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Vollendet - Der Aufstand (German Edition)

Vollendet - Der Aufstand (German Edition)

Titel: Vollendet - Der Aufstand (German Edition)
Autoren: Neal Shusterman
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nicht genügend Platz, sich zu bewegen. Starkey fragt sich, ob die Erwachsenen es vielleicht spaßig finden, hormongesteuerte Teenager auf engstem Raum zusammenzupferchen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass sie nicht mehr tun können als atmen.
    »Mir würde es nichts ausmachen zu ersticken, wenn ich nur mit dir zusammen wäre«, sagt das Mädchen. Das ist schmeichelhaft, macht sie aber nur noch uninteressanter für ihn.
    »Es gibt bessere Gelegenheiten«, erklärt er ihr in dem Wissen, dass die nie kommen werden – zumindest nicht für sie. Doch kaum etwas hält die Menschen besser bei Laune als die Hoffnung.
    Schließlich finden sie in so etwas wie einen symbiotischen Atemrhythmus. Er atmet ein, wenn sie ausatmet, damit sie sich mit dem Brustkorb nicht gegenseitig den Platz wegnehmen.
    Nach einer Weile spüren sie eine Erschütterung. Starkey, der einen Arm um das Mädchen gelegt hat, hält sie etwas fester, denn wenn er ihr die Angst nimmt, lindert das auch seine. Bald folgt eine Beschleunigung wie in einem Rennauto, doch dann ändert sich die Position ihrer Kiste, sodass sie mit den Füßen leicht zum Sargende rutschen.
    »Flugzeug?«, fragt das Mädchen.
    »Glaube schon.«
    »Und was jetzt?«
    Er antwortet nicht, weil er es auch nicht weiß. Als Starkey schon schwindelig wird, fällt ihm die Sauerstoff-Flasche ein. Er öffnet das Ventil, bis ein leises Zischen zu hören ist. Der Sarg ist nicht luftdicht abgeschlossen, aber fest genug verriegelt, dass sie ohne diese Sauerstoffzufuhr ersticken würden, auch in der Druckkabine eines Flugzeugs. Nach wenigen Minuten schläft das Mädchen vor Aufregung und Erschöpfung ein. Nicht so Starkey. Erst eine Stunde später weckt die Erschütterung der Landung das Mädchen auf.
    »Wo sind wir?«, fragt sie.
    Starkey ist durch die beengten Verhältnisse gereizt, will es sich aber nicht anmerken lassen. »Werden wir sicher bald erfahren.«
    Zwanzig Minuten spannt man sie noch auf die Folter, doch dann wird der Deckel entriegelt und geöffnet, und die beiden erstehen von den Toten auf.
    Ein Jugendlicher mit Zahnspange beugt sich über sie und lächelt sie an.
    »Hallo, ich bin Hayden, und ich bin heute euer persönlicher Retter«, sagt er fröhlich. »Na so was! Kein Erbrochenes, keine sonstigen unerfreulichen Körperflüssigkeiten. Ihr seid echte Glückspilze!«
    Starkey, dem die Füße eingeschlafen sind, ordnet sich in die Reihe derer ein, die aus dem Frachtraum des Flugzeugs ins blendende Tageslicht taumeln. Als sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnt haben, kommt ihm der Anblick wie eine Fata Morgana vor: eine Wüste, in der in Reih und Glied Tausende von Flugzeugen stehen.
    Starkey hat schon von solchen Flugzeugfriedhöfen gehört, auf denen ausgemusterte Maschinen abgestellt werden. Rund um die Flugzeuge sieht er bewaffnete Jugendliche in Militärkleidung. Sie sehen ähnlich aus wie die Erwachsenen im letzten Geheimversteck, nur jünger. Und sie fordern die Neuankömmlinge auf, sich in loser Formation am Fuß der Rampe aufzustellen. Ein Jeep nähert sich ihrem Flugzeug. Offenbar kommt da jemand Wichtiges, jemand, der ihnen sagen wird, warum sie hier sind.
    Als der Jeep zum Stehen kommt, steigt ein recht durchschnittlich aussehender Teenager in blauer Militärkleidung aus. Er ist in Starkeys Alter, vielleicht ein bisschen älter, und über die rechte Gesichtshälfte ziehen sich mehrere Narben.
    Bei seinem Anblick geht ein Raunen durch die Menge. Als der Junge die Hand hebt, um für Ruhe zu sorgen, fällt Starkey eine Hai-Tätowierung auf dem Unterarm auf.
    »Das gibt’s doch nicht!«, sagt ein dicker Junge neben Starkey. »Weißt du, wer das ist? Das ist der Flüchtling aus Akron! Das ist Connor Lassiter.«
    »Mach dich nicht lächerlich«, spottet Starkey. »Der Flüchtling aus Akron ist tot.«
    »Ist er nicht! Er ist hier!«
    Allein bei der Vorstellung durchfährt Starkey ein Adrenalinschub, der seinen erlahmten Blutkreislauf wieder in Gang bringt. Nein – als er sich den Typen, der Ordnung in das Chaos zu bringen versucht, genauer ansieht, hält er es für ausgeschlossen, dass das Connor Lassiter ist. Der passt überhaupt nicht ins Bild. Sein Haar ist nicht etwa cool zurückgegelt, wie Starkey es sich immer vorgestellt hat, sondern zerzaust. Er sieht zu offen und zu ehrlich aus – vielleicht nicht unschuldig, aber jedenfalls bei Weitem nicht so abgebrüht und zornig, wie es der Flüchtling aus Akron sein müsste. Das Einzige, das sich auch nur annähernd mit
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