! Ich weiß, du bist gerade schrecklich aufgeregt. Aber sieh es doch mal von der positiven Seite: Du atmest noch. Das ist in deiner Lage schon ein enormer Erfolg. Die meisten Leute hätten in so einer Situation, nach allem, was du gesehen hast, das Atmen längst eingestellt.«
    Weitere Flüche und ein paar lebhafte Zuckungen.
    »Hör zu, so gern ich jetzt auch ein vertrauliches Gespräch mit dir führen würde, du wirst dir noch eine Weile merken müssen, was du mir sagen willst«, erklärte ich ihm. »Ich bin nur hergekommen, um mich zu vergewissern, dass du nicht tot bist. Und nun, da ich es mit eigenen Augen gesehen habe, muss ich zurück ins Wohnzimmer und den Rest dieses Chaos ordnen, das einmal mein Leben gewesen ist. Ob du es glaubst oder nicht, aber ich habe gerade einige wichtigere Dinge im Kopf. Du wirst dich also in Geduld üben müssen.«
    Ich erhob mich, woraufhin Ray ein Bein ausfuhr und mir heftig gegen das Knie rammte.
    Der Tritt ließ mich ein bisschen zurücktaumeln, aber ich fing mich sofort wieder. Wütend traf meinen Zustand nicht einmal ansatzweise. Mit übermenschlicher Geschwindigkeit stürzte ich mich auf Ray, dessen Augen sich vor Schreck weiteten. Furcht sickerte aus ihm heraus wie Luft aus einem durchstochenen Reifen.
    Ich knurrte, um den Eindruck zu festigen. »Hör mir genau zu, Raymond Hart: Du hast dich in Dinge eingemischt, die dich nie auch nur das Geringste angingen. Hast du verstanden? Du bist ein egoistischer, egozentrischer, hartnäckiger, gemeiner Bulle. Einer, der einfach nie Ruhe geben kann.« Er verzog das Gesicht. »Ich habe es durch nichts, ich wiederhole: durch nichts verdient, dass du dich so hartnäckig an meine Fersen heftest. Du hast absolut keinen Grund, mich so zu hassen,
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