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Vollmachten unbegrenzt

Vollmachten unbegrenzt

Titel: Vollmachten unbegrenzt
Autoren: K.H. Scheer
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Dienstmasken der GWA, die sofort als solche zu erkennen waren. Da erst bemerkte ich richtig, wie gewaltig sich unsere neuen Biomasken von den alten Kunststoffausführungen unterschieden. Immerhin erfüllten sie ihren Zweck, die Kollegen konnten niemals erkannt werden.
    Der Mann blieb vor uns stehen.
    „Captain Miller, Sir“, stellte er sich vor. Natürlich hieß er niemals Miller. Das war praktisch der Sammelname für jeden Agenten, wenn er sich schon einmal bereiterklärte, außer dem Rang überhaupt einen zu nennen.
    „Ja, bitte?“
    Die leuchtende GWA-Marke, mit der sich der Captain auswies, verschwand wieder im strahlungssicheren Plastiketui. Das maskierte Gesicht des aktiven Beamten war völlig ausdruckslos. Mir wurde etwas seltsam zumute, obwohl ich dem gleichen Verein angehörte.
    „Ich muß Sie und den ehemaligen Waffenoffizier der Titan bitten, mir sofort zu folgen“, erklärte er sachlich. „Sie werden ins GWA-Hauptquartier gebracht.“
    Ich fühlte den heißen Atem des Piloten in meinem Nacken. Der Mann würde unter allen Umständen dafür sorgen, daß unsere Verhaftung unter die Leute kam.
    „Was – was haben wir mit der GWA zu tun?“ fragte Hannibal, unruhig werdend.
    „Keine Fragen, bitte. Gehen Sie auf den Wagen zu.“
    Ich bemühte mich um einen leicht beunruhigten Blick. Teleobjektive richteten sich auf unsere Gruppe.
    Hannibal fluchte. Es entsprach seiner Art. Ich ging steil aufgerichtet zu dem Turbowagen hinüber.
    Vor dem Einstieg warf ich einen wirkungsvollen Blick in den strahlend blauen Himmel der Nevada-Wüste. Es war der Blick des abgesägten Raumkapitäns, der weit über sich ein prachtvolles Raumschiff mit startklaren Triebwerken weiß. Dann verschwand ich, und die Leute von der GWA folgten.
    Wir sausten mit aufheulender Sirene durch die Menschenmauer, umfuhren die riesenhaften Hangars und hielten schließlich vor einem bewaffneten Lufttransporter der GWA.
    Fünf Minuten später waren wir in der Luft. Als die scharfgepfeilten Stummeltragflächen den notwendigen Auftrieb erzeugten, fuhren die Rotoren automatisch ein, und das kernchemische Atomtriebwerk erwachte. Auf einer hellen Gasflamme fuhren wir in den Himmel, und der Autopilot brachte die Maschine auf Kurs.
    Da erst begannen die beiden Kollegen sachte zu lächeln. Der dritte Mann saß vorn in der Kanzel.
    „Wozu das?“ fragte ich sachlich.
    Der Captain zuckte mit den Schultern.
    „Wahrscheinlich ein Täuschungsmanöver, Sir. Natürlich müssen Sie spurlos verschwinden. Die Aufgabe der Titan ist streng geheim, nicht wahr?“
    Natürlich, ich verstand vollkommen! Man konnte den ehemaligen Kommandanten des Marsschiffes nicht einfach frei umherlaufen lassen, auch dann nicht, wenn er tausend Eide geschworen Hatte. Ein verkehrtes Wort, und die Sache mußte an die Öffentlichkeit kommen. Da besagte Öffentlichkeit selten objektiv und nüchtern genug ist, um erforderliche Dinge auch als erforderlich anzusehen, war es schon besser, wenn man einen Mann von meiner Art in eine luxuriöse Schutzhaft nahm.
    Von da an schwiegen wir. Die Kollegen hätten mir nichts verraten können, selbst wenn sie es gewollt hätten. Des Rätsels Lösung lag wie üblich bei General Reling, dem allmächtigen Chef der GWA.
    Die 18fache Überschallgeschwindigkeit brachte uns in knapp 20 Minuten nach Washington. Als wir in die westliche Luftschneise einflogen und auf vierzigtausend Fuß Höhe gingen, bemerkte ich, wie vorn ein weiteres Gerät eingeschaltet wurde.
    Ein drohend gewordener Summton erlosch, und eine blecherne Automatenstimme quäkte:
    „Richtiges Signal empfangen. Einflug erlaubt. Regierungszone nicht überfliegen. Raketenabwehr der Armee hat vor 18 Minuten Sonderanweisungen erhalten. Schalten Sie um auf Fernsteuerung.“
    Der als Pilot fungierende Kollege kippte einen Schalter um, und schon kam er gelassen nach hinten. Wenigstens erschien sein maskiertes Gesicht so.
    „Schon wieder neue Vorschriften, Sir“, lachte er etwas fahrig.
    Ich reichte ihm eine Zigarette, die er umständlich in einem Mundwinkel versenkte. Tonlos meinte er:
    „Danke, Sir. Die Sache ist so, daß Washington zu einem Brennpunkt geworden ist. Über Bern, Moskau und Peking liegt ebenfalls die Luftsperre. Das haben wir kurz vor dem Abflug erfahren. Einreise nur noch mit erdgebundenen Fahrzeugen, die vorher auf Herz und Nieren überprüft werden können. Der Luftkorridor zum Hauptquartier ist so schmal, daß man ihn mit Handsteuerung garantiert verfehlt. Geschieht das,
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