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Vollendet - Der Aufstand (German Edition)

Vollendet - Der Aufstand (German Edition)

Titel: Vollendet - Der Aufstand (German Edition)
Autoren: Neal Shusterman
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Verlust.«
    An diesem Abend nimmt Doggengesicht ihn mit in einen Abwassertunnel, in dem er sich schon länger versteckt, und als der andere einschläft, geht Starkey an die Arbeit: Er klingelt an einer Haustür in der Nähe und rennt davon.
    Allerdings hat er vorher noch einen Zettel mit einer handgemalten Karte und folgender Notiz vor die Tür gelegt:
    Brauchen Sie Geld? Schicken Sie die JuPos an den Ort mit dem Kreuzchen, dann bekommen Sie eine fette Belohnung. Frohe Weihnachten!
    Kurz vor Sonnenaufgang beobachtet Starkey von einem nahe gelegenen Flachdach aus, wie die JuPos den Abwasserkanal stürmen und Doggengesicht herausziehen wie einen Pfropfen Ohrenschmalz.
    »Gratuliere, Arschloch«, sagt er. »Du bist soeben gestorcht worden.«
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    »Als meine Eltern die Umwandlungsverfügung unterzeichnet haben, hatte ich Angst. Ich wusste ja nicht, was auf mich zukommt. Ich dachte: ›Warum ich? Wofür werde ich bestraft?‹ Aber als ich ins BigSky Ernte-Camp kam, war alles anders. Ich habe andere kennengelernt, die sind wie ich und mich so akzeptieren, wie ich bin. Ich erfuhr, dass jeder einzelne Teil von mir kostbar und wertvoll ist. Den Leuten im BigSky Ernte-Camp habe ich es zu verdanken, dass ich vor der Umwandlung jetzt keine Angst mehr habe.«
    Der geteilte Zustand? Wow – was für ein Abenteuer!
    Jeder EA klaut. Mit diesem Argument wollen die Behörden die Bevölkerung davon überzeugen, dass Wandler durch und durch verdorben sind, dass sie von Natur aus Gauner sind und dass man sie von ihrer kriminellen Ader nur trennen kann, indem man sie in lauter kleine Teile zerlegt.
    Das Klauen wurde Wandlern aber nicht in die Wiege gelegt, sondern ist schlicht eine Notwendigkeit. Jugendliche, die in ihrem Leben noch keinen Cent stibitzt haben, entwickeln plötzlich lange Finger und stehlen alles, was sie zum Leben brauchen, von Lebensmitteln über Kleidung bis hin zu Medikamenten. Bei denen, die sowieso schon einen Hang zum Kriminellen hatten, verstärkt sich diese Tendenz nur noch.
    Starkey ist in dieser Hinsicht kein Unschuldslamm, doch seine Delikte waren immer eher rebellischer Natur. Er klaute, wenn ein Verkäufer ihn misstrauisch ansah. Gebäude, die für die Ungerechtigkeit der Welt standen, versah er mit Sprüchen seiner persönlichen Weltanschauung, gespickt mit gepfefferten Schimpfwörtern. Einem Nachbarn, der seine Kinder immer ins Haus schickte, wenn Starkey vorbeikam, klaute er sogar einmal das Auto. Mit ein paar Freunden machte er eine Spritztour und sie hatten einen Riesenspaß. Unterwegs streifte er mehrere parkende Autos und büßte zwei Felgen und eine Stoßstange ein. Die Fahrt war zu Ende, als das Auto über den Randstein bollerte und einen Briefkasten unter sich begrub. Das Ergebnis war ein Totalschaden am Auto. Und Starkey hatte sein Ziel erreicht.
    Sie konnten ihm nie etwas beweisen, aber jeder wusste, dass er es war. Er hielt es nicht gerade für eine seiner Glanzleistungen, doch dem Typen, der nicht wollte, dass Starkey dieselbe Luft atmete wie seine Kinder, musste er einfach einen Denkzettel verpassen.
    Nun, da er ein Mörder ist, wirken solche Aktionen geradezu lächerlich. Aber nein – Selbstvorwürfe bringen ihn jetzt nicht weiter. Er ist schließlich so etwas wie ein Krieger, ein Soldat im Kampf gegen die Umwandlung. Und Soldaten bekommen Orden dafür, dass sie Feinde töten. Obwohl ihn die Nacht in der Gefängnisgasse in schwachen Momenten noch quält, hält sich sein schlechtes Gewissen in Grenzen. Er hat ja schließlich auch kein schlechtes Gewissen, wenn er Leute von ihrer Brieftasche befreit.
    Starkey, der eines Tages gern ein großer Zauberer in Las Vegas sein will, hat oft seine Freunde mit seinen Künsten unterhalten und Erwachsene in Angst und Schrecken versetzt, indem er die Uhr von ihrem Handgelenk verschwinden und in anderer Leute Taschen wieder auftauchen lassen hat. Das ist ein einfacher Trick, an dessen Perfektionierung er aber lange arbeiten musste. Wenn er Brieftaschen und Geldbeutel klaut, folgt er demselben Prinzip, einer Mischung aus Ablenkung, Geschicklichkeit und einem festen Glauben an sich selbst.
    An diesem Abend nimmt sich Starkey einen Mann vor, der betrunken aus einer Kneipe stolpert und sich gerade die vollgestopfte Brieftasche in die weite Außentasche seines Mantels steckt. Auf dem Weg zum Auto fummelt der Betrunkene an seinem Schlüssel herum. Starkey spaziert an ihm vorbei und rempelt ihn von der Seite an. Die Schlüssel fallen zu Boden. »Oh, tut
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